Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Bruder weitergegeben hatte – und das mit sichtlichem Erfolg, wie Cesares schnelle Rückkehr nach Rom bewies.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Lucrezia verärgert. „Ich habe gestern Abend frisches Cantarella bestellt. Toffana sollte es mir persönlich bis zum Mittag liefern. Habt Ihr sie gesehen? Was ist los?“
„Es tut mir furchtbar leid, mia signora , aber ich habe gerade gehört, dass der Papst die Lieferung abgefangen hat. Er hat alles für sich selbst beansprucht.“
„Dieser alte Bastard! Wo ist er?“
„In seinen Gemächern, Madonna . Es findet ein Treffen statt …“
„Ein Treffen? Mit wem?“
Der Leibwächter zögerte. „Mit Cesare, Madonna .“
Das musste Lucrezia erst einmal verarbeiten. Dann sagte sie wie im Selbstgespräch: „Das ist ja merkwürdig. Mein Vater hat mir nichts davon erzählt, dass Cesare wieder hier ist.“
Tief in Gedanken verließ sie das Zimmer.
Der Leibwächter blieb allein zurück und machte sich ans Aufräumen, er rückte Tische und Stühle zurecht und murmelte dabei vor sich hin.
Ezio wartete einen Moment lang, ob sich noch weitere wertvolle Informationen aufschnappen ließen, aber der Leibwächter sagte nur: „Diese Frau macht mir so viel Ärger … Warum bin ich nicht in den Ställen geblieben? Dort ging’s mir doch gut! Aber diese Beförderung! Wann immer ich auch nur einen Botengang erledige, habe ich meinen Kopf praktisch schon auf dem Richtblock. Und dann muss ich auch noch vor jeder Mahlzeit ihr verdammtes Essen vorkosten.“ Er schnaufte, dann fügte er hinzu: „Was für eine Familie!“
43
Nach diesen Worten machte sich Ezio aus dem Staub. Er schlich sich durch den Garten zu den Gemächern des Papstes, und da der einzige Eingang streng bewacht wurde und er keine Aufmerksamkeit erregen wollte – es konnte ohnehin nicht mehr lange dauern, bis man die Leichen der Wachen entdeckte, die er getötet hatte –, suchte er sich eine Stelle, von der aus er ungehindert zu den großen Fenstern des Gebäudes hinaufklettern konnte. Sein Verdacht, dass es sich dabei um eines der Fenster des Arbeitszimmers des Papstes handelte, bestätigte sich. Die breite Fensterbank ragte links und rechts über die eigentliche Öffnung hinaus, sodass Ezio sich dort hinhocken konnte, ohne von drinnen gesehen zu werden. Mit der Klinge seines Dolches gelang es ihm, eine Scheibe etwas aufzuhebeln. Durch den Spalt würde er hören, was drinnen gesprochen wurde.
Momentan befand sich Rodrigo – beziehungsweise Papst Alexander VI . – noch allein im Zimmer. Er stand neben einem Tisch, auf dem sich eine große silberne Schale mit roten und gelben Äpfeln befand, die er nervös zurechtrückte, als sich die Tür öffnete und Cesare hereinkam. Er war unübersehbar zornig und brauste ohne Umschweife auf: „Was zum Teufel geht da vor?“
„Ich weiß nicht, was du meinst“, erwiderte sein Vater reserviert.
„Und ob du das weißt! Ich bekomme kein Geld mehr, und meine Truppen sind versprengt.“
„Ach so! Nun, du weißt ja, nach dem tragischen … Ableben deines Bankiers hat Agostino Chigi seine Geschäfte übernommen …“
Cesare lachte freudlos. „Dein Bankier! Das hätte ich mir ja denken können! Und meine Männer?“
„Wir alle haben von Zeit zu Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, mein Junge, selbst diejenigen unter uns, die über Armeen gebieten und von überheblichem Ehrgeiz erfüllt sind.“
„Wirst du Chigi dazu bewegen, mir Geld zu geben, oder nicht?“
„Nein.“
„Das werden wir ja sehen!“ Wütend schnappte sich Cesare einen Apfel aus der Schale. Ezio sah, dass der Papst seinen Sohn genau beobachtete.
„Chigi wird dir nicht helfen“, erklärte der Papst ruhig. „Und er ist zu mächtig, als dass du ihn nach deinem Willen beugen könntest.“
„In diesem Fall“, erwiderte Cesare höhnisch grinsend, „werde ich das Stück von Eden einsetzen, um zu bekommen, was ich will. Damit wird deine Hilfe überflüssig.“ Mit einem boshaften Lächeln biss er in den Apfel.
„Das wurde mir bereits zur Genüge klargemacht“, sagte der Papst ungerührt. „Ich nehme übrigens an, du weißt, dass General de Valois tot ist?“
Cesares Lächeln erlosch schlagartig. „Nein. Ich bin ja gerade erst in Rom eingetroffen.“ Sein Ton wurde drohend. „Hast du …?“
Der Papst breitete die Hände aus. „Welchen Grund sollte ich haben, ihn zu töten? Oder intrigierte er vielleicht gegen mich, zusammen mit meinem eigenen, lieben, brillanten,
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