Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
ihm durchkämmen.“
„Aber es gibt eine Menge kleiner Nester von Borgia-Anhängern wie denjenigen, die ihn befreit haben, und sie werden nur allzu bereit sein, ihm Unterschlupf zu gewähren.“
„Ich glaube, er ist in Rom. Darum bin ich hergekommen.“
„Warum in Rom?“
„Wir waren zu selbstgefällig. Auch hier gibt es Borgia-Unterstützer. Er wird sie benutzen, um nach Ostia zu gelangen, wo er versuchen wird, an Bord eines Schiffes zu kommen.“
„Bartolomeo ist in Ostia. Ihm und seinen condottieri wird niemand entgehen. Ich werde einen berittenen Boten schicken, um ihn zu alarmieren.“
„Aber wo will Micheletto hin?“
„Nach Valencia, in seine Heimatstadt, wohin sonst?“
„Ezio, wir müssen ganz sichergehen. Wir müssen den Apfel einsetzen, und zwar auf der Stelle. Vielleicht können wir Micheletto damit ausfindig machen.“
55
Ezio machte kehrt und holte im Schlafzimmer seiner Unterkunft, wo Machiavelli ihn nicht beobachten konnte, den Apfel aus seinem Versteck. Behutsam nahm er ihn mit behandschuhten Händen aus dem Kasten und setzte ihn auf dem Tisch ab. Dann konzentrierte er sich. Ganz langsam begann der Apfel zu leuchten, dann wurde sein Licht strahlender, bis der ganze Raum mit gleißender Helligkeit erfüllt war. Als Nächstes flackerten Bilder – erst trüb und undeutlich – über die Wand und formten sich zu etwas, das der Apfel Ezio schon einmal gezeigt hatte.
„Es ist eine seltsame, abgeschiedene Burg in einer braunen, kargen Landschaft. Sehr alt, mit einem massiven Torvorwerk, vier Haupttürmen und einem uneinnehmbar wirkenden Bergfried in der Mitte“, erläuterte er Machiavelli die Vision.
„Wo liegt diese rocca? Was will uns der Apfel damit sagen?“, rief Machiavelli aus dem anderen Zimmer.
„Sie könnte überall sein“, murmelte Ezio vor sich hin. „Der Landschaft nach zu urteilen vielleicht in Syrien? Oder“, setzte er auf einmal erregt hinzu, als ihm Doktor Torellas Worte einfielen, „in Spanien?“ Er rief über die Schulter in Machiavellis Richtung: „Spanien!“
„Micheletto kann nicht in Spanien sein.“
„Ich bin sicher, dass er vorhat, dort hinzugelangen.“
„Trotzdem wissen wir nicht, wo diese Burg zu finden ist. Es gibt viele Burgen in Spanien, und viele sehen so aus wie diese. Zieht den Apfel noch einmal zurate!“
Doch das Bild blieb unverändert, als Ezio sein Glück ein weiteres Mal versuchte – eine solide gebaute Burg auf einem Hügel, gut dreihundert Jahre alt, umgeben von einer kleinen Stadt. Das Bild war einfarbig, und sämtliche Häuser, die Festung und die Landschaft waren von einem fast einheitlichen Braun. Es gab nur einen farbigen Fleck, eine leuchtende Fahne an einer Stange auf der Spitze des Bergfrieds.
Ezio betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen.
Eine weiße Flagge mit einem roten, gezackten Kreuz in der Form eines X.
Seine Erregung wuchs. „Das ist die Standarte von König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien!“
„Ihr könnt ihre Standarte sehen?“, rief Machiavelli mit vor Aufregung angespannter Stimme herüber. „Gut. Jetzt kennen wir das Land. Aber wir wissen immer noch nicht, wo die Burg zu finden ist. Oder warum der Apfel sie uns überhaupt zeigt. Ist Micheletto auf dem Weg dorthin? Fragt den Apfel, Ezio!“
Die Vision verblasste und wurde durch eine ummauerte Bergstadt ersetzt, auf deren Feste eine weiße Fahne flatterte; darauf kreuzten sich zwei rote Ketten, deren Glieder gelb ausgefüllt waren. Ezio erkannte die Flagge als die von Navarra. Dann erschien ein drittes und letztes Bild: ein riesiger, reicher Hafen mit Schiffen auf einem glitzernden Meer und einer sich sammelnden Armee. Aber es gab keinen Hinweis auf die genaue Lage auch nur eines dieser Orte.
56
Alles war bereit. Boten ritten täglich zwischen den Orten hin und her, an denen die Bruderschaft Stützpunkte eingerichtet hatte. Bartolomeo fing an, Gefallen an Ostia zu finden, und Pantasilea war begeistert von der Stadt. Antonio de Magianis hielt nach wie vor in Venedig die Stellung. Claudia war einstweilen nach Florenz zurückgekehrt, wo sie bei ihrer alten Freundin Paola wohnte, die ein erlesenes Freudenhaus unterhielt, dem die Rosa in Fiore nachempfunden worden war. La Volpe und Rosa hielten in Rom die Augen offen.
Es war Zeit für Machiavelli und Ezio, auf die Jagd zu gehen.
57
Leonardo zögerte, Ezio und Machiavelli in sein Atelier zu lassen, aber schließlich gestattete er ihnen doch den Zutritt. „Leo, wir
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