Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
Seemann hätte Zugriff auf eine solche Waffe gehabt, dachte Ezio und erinnerte sich an seinen Kampf mit den Sklavenhändlern. Claudio sprang von der Schaluppe auf die Karavelle herüber und warf sich auf den Mann mit dem Brecheisen, während Ezio vorschnellte und das Gelenk der Pistolenhand mit der verborgenen Klinge durchbohrte. Ein Schuss löste sich, der allerdings nur ins Holz des Decks schlug, und der Mann zog sich wimmernd zurück, wobei er sein Handgelenk umklammerte und versuchte, das Blut zu stoppen, das aus der Unterarmarterie pulsierte.
Der Kapitän des Bootes sah, dass seine Männer geschlagen waren, zog selbst eine Pistole und schoss auf Ezio, aber die Karavelle schlingerte im entscheidenden Moment in der Strömung, und der Schuss ging daneben, allerdings nicht sehr weit, denn die Kugel hinterließ trotzdem einen Riss in Ezios rechtem Ohr, der heftig blutete. Ezio schüttelte den Kopf, richtete seine Pistole auf den Kapitän und schoss ihm in die Stirn.
„Schnell!“, trieb er Claudio an. „Ihr übernehmt das Steuer von diesem Ding, und ich kümmere mich um unseren Freund hier.“
Claudio nickte und machte sich daran, die Karavelle unter Kontrolle zu bringen. Ezio spürte, wie das Blut aus der Ohrwunde seinen Kragen tränkte, als er das Handgelenk seines Gegners mit einem Ruck verdrehte, um seinen Griff um das Brecheisen zu lockern. Dann rammte er dem Mann das Knie in den Schritt, packte ihn am Kragen und zerrte ihn zum Schandeckel, wo er ihn über Bord warf.
In der Stille, die auf den Kampf folgte, waren wüste Rufe und Verwünschungen zu hören, die aus der Kiste kamen.
„Dafür werde ich Euch töten. Ich werde mein Schwert in Euren Eingeweiden drehen und Euch mehr Schmerzen zufügen, als Ihr Euch vorstellen könnt.“
„Ich hoffe, Ihr habt es bequem da drinnen, Cesare“, sagte Ezio. „Aber wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm. Sobald wir in Ostia sind, werden wir eine etwas zivilisiertere Rückreise für Euch arrangieren.“
„Das ist nicht fair“, murrte Jacopo auf der Schaluppe. „Ich bin gar nicht dazu gekommen, meinen Totschläger zu benutzen!“
TEIL ZWEI
Alles ist erlaubt. Nichts ist wahr.
Dogma Sicarii, I, i.
49
Es war im späten Frühling des Jahres 1504. Der Papst riss den Brief auf, den ihm ein Bote gerade gebracht hatte, überflog ihn, dann hieb er mit seiner massigen Faust triumphierend auf den Schreibtisch. Die andere Hand hielt den Brief hoch, von dem schwere Siegel baumelten.
„Gott segne König Ferdinand und Königin Isabella von Aragon und Kastilien!“, rief er.
„Gute Nachrichten, Eure Heiligkeit?“, fragte Ezio, der ihm auf einem Stuhl gegenübersaß.
Julius II . lächelte finster. „Ja! Cesare Borgia wurde sicher in eine ihrer am stärksten befestigten und abgelegensten rocca eingeliefert!“
„Wo?“
„Oh, diese Information unterliegt der Geheimhaltung, selbst Euch gegenüber. Wenn es um Cesare geht, kann ich keinerlei Risiken eingehen.“
Ezio biss sich auf die Lippe. Hatte Julius erraten, was er tun würde, wenn er den genauen Ort wüsste?
Julius fuhr in beruhigendem Ton fort: „Nun schaut nicht so niedergeschlagen drein, Ezio! Eines kann ich Euch immerhin verraten – es handelt sich um eine massive Festung, versteckt in den Ebenen mitten im nordöstlichen Spanien und völlig uneinnehmbar.“
Ezio wusste, dass Julius seine Gründe dafür gehabt hatte, Cesare nicht auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, denn dadurch wäre er womöglich noch zum Märtyrer geworden, und er sah ein, dass diese Unterbringung die zweitbeste Lösung war. Trotzdem klangen Cesares Worte ihm noch in den Ohren: „Ketten werden mich nicht halten.“ Ezio spürte in seinem Herzen, dass es nur eines gab, das Cesare wirklich „halten“ würde – der Tod. Aber er lächelte dennoch und beglückwünschte den Papst.
„Man hat ihn in einer Zelle ganz oben im Bergfried untergebracht, ein Turm, der einhundertvierundvierzig Fuß hoch ist“, sprach Julius weiter. „Was Cesare angeht, brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.“ Der Papst musterte Ezio scharf. „Was ich Euch gerade erzählt habe, ist übrigens ebenfalls geheim, also kommt nicht auf irgendwelche dummen Gedanken. Nötigenfalls wird man ihn auf ein Wort von mir an einen anderen Ort bringen, nur für den Fall, dass sich irgendjemand auf die Suche nach ihm machen und ich davon erfahren sollte.“
Ezio ließ das Thema ruhen und griff ein anderes auf. „Und Lucrezia? Gibt es Neuigkeiten aus
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