Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
hin, dass ihm die Möglichkeiten ausgegangen waren und er sich in die Enge getrieben fühlte.
„Cesare hat die Kardinäle bestochen, damit sie sich vom Papst lossagen und auf seine Seite stellen. Sobald er den Rest des Landes im Namen Roms unterworfen hätte, sollte ich gegen die Hauptstadt ziehen und den Vatikan bezwingen, mitsamt allen anderen, die sich dem Willen des Generalhauptmanns widersetzen.“
De Valois fuchtelte wild mit seiner Pistole herum, und als er sich umdrehte, sah Ezio, dass er im Gürtel noch zwei weitere stecken hatte.
„Das war nicht meine Idee“, fuhr de Valois fort. „Ich stehe über solchen Intrigen.“ Eine Spur der alten Eitelkeit schlich sich wieder in seine Stimme. Ezio fragte sich, ob er dem Mann schon zu viel Spielraum gelassen hatte. Er trat vor und sprang tollkühn hinunter in den Hof, wo er geduckt wie ein Panther aufkam.
„Zurück!“, schrie de Valois. „Oder ich …
„Krümmt der Frau auch nur ein Haar, und meine Bogenschützen dort oben werden Euch mit mehr Pfeilen durchbohren als Santo Sebastiano“, zischte Ezio. „Und nun, Ihr adelige kleine Seele, was sollte für Euch dabei herausspringen?“
„Da ich aus dem Hause der Valois stamme, wird Cesare mir Italien geben. Ich werde hier regieren, wie es mir von meiner Geburt her geziemt.“
Ezio hätte beinahe aufgelacht. Bartolomeo hatte nicht übertrieben, ganz im Gegenteil, als er diesen Aufschneider als Spatzenhirn bezeichnet hatte! Aber er hatte nach wie vor Pantasilea in seiner Gewalt, und somit war er immer noch gefährlich.
„Gut. Und nun lasst die Frau gehen!“
„Bringt mich erst hier raus! Dann lasse ich sie gehen.“
„Nein.“
„Ich genieße König Ludwigs Vertrauen. Ihr könnt in Frankreich verlangen, was Ihr wollt, und es wird Euer sein. Ein Anwesen vielleicht? Ein Titel?“
„All diese Dinge besitze ich bereits. Hier. Und Ihr werdet niemals über sie herrschen.“
„Die Borgia haben versucht, die natürliche Ordnung umzukehren.“ De Valois schlug jetzt einen anderen Kurs ein und versuchte, Ezio zu beschwatzen. „Ich habe vor, sie wiederherzustellen. Königliches Blut soll regieren, nicht das stinkende, verkommene Zeug, das durch ihre Adern fließt.“ Er hielt inne. „Ich weiß, dass Ihr kein Barbar seid, so wie sie.“
„Weder Ihr noch Cesare oder der Papst oder sonst jemand, der nicht Frieden und Gerechtigkeit im Sinn hat, wird Italien je regieren, solange ich noch Leben in mir habe“, sagte Ezio und trat langsam vor.
Angst schien es dem französischen General unmöglich zu machen, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Die Hand, mit der er Pantasilea die Pistole an den Kopf hielt, zitterte, doch er wich nicht zurück. Offenbar waren sie allein in seinem Quartier, es sei denn, die einzigen anderen Anwesenden waren Diener, die klug genug waren, sich zu verstecken. Ein stetes, schweres Dröhnen war zu hören, wie von gezielt geführten, langsamen Schlägen, und die Außentür des Quartiers erbebte. Bartolomeo musste die Franzosen geschlagen und einen Rammbock herbeigeschafft haben.
„Bitte …“, stammelte der General. Alles Weltmännische war von ihm abgefallen. „Ich werde sie töten.“ Er schaute zu der Öffnung im Dach hinauf und versuchte, einen Blick auf Ezios imaginäre Bogenschützen zu erhaschen, ohne auch nur im Geringsten daran zu denken – wie Ezio es eigentlich befürchtet hatte, als er sie erwähnte –, dass mit Pfeil und Bogen bewaffnete Soldaten längst von der modernen Kriegsführung abgelöst worden waren – auch wenn ein Bogen immer noch sehr viel schneller wieder schussbereit war als eine Pistole oder eine Muskete.
Ezio trat noch einen Schritt vor.
„Ich gebe Euch alles, was Ihr wollt. Ich habe Geld hier, viel Geld. Es ist der Sold für meine Männer, aber ihr könnt alles haben. Und ich … ich … ich tue auch alles, was Ihr von mir wollt.“ Seine Stimme war jetzt ein einziges Flehen, und er gab eine so jämmerliche Gestalt ab, dass Ezio seine Verachtung kaum bezähmen konnte. Und dieser Mann sah sich tatsächlich als König von Italien?
Er schien es ja kaum wert zu sein, getötet zu werden.
Ezio war inzwischen ganz dicht bei ihm, und sie sahen einander in die Augen. Ezio nahm erst langsam die Pistole, dann die Leine aus den kraftlosen Händen des Generals. Mit einem erleichterten Wimmern hüpfte Pantasilea auf ihren zusammengeketteten Füßen beiseite und verfolgte das weitere Geschehen aus großen Augen.
„Ich … ich wollte nur Respekt“,
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