Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
brauchen Eure Hilfe“, sagte Ezio ohne Umschweife.
„Bei unserer letzten Begegnung wart Ihr aber nicht sehr zufrieden mit mir.“
„Salai hätte niemandem von dem Apfel erzählen dürfen.“
„Er hatte in einer Weinbude zu viel getrunken und wollte mit seinem Wissen prahlen. Die meisten Leute um ihn herum verstanden gar nicht, wovon er sprach, aber es befand sich eben auch ein Agent von Papst Julius in Hörweite. Salai bedauert die Sache sehr.“
„Wo ist er jetzt?“, fragte Ezio.
Leonardo straffte die Schultern. „Wenn Ihr meine Hilfe wollt, will ich dafür entlohnt werden.“
„Wovon redet Ihr? Was verlangt Ihr als Entlohnung?“
„Ich möchte, dass Ihr ihn in Ruhe lasst. Er bedeutet mir sehr viel. Er ist jung, und mit der Zeit wird er sich schon bessern.“
„Er ist eine kleine Kanalratte“, sagte Machiavelli.
„Wollt Ihr meine Hilfe oder nicht?“
Ezio und Machiavelli sahen einander an.
„Na schön, Leo, aber haltet ihn an der Kandare. Denn das nächste Mal werden wir keine Gnade kennen.“
„Gut. Also, was soll ich für Euch tun?“
„Wir haben Probleme mit dem Apfel. Seine Antworten und Bilder sind nicht mehr so genau wie früher. Könnte es sich um einen mechanischen Fehler handeln?“, fragte Machiavelli.
Leonardo strich sich über den Bart. „Habt Ihr ihn bei Euch?“
Ezio holte den Kasten hervor. „Hier.“ Er nahm den Apfel heraus und legte ihn vorsichtig auf Leonardos Arbeitstisch.
Leonardo nahm ihn mit ebensolcher Vorsicht in Augenschein. „Ich weiß im Grunde nicht, worum es sich bei diesem Ding handelt“, räumte er schließlich ein. „Es ist gefährlich, es ist ein Rätsel, und es ist sehr, sehr mächtig, und doch scheint nur Ezio in der Lage zu sein, es zu steuern. Ich habe es weiß Gott versucht, als ich es damals unter Cesare in meiner Obhut hatte, aber ich hatte nur geringen Erfolg.“ Er überlegte. „Nein, ich glaube, der Begriff ‚mechanisch‘ trifft auf dieses Artefakt nicht zu. Wenn ich nicht mehr Wissenschaftler als Künstler wäre, würde ich sagen, es ist von einem eigenen Geist erfüllt.“
Ezio erinnerte sich an die Stimme, die aus dem Apfel gekommen war. Ob Leonardo möglicherweise recht hatte?
„Micheletto ist auf der Flucht“, sagte Ezio drängend. „Wir müssen ihn finden, und zwar schnell. Wir müssen seine Spur aufnehmen, bevor es zu spät ist.“
„Was hat er Eurer Ansicht nach vor?“
„Wir sind fast sicher, dass Micheletto beschlossen hat, nach Spanien zu gehen, um seinen Herrn Cesare zu finden und zu befreien, und dann werden sie versuchen, wieder an die Macht zu kommen. Wir müssen sie aufhalten“, erklärte Machiavelli.
„Und der Apfel?“
„Er zeigt ein Bild von einer Burg. Sie muss irgendwo in Spanien liegen, denn über der Burg weht die spanische Fahne, aber der Apfel will oder kann uns den genauen Ort nicht nennen. Außerdem sahen wir ein Bild von einer Stadt unter der Flagge von Navarra und einen Hafen, in dem sich eine Armee sammelt, aber über Micheletto verriet uns der Apfel gar nichts“, erklärte Ezio.
„Nun“, meinte Leonardo, „Cesare kann ihn nicht manipuliert haben, so schlau ist niemand. Der Apfel muss sich demnach – wie soll ich es ausdrücken? – entschieden haben, Euch nicht zu helfen.“
„Aber warum sollte er das tun?“
„Warum fragen wir ihn nicht?“
Ezio konzentrierte sich wieder, und diesmal erklang eine regelrecht himmlische Musik, erhaben und schön. „Könnt Ihr das hören?“, fragte er.
„Hören?“, fragte Machiavelli.
Und Leonardo: „Was sollen wir denn hören?“
Durch die Musik drang die Stimme, die Ezio bereits kannte: „Ezio Auditore, du hast wohlgetan, aber meine Rolle in deinem Leben ist zu Ende. Du musst mich nun zurückgeben. Bringe mich in ein Gewölbe, das du unter dem Kapitol finden wirst, und lass mich dort zurück, auf dass ich von zukünftigen Mitgliedern eurer Bruderschaft gefunden werden kann. Aber beeile dich! Dann musst du schnellstens nach Neapel reiten, von wo aus Micheletto nach Valencia aufbricht. Dieses Wissen ist mein letztes Geschenk an dich. Du hast so viel eigene Macht, dass du nicht mehr auf mich angewiesen bist. Ich werde im Boden ruhen, bis mich zukünftige Generationen brauchen, deshalb musst du einen Hinweis auf meinen Ruheplatz hinterlassen. Leb wohl, Mentor der Bruderschaft! Leb wohl! Leb wohl!“
Der Apfel hörte auf zu leuchten und wirkte tot, so tot wie ein alter, mit Leder bezogener Ball.
Rasch berichtete Ezio seinen Freunden, was er
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