Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Florenz weiß immer, wo ich zu finden bin.“
Ezio umarmte ihn. „Lebt wohl.“
„Ein Abschiedsgeschenk“, sagte Leonardo und reichte ihm einen Beutel. „Kugeln und Pulver für Eure kleine pistola und eine schöne große Phiole mit Gift für Euren praktischen Dolch. Ich hoffe, dass Ihr diese Dinge nicht brauchen werdet, aber es ist mir wichtig zu wissen, dass Ihr so gut wie möglich geschützt seid.“
Ezio blickte ihn gerührt an. „Danke. Ich danke Euch für alles, mein ältester Freund.“
22
Nach einer langen, ereignislosen Schiffsreise, die ihren Anfang in Venedig nahm, erreichten Ezio und Machiavelli den Hafen in den Feuchtgebieten nahe Ravenna, wo sie von Caterina persönlich und einer Abordnung ihrer Entourage empfangen wurden.
„Man benachrichtigte mich per Kurier, dass Ihr auf dem Weg seid, und so kam ich her, um Euch selbst nach Forlì zu begleiten“, sagte sie. „Ich denke, es war klug von Euch, die Reise in einer der Galeeren des Dogen zu unternehmen, denn die Straßen sind oft unsicher, und wir haben Ärger mit Banditen. Auch wenn ich nicht glaube“, fügte sie hinzu und schenkte Ezio einen anerkennenden Blick, „dass sie Euch viel Ärger bereitet hätten.“
„Es ehrt mich, dass Ihr Euch an mich erinnert, Signora .“
„Nun, es ist zwar lange her, aber Ihr habt mich tief beeindruckt.“ Sie wandte sich an Machiavelli. „Es freut mich natürlich auch, Euch wiederzusehen, Niccolò.“
„Ihr kennt Euch?“, fragte Ezio.
„Niccolò war so freundlich, mich in … verschiedenen Staatsangelegenheiten zu beraten.“ Caterina wechselte das Thema. „Ich hörte, dass Ihr inzwischen ein echter Assassine geworden seid. Herzlichen Glückwunsch.“
Sie erreichten Caterinas Kutsche, aber sie erklärte ihren Dienern, dass sie lieber reiten würde, weil es so ein schöner Tag und der Weg nicht weit sei. So wurden die Pferde gesattelt, und nachdem sie aufgesessen waren, bat Caterina Ezio, an ihrer Seite zu reiten.
„Forlì wird Euch gefallen. Und Ihr werdet dort in Sicherheit sein. Unsere Kanonen schützen die Stadt seit über hundert Jahren, und die Zitadelle ist so gut wie uneinnehmbar.“
„Verzeiht mir, Signora, aber es gibt da etwas, das mir keine Ruhe lässt …“
„So sagt mir, was es ist.“
„Ich habe nie zuvor von einer Frau gehört, die einen Stadtstaat regiert. Ich bin beeindruckt.“
Caterina lächelte. „Nun, Forlì lag vorher natürlich in den Händen meines Mannes. Erinnert Ihr Euch an ihn? Ein bisschen? Girolamo.“ Sie schwieg kurz. „Nun, er verstarb …“
„Das tut mir leid.“
„Das braucht es nicht“, erwiderte sie schlicht. „Ich ließ ihn ermorden.“
Ezio versuchte sein Erstaunen zu verbergen.
„Es war so“, ergriff Machiavelli das Wort. „Wir fanden heraus, dass Girolamo für die Templer arbeitete. Er war dabei, eine Karte fertigzustellen, auf der verzeichnet war, wo bislang unentdeckte Kodexseiten zu finden sind …“!
„Ich konnte den gottverdammten Hurensohn ohnehin nie leiden“, sagte Caterina rundheraus. „Er war ein lausiger Vater, langweilig im Bett und insgesamt einfach eine Nervensäge.“ Sie hielt nachdenklich inne. „Inzwischen hatte ich ein paar andere Ehemänner – aber die Heirat wird doch ziemlich überschätzt, wenn Ihr mich fragt.“
Der Anblick eines reiterlosen Pferds, das ihnen entgegenkam, unterbrach ihr Gespräch. Caterina schickte einen ihrer Vorreiter los, das Tier einzufangen, während der Rest der Gesellschaft weiter gen Forlì zog; die Sforza-Gefolgsmänner hatten nun allerdings ihre Schwerter gezogen. Kurz darauf stießen sie auf einen umgekippten Wagen, dessen Räder sich noch in der Luft drehten. Ringsum lagen Tote.
Caterinas Miene verfinsterte sich. Sie gab ihrem Pferd die Sporen. Ezio und Machiavelli folgten ihr dichtauf.
Ein Stück weiter die Straße entlang begegneten sie einer Gruppe hiesiger Bauern, die auf sie zukamen. Ein paar von ihnen waren verwundet.
„Was ist geschehen?“, sprach Caterina eine Frau an, die an der Spitze der Gruppe ging.
„Altezza“, sagte die Frau, der Tränen übers Gesicht liefen. „Sie kamen, kaum dass Ihr aufgebrochen wart. Sie bereiten die Belagerung der Stadt vor!“
„Wer?“
„Die Gebrüder Orsi, Madonna!“
„Sangue di Giuda!“
„Wer sind die Orsi?“, fragte Ezio.
„Dieselben Hundesöhne, die ich anheuerte, um Girolamo zu töten“, fauchte Caterina.
„Die Orsi arbeiten für jeden, solange sie nur bezahlt werden“, erklärte Machiavelli.
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