Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)
die Straßen, in den Häfen wucherten Trunkenheit und Gewalt. Der einzige Teil der Stadt, in dem es nicht nach Tod und Verzweiflung stank, war das sogenannte Kettenviertel, in dem die Kreuzfahrer residierten, wo Richard seine Zitadelle und William sein Quartier hatte. Von dort aus hatten die Kreuzfahrer Akkon zur Hauptstadt des Königreichs Jerusalem ausgerufen und als Stützpunkt zur Aufstockung ihrer Vorräte genutzt, bevor Richard nach Jaffa aufgebrochen war und die hiesige Verantwortung Wilhelmübertragen hatte. Dessen Herrschaft hatte bisher nur zu einer Verschlimmerung der allzu offensichtlichen Probleme der Stadt geführt, von denen sich Altaïr auf Schritt und Tritt umgeben sah, als er durch die Straßen ging. Er war froh, als er seine Ermittlungen abschließen und sich auf den Weg zum Assassinenbüro machen konnte. Dort saß der Rafiq, Jabal mit Namen, und gurrte einer Taube zu, die er in der Hand hielt. Als Altaïr eintrat, sah er auf.
„Ah, Altaïr“, sagte er in freundlichem Ton. „Ein Vögelchen hat mir Euren Besuch angekündigt.“
Er lächelte über seinen eigenen Scherz, dann gab er die Taube frei. Sie ließ sich auf dem Tresen nieder, wo sie ihr Brustgefieder aufplusterte, um dann wie ein geflügelter Wächter hin und her zu patrouillieren. Jabal sah dem Tier mit belustigtem Blick zu, dann drehte er sich auf seinem Stuhl um und wandte sich seinem Besucher zu.
„Und wer ist der Bedauernswerte, den Al Mualim Eure Klinge kosten lassen will, Altaïr?“, fragte er.
„Al Mualim hat die Hinrichtung eines Mannes namens Garnier von Nablus befohlen.“
Jabal zuckte zusammen. „Ihr sollt den Großmeister des Johanniterordens töten?“
Alta Ï r nickte langsam. „Genau den. Und ich habe bereits beschlossen, wann und wo ich zuschlagen werde.“
„Dann teilt Euer Wissen mit mir.“ Jabal wirkte beeindruckt und das zu Recht.
„Er lebt und arbeitet im Hospital seines Ordens“, begann Altaïr, „nordwestlich von hier. Gerüchten zufolge werden dort Gräueltaten verübt.“
Während Altaïr dem Büroleiter berichtete, was er wusste, nickte Jabal, dachte über die Worte nach und fragte schließlich: „Wie sieht Euer Plan aus?“
„Garnier hält sich vornehmlich in seiner Unterkunft innerhalb des Hospitals auf und verlässt sie nur gelegentlich, um nach seinen Patienten zu sehen. Wenn er seinen Rundgang macht, werde ich zuschlagen.“
„Offensichtlich habt Ihr Euch die Sache gut überlegt. Ihr dürft gehen.“ Und damit reichte er Altaïr den Marker von Al Mualim. „Entfernt diesen Schmutzfleck von Akkon, Altaïr. Vielleicht hilft es Euch bei Eurer eigenen Läuterung.“
Altaïr nahm die Feder, bedachte Jabal mit einem unheilvollen Blick – musste man seine Schmach denn jedem Assassinen auf die Nase binden? – und ging. Er nahm den Weg über die Dächer der Stadt, bis das Hospital in Sicht kam. Er hielt inne, verschnaufte und sammelte seine Gedanken, während er auf das Hospital hinabblickte.
Altaïr hatte Jabal nur eine gekürzte Fassung dessen geliefert, was er herausgefunden hatte. Seinen wahren Abscheu hatte er vor dem Büroleiter verheimlicht. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass Garnier von Nablus der Großmeister des Johanniterordens war. Der Orden war in Jerusalem gegründet worden, um bedürftigen Pilgern zu helfen, und unterhielt jetzt auch eine Niederlassung in einer der ärmsten Gegenden von Akkon.
Aber dort tat Nablus nach Altaïrs Informationen alles andere, als Hilfe zu leisten.
Im Johanniterviertel hatte er zwei Angehörige des Ordens belauscht, die sich darüber unterhalten hatten, dass Garnier gewöhnliche Bürger, die das Hospital aufsuchen wollten, abwies, und deshalb neigten diese Menschen zur Gewalt. Einer der beiden hatte gesagt, er fürchte eine Neuauflage eines Skandals, wie er sich in Tyros zugetragen habe.
„Was für ein Skandal?“, hatte sein Freund ihn gefragt.
Der Mann hatte sich zu seinem Gefährten vorgebeugt, um ihm zu antworten, und Altaïr hatte angestrengt lauschen müssen. „Dort hat Garnier früher gelebt“, hatte der Mann gesagt, „aber es kam zu einem Skandal, woraufhin man ihn verbannte. Es heißt, er habe an Bewohnern der Stadt Experimente durchgeführt.“
Der andere Mann war etwas blass um die Nase geworden. „Was für Experimente waren das?“
„Einzelheiten sind mir nicht bekannt, aber ich frage mich, ob er nicht wieder damit angefangen hat. Schließt er sich deswegen in der Johanniterfestung ein?“
Später hatte Altaïr
Weitere Kostenlose Bücher