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Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Der geheime Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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eine Schriftrolle gelesen, die er einem Helfer von Nablus aus der Tasche geklaut hatte. Der Johanniter hätte nicht die Absicht, seine Patienten zu heilen, stand da zu lesen. Man belieferte ihn mit Versuchspersonen aus Jerusalem, an denen er für einen unbekannten Auftraggeber Tests vornahm, die seine Opfer in bestimmte Zustände versetzen sollten. Und Tamir  – der unlängst dahingeschiedene Tamir  – war beauftragt worden, Waffen für dieses Unternehmen zu beschaffen.
    Ein Satz stach Altaïr besonders in Auge: „Wir sollten bestrebt sein zurückzuerlangen, was uns genommen wurde.“ Was bedeutete das? Während er noch darüber rätselte, hatte er seine Ermittlungen fortgesetzt. Er hatte gehört, dass der Großmeister „Irren“ erlaubte, auf dem Gelände des Hospitals frei umherzuspazieren. Und als die Bogenschützen auf den Wehrgängen über dem Hospital ihre Posten verließen, hatte Altaïr festgestellt, dass Nablus seinen Rundgang gern ohne Leibwächter unternahm und dass nur Mönchen der Zutritt gewährt wurde.
    Dann, als er sämtliche Informationen, die er brauchte, gesammelt hatte, war Altaïr zu Jabal gegangen, um sich Al Mualims Feder abzuholen.

12
    Jetzt ging er um die Außenseite eines Gebäudes herum, das an die Festung der Johanniter angrenzte. Wie erwartet stieß er dort auf eine Wache, einen Bogenschützen, und Altaïr beobachtete, wie der Mann den Laufgang entlangging und ab und zu einen Blick in den Hof hinunterwarf, hauptsächlich aber die Dächer im Auge behielt. Altaïr sah zur Sonne hoch. Gleich musste es so weit sein, dachte er und lächelte in sich hinein, als der Bogenschütze in diesem Moment tatsächlich zu einer Leiter ging und nach unten stieg.
    Altaïr hielt sich geduckt. Er sprang vom Dach auf den Laufgang und pirschte vorwärts, bis er über den Rand und in den Hof hinunterschauen konnte. Der Bereich war von steilen Mauern aus grauem Stein umgeben, in der Mitte erhob sich ein Brunnen, ansonsten jedoch war der Hof leer, ganz anders als es bei den meisten der verzierten und schmuckreichen Gebäuden der Fall war, die man sonst in Akkon fand. Altaïr machte mehrere Wachen in den wattierten schwarzen Gewändern der Johanniter aus, die alle ein weißes Kreuz auf der Brust trugen, sowie eine Gruppe von Mönchen. Zwischen ihnen bewegten sich Menschen ohne Schuhwerk und Hemd, bei denen es sich vermutlich um Patienten handelte. Arme Geschöpfe, die mit ausdruckslosen Gesichtern und glasigem Blick ziellos umherstreiften.
    Altaïr legte die Stirn in Falten. Obgleich der Laufgang nun unbewacht war, konnte er sich doch nicht einfach in den Hof hinunterlassen, ohne gesehen zu werden. Er schlich sich zur Vorderseite des Hospitals, von wo aus er auf die Straße hinausschauen konnte. Auf dem steinernen Pflaster, das die Sonne ausgebleicht hatte, bettelten bedürftige Einwohner und ihre Familien bei den Wachen um Einlass. Andere, die den Verstand verloren hatten, tappten in der Menge umher, warfen die Arme in die Luft und gaben Kauderwelsch und Obszönitäten von sich.
    Und dort  – Altaïr lächelte bei ihrem Anblick  – war eine Gruppe von Gelehrten. Sie gingen durch die Menge, als sei sie gar nicht vorhanden, blind und taub für das Leid und den Tumult. Und es sah so aus, als hielten sie auf das Hospital zu. Altaïr machte sich das Durcheinander zunutze und ließ sich unbemerkt auf die Straße hinunter. Dort schloss er sich den Gelehrten an, senkte den Kopf und konzentrierte sich auf seine dahinschlurfenden Füße. Hin und wieder riskierte er einen vorsichtigen Blick, um nachzusehen, wo sie waren. Wie er gehofft hatte, gingen sie zum Hospital, wo die Wachen beiseitetraten und sie in den Hof passieren ließen.
    Altaïr rümpfte die Nase. Hatte es draußen auf der Straße noch nach Stadt gerochen, nach Gebackenem, Parfüm und Gewürzen, herrschte hier drinnen der Gestank des Leidens, von Tod und menschlichen Exkrementen. Von irgendwoher  – hinter einer doppelflügeligen Tür hervor  – drangen erst schmerzerfüllte Schreie und dann leises Stöhnen. Das musste der Haupttrakt des Hospitals sein, vermutete Altaïr. Seine Annahme bestätigte sich, als die Türhälften plötzlich aufflogen und ein Patient auf den Hof herauswankte.
    „Nein. Hilfe. Helft mir!“, schrie er. Sein Gesicht war angstverzerrt, seine Augen geweitet. „Bitte helft mir. Ihr müsst mir helfen.“
    Ein Wächter jagte hinter ihm her. Eines seiner Augenlider sah aus, als sei es einmal durch einen Schnitt verletzt

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