Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Augenblicke später lagen sämtliche Gardisten tot zu seinen Füßen.
Rodrigo Borgia blickte seufzend auf ihn herab. „Ezio Auditore. Ts, ts. Es ist lange her.“ Der Kardinal wirkte ganz gelassen.
„Cardinale.“ Ezio verbeugte sich ironisch.
„Gebt sie mir“, sagte Rodrigo und zeigte auf die Kiste.
„Sagt mir erst, wo er ist.“
„Wo wer ist?“
„Euer Prophet!“ Ezio sah sich um. „Sieht nicht so aus, als ob einer gekommen sei.“ Er schwieg, dann fuhr er in ernsterem Ton fort: „Wie viele Menschen sind für all das gestorben? Für das, was sich in dieser Kiste befindet? Und seht Euch jetzt um! Es ist niemand hier!“
Rodrigo lachte leise. Ein Laut wie von klappernden Knochen. „Ihr behauptet, kein Gläubiger zu sein“, sagte er. „Und doch seid Ihr hier. Seht Ihr den Propheten nicht? Er ist doch schon da! Ich bin der Prophet! “
Ezios graue Augen wurden groß. Der Mann war besessen! Aber was war das für ein seltsamer Wahnsinn, der mächtiger war als das Leben selbst? Diese Überlegungen lenkten Ezio einen Moment lang ab. Der Spanier zog eine schiavona – ein leichtes, aber tödlich aussehendes Schwert mit einem Griffkorb – unter seiner Kleidung hervor und sprang aus der Loggia, die dünne Schwertklinge auf Ezios Kehle gerichtet. „Gebt mir den Apfel“, knurrte er.
„Das ist es also, was sich in der Kiste befindet? Ein Apfel ? Das muss ja ein ganz besonderer sein“, sagte Ezio, während er im Geiste die Stimme seines Onkels vernahm: ein Stück Eden . „Kommt und holt ihn Euch!“
Rodrigo führte einen kurzen Schnitt mit seiner Klinge, der Ezios Kleidung aufschlitzte und eine blutige Wunde hinterließ.
„Seid Ihr allein, Ezio? Wo sind Eure Assassinenfreunde jetzt?“
„Um mit euch fertig zu werden, brauche ich niemandes Hilfe!“
Ezio schwang und stieß seine Dolche nach Rodrigo, während er mit dem Metallschutz am linken Unterarm dessen Hiebe parierte. Mit der Giftklinge brachte er keinen Treffer an, sein Doppeldolch bohrte sich allerdings durch das Samtgewand des Kardinals, und Ezio sah, wie sich ein Blutfleck darauf ausbreitete.
„Kleiner Mistkerl!“, brüllte Rodrigo vor Wut und Schmerz. „Wie ich sehe, brauche ich nun doch Hilfe, um Euch zu bezwingen! Wachen! Wachen!“
Plötzlich stürmte ein Dutzend Männer, auf deren Kleidung das Borgia-Wappen zu sehen war, auf den Hof, wo Ezio und der Kardinal einander gegenüberstanden. Ezio wusste, dass sich im Griff des Dolches in seiner rechten Hand nur noch sehr wenig Gift befand. Er sprang nach hinten, um sich gegen Rodrigos Verstärkung besser verteidigen zu können, und in diesem Moment schnappte sich einer der Soldaten die Teakholzkiste vom Boden und reichte sie seinem Herrn.
„Danke, uomo coraggioso! “
Ezio sah sich unterdessen zwar einer unbezwingbar scheinenden Überzahl gegenüber, aber er kämpfte mit der taktischen Kälte, die seinem unbedingten Wunsch entsprang, die Kiste mitsamt ihres Inhalts zurückzuerobern. Er steckte seine Kodexwaffen weg, griff nach dem Gurt mit den Wurfmessern und schleuderte sie mit tödlicher Zielgenauigkeit. Als Ersten traf er den uomo coraggioso, das zweite Messer prellte Rodrigo die Kiste aus den knotigen Händen.
Der Spanier bückte sich, um sie aufzuheben und sich dann zurückzuziehen, als – schuff! – ein weiteres Wurfmesser durch die Luft zischte und nur Zentimeter vom Gesicht des Kardinals entfernt gegen einen Steinpfeiler klirrte. Doch dieses Messer hatte nicht Ezio geworfen.
Er fuhr herum und sah sich einer vertrauten, jovialen, bärtigen Gestalt gegenüber. Vielleicht älter, grauer und schwerer geworden, aber unverändert geschickt. „Onkel Mario!“, rief Ezio. „Du warst es also doch!“
„Kann dir doch nicht den ganzen Spaß überlassen“, erwiderte Mario. „Und keine Sorge, nipote . Du bist nicht allein!“
Da stürzte sich ein Borgia-Gardist mit erhobener Hellebarde auf Ezio. Doch in dem Moment, bevor er den verheerenden Hieb, der Ezio in eine endlose Nacht geschickt hätte, landen konnte, erschien wie durch Zauberei ein Armbrustbolzen in der Stirn des Mannes. Er ließ seine Waffe fallen und kippte nach vorn; Fassungslosigkeit prägte seine Miene. Ezio schaute sich um und sah – La Volpe!
„Was tut Ihr hier, Fuchs?“
„Wir hörten, Ihr könntet womöglich etwas Verstärkung brauchen“, antwortete der Fuchs und lud rasch nach, als weitere Wachen aus dem Gebäude strömten. Im gleichen Zuge erhielt auch Ezio neue Verstärkung, und zwar in Gestalt von
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