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Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)

Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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vermutlich …“
    Ezio wartete, aber Leonardo ging ganz in einer eigenen Welt auf. Er setzte sich und wartete geduldig, während Leonardo in einigen Büchern und Schriftrollen suchte, einzelne Stellen las und Notizen machte, alle in dieser merkwürdigen linkshändigen Spiegelschrift, derer er sich befleißigte. Er selbst, so ging es Ezio durch den Kopf, war offenbar nicht der Einzige, der stets mit einem Auge hinter sich schaute. Er hatte im Atelier zwar nur wenig gesehen, aber es reichte, um sich ein Bild zu machen; wenn die Kirche von einigen der Dinge, mit denen Leonardo sich befasste, Wind bekäme, wäre sein Freund fällig.
    Endlich sah Leonardo wieder auf. Aber da war Ezio schon fast eingenickt. „Bemerkenswert“, murmelte Leonardo vor sich hin, und dann wiederholte er lauter: „Bemerkenswert! Wenn wir die Buchstaben umstellen und dann jeden dritten …“
    Er machte sich ans Werk und legte Klinge, Armschutz und Mechanismus vor sich hin. Unter dem Tisch holte er einen Werkzeugkasten hervor, stellte einen Schraubstock auf und vertiefte sich stumm in seine Arbeit. Eine Stunde verging; dann wurden zwei daraus … Ezio schlief nun friedlich, eingelullt vom warmen Mief des Raumes und den leisen Klopf- und Kratzgeräuschen, die Leonardo verursachte. Und dann …
    „Ezio! Wacht auf!“
    „Hm?“
    „Seht!“ Leonardo zeigte auf die Tischplatte. Die reparierte Dolchklinge war jetzt passgenau in den seltsamen Mechanismus eingefügt, der wiederum mit dem Armschutz verbunden war. Alles war gesäubert und machte den Eindruck, als sei es gerade erst angefertigt worden, aber nichts glänzte und blitzte. „Ich habe mich für eine matte Politur entschieden“, erklärte Leonardo. „Wie die einer römischen Rüstung. Alles, was glänzt, blinkt in der Sonne, und das kann Euch verraten.“
    Ezio nahm die Waffe auf und wog sie in den Händen. Sie war leicht, aber die starke Klinge war exakt ausbalanciert. So etwas hatte Ezio noch nicht gesehen. Ein federgetriebener Dolch, den er über seinem Handgelenk verbergen konnte. Er brauchte nur die Faust zu ballen, dann schnellte die Klinge hervor, zum Schnitt oder Stoß bereit, ganz wie der Besitzer es wünschte.
    „Ich hielt Euch eigentlich für einen friedlichen Menschen“, sagte Ezio und dachte an die Vögel.
    „Ideen haben Vorrang“, entgegnete Leonardo entschieden. „Ganz gleich, welcher Art sie sind. Nun …“, er holte Hammer und Meißel hervor, „… Ihr seid Rechtshänder, nicht wahr? Gut. Dann seid so freundlich und legt Euren rechten Ringfinger auf diesen Klotz.“
    „Was habt Ihr vor?“
    „Es tut mir leid, aber es ist unumgänglich. Die Waffe ist so gebaut, dass derjenige, der sie trägt, sich ihr ganz verschreiben muss.“
    „Was soll das heißen?“
    „Sie wird nur funktionieren, wenn wir diesen Finger abtrennen.“
    Ezio blinzelte. Eine Reihe von Bildern schoss ihm durch den Kopf: Er dachte an Albertis vorgetäuschte Freundlichkeit seinem Vater gegenüber; daran, wie Alberti ihn nach der Verhaftung seines Vaters beruhigt hatte; an die Hinrichtungen; wie sie ihn gejagt hatten … Er reckte das Kinn vor. „Tut es.“
    „Vielleicht sollte ich ein Hackbeil verwenden. Der Schnitt wäre sauberer.“ Aus einer Schublade des Tisches holte Leonardo ein Beil hervor. „So, nun legt Euren Finger da hin … così. “
    Ezio wappnete sich, als Leonardo das Hackbeil hob. Er schloss die Augen, als er hörte, wie es nach unten sauste – schunk! – und in den Holzklotz fuhr. Aber er spürte keinen Schmerz. Er schlug die Augen auf. Das Beil steckte im Holz, Zentimeter von seiner Hand entfernt, die völlig unversehrt war.
    „Ihr seid ein elender Halunke!“ Ezio war entsetzt und wütend über diesen geschmacklosen Schmerz.
    Leonardo hob die Hände. „Beruhigt Euch! Es war doch nur Spaß! Ein grausamer, zugegeben, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich wollte sehen, wie fest entschlossen Ihr seid. Ursprünglich erforderte die Benutzung dieser Apparatur nämlich ein solches Opfer. Ich glaube, es hatte etwas mit einem alten Initiationsritus zu tun. Aber ich habe ein, zwei Veränderungen vorgenommen. So könnt Ihr Euren Finger behalten. Seht! Eure Finger laufen nicht Gefahr, von der Klinge verletzt zu werden, wenn sie hervorschnellt. Außerdem habe ich hier ein Heft angefügt, das aufklappt, wenn Ihr den Federmechanismus auslöst. Ihr dürft nur nicht vergessen, die Finger zu spreizen, wenn die Klinge kommt! Wir brauchen Euren Finger also nicht abzuschneiden.

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