Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Beweise für eine Verschwörung gegen deinen Vater und gegen die Stadt. Ich werde diese Papiere morgen bei der Anhörung vorlegen, und dann wird man Giovanni und deine Brüder freilassen. Das garantiere ich dir.“
Erleichterung stieg in dem jungen Mann auf. Er ergriff die Hand des Gonfalonieres. „Wie kann ich Euch nur danken?“
„Für Recht zu sorgen, ist mein Beruf, Ezio. Ich nehme diese Aufgabe sehr ernst, und …“, er zögerte einen Sekundenbruchteil lang, „… dein Vater zählt zu meinen besten Freunden.“ Alberti lächelte. „Aber wo sind nur meine Manieren? Ich habe dir nicht einmal ein Glas Wein angeboten.“ Er hielt inne. „Und wo wirst du die Nacht verbringen? Ich habe mich noch um ein paar dringende Angelegenheiten zu kümmern, aber meine Diener werden dafür sorgen, dass du zu essen und zu trinken und ein warmes Bett bekommst.“
* * *
Ezio wusste hinterher nicht zu sagen, warum er das freundliche Angebot abgelehnt hatte.
Es war weit nach Mitternacht, als er die Villa des Gonfalonieres verließ. Er zog die Kapuze wieder über, streifte durch die Straßen und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Inzwischen wusste er, wohin seine Füße ihn trugen.
Dort angelangt, kletterte er müheloser, als er es je für möglich gehalten hätte, zum Balkon hinauf – vielleicht verlieh die Dringlichkeit seinen Muskeln zusätzliche Kraft –, klopfte vorsichtig gegen die Läden und rief leise: „Cristina! Amore! Wach auf! Ich bin’s.“ Er wartete, still wie eine Katze, und lauschte. Er konnte hören, wie sie sich im Bett regte, aufstand. Und dann ihre Stimme jenseits der Läden, angstvoll.
„Wer ist da?“
„Ezio.“
Rasch öffnete sie die Läden. „Was gibt es? Was ist los?“
„Lass mich rein. Bitte.“
Auf ihrem Bett sitzend, erzählte er ihr die ganze Geschichte.
„Ich wusste, dass etwas nicht stimmte“, sagte sie. „Mein Vater schien heute Abend sehr besorgt. Aber es klingt ja, als würde alles wieder gut werden.“
„Bitte, lass mich heute Nacht hierbleiben. Keine Sorge, ich werde weit vor Sonnenaufgang verschwunden sein. Und ich muss etwas in deiner Obhut zurücklassen.“ Er nahm seine Tasche ab und legte sie zwischen sich und Cristina aufs Bett. „Kann ich dir vertrauen?“
„Oh, Ezio, natürlich kannst du mir vertrauen.“
In ihren Armen sank er in einen unruhigen Schlaf.
4
Es war ein grauer, bewölkter Morgen, und die schwüle Hitze, die sich unter der Wolkendecke staute, drückte auf die Stadt nieder. Ezio erreichte die Piazza della Signoria und sah zu seiner großen Überraschung, dass sich bereits eine dichte Menschenmenge versammelt hatte. Man hatte ein Podium errichtet, und darauf stand ein Tisch mit einem schweren Brokattuch darüber, auf dem das Stadtwappen zu sehen war. Dahinter standen Uberto Alberti und ein großer, kräftig gebauter Mann mit einer scharf geschnittenen Nase und aufmerksamen, berechnenden Augen, gekleidet in ein dunkelrotes Gewand. Ein Fremder, für Ezio jedenfalls. Sein Augenmerk galt ohnehin den anderen Personen auf dem Podium – seinem Vater, seinen Brüdern, alle drei in Ketten. Und gleich hinter ihnen stand ein hohes Gerüst mit einem massiven Querbalken, von dem drei Schlingen hingen.
Ezio war von nervösem Optimismus erfüllt auf der Piazza eingetroffen. Hatte der Gonfaloniere ihm nicht versichert, dass sich heute alles aufklären würde? Jetzt änderte sich seine Gefühlslage. Irgendetwas stimmte hier nicht – ganz und gar nicht. Er versuchte, sich vorzudrängen, fand aber keinen Weg durch die Menge; er spürte, wie Klaustrophobie ihn zu überwältigen drohte. Verzweifelt versuchte er, sich zu beruhigen, Vernunft walten zu lassen; er blieb stehen, zog sich die Kapuze tief in die Stirn und rückte das Schwert an seinem Gürtel zurecht. Alberti würde ihn doch nicht im Stich lassen, oder? Und die ganze Zeit über hatte er den großen Mann im Auge, der Kleidung, dem Gesicht und der Hautfarbe nach ein Spanier, der die Menschenmenge mit diesen bohrenden Augen taxierte. Wer war er? Warum glaubte Ezio, sich an ihn zu erinnern? Hatte er ihn irgendwo schon einmal gesehen?
Der Gonfaloniere, in seine Amtsrobe gekleidet, hob die Arme, um den Zuschauern Ruhe zu gebieten, und augenblicklich senkte sich Stille über die Piazza.
„Giovanni Auditore“, sagte Alberti in herrischem Tonfall, der, wie Ezio mit scharfem Ohr erkannte, bar aller Furcht war, „Ihr und Eure Komplizen werdet des Verrats angeklagt. Habt Ihr Beweise, die
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