Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
herausfloss. „Ich werde mit jedem Tag wertvoller“, sagte er und versetzte Jonas den Todesstoß.
Als er sich erhob, erfüllte ihn nicht die Befriedigung über eine zu seiner Zufriedenheit erledigte Aufgabe, sondern das furchtbare Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Der Bulle, den Jonas erwähnt hatte … Wer er auch sein mochte, er stand auf der Seite von Armand Bouchart und wusste, dass sich Altaïr und Maria in Kyrenia aufhielten. War das der Grund für Altaïrs Beunruhigung?
Er kletterte zu den Dächern empor und machte sich umgehend auf die Suche nach Markos und Maria …
„Maria“, sagte Altaïr, als er sie gefunden hatte, „es sieht ganz so aus, als hätte man ein beträchtliches Sümmchen auf uns ausgesetzt.“
Wie er es sich gedacht hatte, saß sie auf einer steinernen Bank zwischen Markos und einem anderen Widerständler. Ihr Gesicht zeigte den finsteren Ausdruck, an den er sich langsam gewöhnte.
„Ein Kopfgeld? Verdammt sei Bouchart. Wahrscheinlich hält er mich für Euren Lehrling.“
„Jemand, den man den Bullen nennt, hat seine Männer auf die Suche nach uns geschickt.“
Maria zuckte wie von einer Nadel gestochen zusammen. „Der Bulle? Dann hat man diesem Fanatiker also seinen eigenen Bezirk gegeben?“
„Ist er ein Freund von Euch?“, fragte Altaïr spöttisch.
„Mitnichten. Sein Name ist Moloch. Er ist ein heuchlerischer Prahlhans mit Armen wie Baumstämme.“
Altaïr wandte sich an Markos. „Kennt Ihr das Versteck des Widerstands im Viertel der Bürgerlichen?“
„Ich weiß, wo es ist, aber betreten habe ich es noch nie.“ Markos hob die Schultern. „Ich bin nur ein Fußsoldat des Widerstands.“
Altaïr dachte nach, dann sagte er: „Maria und ich dürfen nicht zusammen gesehen werden, also muss sie bei Euch bleiben. Passt auf, dass Euch niemand sieht, und trefft mich dort.“
„Ich kenne ein paar Seitengassen und Tunnel.“
„Das wird vielleicht etwas länger dauern, aber so gelangt sie wenigstens unversehrt dorthin.“
Getrennt machten sie sich auf den Weg zum Unterschlupf. Altaïr traf als Erster ein. Barnabas hatte sich auf Getreidesäcken ausgestreckt, stand aber sogleich auf, als Altaïr hereinkam, und unterdrückte wie aus dem Schlummer gerissen ein Gähnen.
„Ich habe gerade erfahren, dass jemand die Leiche des armen Jonas gefunden hat“, sagte er mit Hohn in der Stimme. „Was für ein Jammer, nicht?“ Er strich sich Getreidekörner von der Kleidung.
„Ihr habt ihn besser gekannt als ich“, sagte Altaïr. „Ich bin sicher, er wusste, wie gefährlich es ist, für beide Seiten zu arbeiten.“ Er musterte Barnabas eingehend und bemerkte dessen schiefes Grinsen. Das Töten bereitete Altaïr keine Genugtuung, ganz gleich, um wessen Tod es ging, und er hielt nicht viel von Menschen, die das anders sahen, ob es nun Templer, Assassinen oder Widerständler waren. Einerseits war Barnabas ein Verbündeter. Andererseits … Wenn Altaïr sich auf etwas verlassen konnte, dann war es sein Instinkt, und dieser Instinkt nagte jetzt in ihm, ganz leise nur, aber unaufhörlich.
Barnabas fuhr fort: „Ja. Bedauerlicherweise hat das die Lage allerdings erschwert. Jonas war ein geachteter Zypriot, und sein Tod hat in der Nähe der alten Kirche für Aufruhr gesorgt. Das Volk giert nach Vergeltung, und der Bulle wird verkünden, dass Ihr für Jonas’ Tod verantwortlich seid. Womöglich verliert Ihr dadurch die Unterstützung des Widerstands.“
Was? Altaïr starrte ihn an. Er glaubte seinen Ohren kaum. Und sein Instinkt verlegte sich vom leisen Nagen auf heftiges Rumoren. „Aber Jonas hat den Widerstand verraten. Wussten die Leute das nicht?“
„Nicht genug von ihnen, fürchte ich“, räumte Barnabas ein. „Der Widerstand ist ziemlich weit verstreut.“
„Nun, Ihr werdet Gelegenheit haben, es ihnen selbst zu sagen“, erklärte Altaïr. „Es sind gerade ein paar Männer auf dem Weg zu uns.“
„Ihr führt Leute hierher?“ Barnabas blickte besorgt drein. „Könnt Ihr ihnen vertrauen?“
„Im Moment bin ich mir nicht sicher, wem ich vertrauen kann“, sagte Altaïr, „aber es ist das Risiko wert. Jetzt muss ich mir erst einmal selbst ein Bild von diesem Aufruhr machen.“
„Und was unseren Handel angeht“, sagte Barnabas, „ich werde sehen, was ich tun kann, um Euch in Boucharts Nähe zu bringen. Ein Geschäft ist ein Geschäft, nicht wahr?“ Er lächelte wieder.
Ein Lächeln, das Altaïr nicht gefiel. Mehr noch, es gefiel ihm immer weniger mit
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