Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
waren.
„Sie ist tot“, sagte er knapp.
„Was?“, entfuhr es Lucia schrill.
„Merda“, sagte Agnella lakonisch.
Die Nachricht machte unter den Mädchen schnell die Runde.
„Was tun wir jetzt?“, fragte eine.
„Müssen wir unser Haus schließen?“, wollte eine andere wissen.
Ezio verstand die Gründe für ihre Beunruhigung. Unter Madonna Solari, so untüchtig sie laut Machiavelli auch gewesen sein mochte, hatten diese Mädchen Informationen für die Assassinen gesammelt. Aber nun, ohne Schutz und wenn Cesare, was der Tod der Madonna vermuten ließ, einen Verdacht gegen die Rosa in Fiore hegte – welches Schicksal mochte ihnen da drohen? Aber würde Cesare glauben, die Solari sei nicht die einzige Spionin in diesem Bordell, hätte er dann inzwischen nicht schon zugeschlagen?
So musste es wohl sein. Es gab also noch Hoffnung.
„Ihr könnt nicht schließen“, sagte er zu den Mädchen. „Ich brauche eure Hilfe.“
„Aber, Messere , ohne jemanden, der das Haus führt, sind wir am Ende.“
Eine entschiedene Stimme sagte: „Ich werde das übernehmen.“
Es war Claudia.
Ezio fuhr zu ihr herum. „Du gehörst nicht hierher, Schwester!“
„Aber ich weiß, wie man ein Geschäft führt“, entgegnete sie. „Ich habe da draußen, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, jahrelang Onkel Marios Anwesen geleitet.“
„Das ist doch etwas ganz anderes.“
Mit ruhiger Stimme mischte sich seine Mutter ein. „Hast du denn eine andere Wahl, Ezio? Du brauchst offenbar schnell jemanden, und du weißt, dass du deiner Schwester vertrauen kannst.“
Dieser Logik konnte sich Ezio nicht verschließen, aber es bedeutete, Claudia an die vorderste Front zu schicken – dort, wo er am meisten um sie fürchten musste. Er sah sie finster an, und sie erwiderte seinen Blick trotzig.
„Wenn du diese Aufgabe übernimmst, Claudia, bist du auf dich allein gestellt. Du kannst keinen besonderen Schutz von mir erwarten.“
„Ohne den bin ich zwanzig Jahre lang sehr gut ausgekommen“, grinste sie.
„Na schön“, erwiderte er eisig. „Dann mach dich schon mal an die Arbeit! Zuerst einmal möchte ich, dass hier ordentlich sauber gemacht, neu dekoriert und alles verbessert wird. Auch der Garten muss neu hergerichtet werden. Ich erwarte, dass dieses Etablissement das beste in der ganzen Stadt wird. Und Konkurrenz gibt es weiß Gott genug. Außerdem sollen die Mädchen stets auf Reinlichkeit achten – diese Neue Krankheit , über die niemand viel zu wissen scheint, wuchert in allen Häfen und in den größten Städten, wir wissen also alle, was das bedeutet.“
„Wir werden uns darum kümmern“, sagte Claudia kühl.
„Das kann ich dir nur raten. Und noch etwas. Wenn du schon einmal dabei bist, möchte ich, dass deine Kurtisanen herausfinden, wo Caterina Sforza festgehalten wird.“ Sein Gesicht blieb so reglos wie Stein.
„Du kannst dich auf uns verlassen.“
„Du steckst jetzt mit drin in dieser Sache, Claudia. Wenn du irgendwelche Fehler machst, musst du den Kopf dafür hinhalten.“
„Ich kann schon auf mich aufpassen, Bruderherz.“
„Das hoffe ich“, knurrte Ezio und drehte sich auf dem Absatz um.
21
In den folgenden Wochen war Ezio damit beschäftigt, die Mitstreiter der Bruderschaft, die in Rom verblieben waren, zusammenzuziehen und zu entscheiden, wie er die ersten Informationen, die er von La Volpe und aus den Berichten von Bartolomeo erhalten hatte, nutzen sollte. Er wagte kaum zu hoffen, dass sich das Blatt gegen die Borgia wenden könnte, aber es mochte durchaus sein, dass er vor dem Anfang vom Ende stand. Er rief sich allerdings das alte Sprichwort in Erinnerung, dem zufolge es leichter war, mit einem jungen Löwen fertig zu werden, als sich einem alten, erfahrenen zu nähern. Seinem vorsichtigen Optimismus stand die Tatsache entgegen, dass Cesares Griff um die Romagna sich verstärkte, während die Franzosen Mailand hielten. Auch hatte Frankreich dem Papst noch nicht die Unterstützung entzogen. Vor Jahren hatte der Kardinal von San Pietro in Vincula – Giuliano della Rovere, der große Gegner des Papstes – versucht, die Franzosen gegen die Borgia aufzubringen und Alexander vom Papstthron zu stoßen, aber Alexander hatte ihn überlistet. Wie sollte Ezio Erfolg haben, wo della Rovere versagt hatte? Aber zumindest hatte den Kardinal noch niemand vergiftet – dazu war er zu mächtig –, und so blieb er Ezios Trumpfkarte.
Ezio hatte außerdem beschlossen, auch wenn er diese
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