Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
vernahm, folgte er diesen Geräuschen und erreichte eines der großen Trockendocks, in das man eine gewaltige Galeere gezogen hatte. Über einer der massiven Dockmauern hatte man einen Eisenkäfig aufgehängt. Darin befand sich Bartolomeo, ein kräftiger Bär von einem Mann Anfang dreißig und damit nur vier oder fünf Jahre älter als Ezio. Eine Schar von Silvios Söldnern stand unter dem Käfig, und Ezio dachte, wie viel besser sie doch eingesetzt wären, würden sie Streife laufen, anstatt über einen Feind zu triumphieren, der sich bereits hilflos in ihrer Gewalt befand. Aber Silvio Barbarigo hatte als Großinquisitor im Umgang mit Truppen eben keine Erfahrung.
Ezio wusste nicht, wie lange Bartolomeo schon in dem Käfig steckte. Sicher seit vielen Stunden. Doch seine missliche Lage schien seiner Wut und Kraft nichts anzuhaben. Angesichts der Tatsache, dass man ihm sicher weder etwas zu essen noch zu trinken gegeben hatte, war dies bemerkenswert.
„ Luridi codardi! Dreckige Feiglinge!“, schrie er seine Peiniger an, von denen einer, wie Ezio sah, einen Schwamm, den er in Essig getaucht und auf eine Lanze gespießt hatte, Bartolomeo an die Lippen drückte, auf dass dieser glauben möge, es sei Wasser. Bartolomeo spuckte aus. „Ich nehme es mit euch allen auf! Mit allen gleichzeitig! Mit einem, nein, mit beiden Armen auf den Rücken gebunden! Ich beiß euch die Schädel ab!“ Er lachte. „Ihr werdet euch fragen, wie das möglich sein soll – aber lasst mich einfach heraus, und ich werde es euch mit Vergnügen zeigen! Miserabili pezzi di merda! “
Die Wachen des Inquisitors johlten höhnisch, stießen Bartolomeo mit Stangen an und brachten den Käfig zum Schwingen. Der Käfig hatte keinen festen Boden, und Bartolomeo musste sich mit den Füßen am Gitter festhalten, um das Gleichgewicht zu bewahren.
„Ihr habt keine Ehre im Leib! Keine Tapferkeit! Kennt keine Tugend!“ Er sammelte so viel Speichel im Mund, dass er auf sie hinabspucken konnte. „Und da fragen sich die Leute, warum der Stern Venedigs am Verblassen ist.“ Dann nahm seine Stimme einen fast flehenden Tonfall an. „Dem, der den Mut hat, mich herauszulassen, werde ich gnädig sein. Alle anderen von euch werden sterben! Durch meine Hand! Das schwöre ich!“
„Spar dir deinen Scheißatem“, rief einer der Männer. „Hier stirbt heute keiner außer dir, du verfluchter Drecksack.“
Unterdessen sann Ezio im Schutz des Schattens einer Ziegelkolonnade, die um ein Becken herum verlief, in dem ein paar kleinere Kriegsgaleeren vertäut waren, über eine Möglichkeit nach, den condottiero zu retten. Unter dem Käfig befanden sich zehn Wachen, die alle mit dem Rücken zu ihm standen; sonst war niemand zu sehen. Noch wichtiger war, dass sie dienstfrei hatten und keine Rüstung trugen. Ezio überprüfte seinen Giftdolch. Die Wachen auszuschalten, würde nicht schwierig sein. Er beobachtete weiter und fand heraus, dass jedes Mal, wenn die Schatten an der Dockmauer drei Zoll länger geworden waren, eine Patrouille vorbeikam. Als problematisch würde sich die eigentliche Befreiung Bartolomeos erweisen, zumal dieser sich währenddessen still verhalten musste. Und es blieb nicht viel Zeit.
„Was sind das nur für Männer, die ihre Ehre und Würde für ein paar Silberstücke verkaufen?“, dröhnte Bartolomeo, aber seine Kehle wurde trocken, und trotz seiner eisernen Willenskraft ging ihm allmählich die Luft aus.
„Das tust du doch auch, du Mistkerl. Bist du nicht genauso ein Söldner wie wir?“
„Ich stand im Gegensatz zu euch nie im Dienst eines Verräters und Feiglings!“ Bartolomeos Augen blitzten. Die Männer, die unter ihm standen, wirkten einen Moment lang eingeschüchtert. „Glaubt ihr, ich wüsste nicht, warum ihr mich in Ketten gelegt habt? Glaubt ihr, ich wüsste nicht, wessen Marionette Silvio ist? Ich kämpfte schon gegen dieses Wiesel, das ihn in der Hand hat, als ihr Jungs noch an den Zitzen eurer Mütter gesaugt habt!“
Jetzt hörte Ezio interessiert zu. Einer der Soldaten hob einen halben Ziegelstein vom Boden auf und warf ihn wütend nach dem Käfig. Er prallte von den Gitterstäben ab, ohne Bartolomeo zu verletzen.
„Nur zu, ihr Wichser!“, brüllte er heiser. „Versucht euer Glück! Ich schwöre euch, sobald ich aus diesem Käfig raus bin, werde ich es mir zur Pflicht machen, jedem von euch den Kopf abzuschlagen und ihn euch in eure verschissenen Mädchenärsche zu schieben! Und ich werde die Köpfe vorher schön
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