Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
eigenen Weingärten. Komm, es ist nicht mehr weit, wir sind gleich da.“
Marios Burg war der alte Familiensitz der Auditores und um 1250 gebaut worden. Ursprünglich hatte an dieser Stelle jedoch ein sehr viel älteres Bauwerk gestanden. Mario hatte es verbessert und erweitert, und heute sah es eher aus wie eine opulente Villa, auch wenn die Mauern hoch, mehrere Fuß tief und gut befestigt waren. Davor und anstelle eines Gartens gab es ein großes Übungsfeld, wo Ezio zwei Dutzend junge Männer sah, die dabei waren, ihre Kampftechniken zu verfeinern.
„Casa, dolce casa“, sagte Mario. „Du warst zuletzt als kleiner Junge hier. Hat sich einiges verändert seitdem. Was denkst du?“
„Es ist höchst beeindruckend, Onkel.“
Der Rest des Tages war ausgefüllt mit Aktivitäten. Mario führte Ezio in der Burg herum, ließ ihm eine Unterkunft bereiten und sorgte dafür, dass Claudia und Maria sicher in das nahe gelegene Nonnenkloster gelangten, dessen Äbtissin eine liebe, alte Freundin (und Gerüchten zufolge einst auch die Geliebte) Marios war. Am nächsten Morgen wurde Ezio schon früh in das Arbeitszimmer seines Onkels gerufen, ein großer Raum mit hoher Decke, dessen Wände hinter Karten, Rüstungen und Waffen kaum zu sehen waren. Das Mobiliar bestand aus einem schweren Eichentisch und Stühlen.
„Sieh zu, dass du in die Stadt kommst“, sagte Mario eines Tages in geschäftsmäßigem Ton. „Rüste dich anständig aus. Einer meiner Männer wird dich begleiten. Komm hierher zurück, wenn du fertig bist, und dann fangen wir an.“
„Anfangen? Womit denn, Onkel?“
Mario sah ihn überrascht an. „Ich dachte, du seist hergekommen, um zu trainieren.“
„Nein, Onkel, das war nicht meine Absicht. Dies war nur der erste sichere Ort, der mir in den Sinn kam, als wir aus Florenz fliehen mussten. Aber ich habe vor, meine Mutter und meine Schwester noch weiter fortzubringen.“
Mario blickte ihn ernst an. „Aber was ist mit deinem Vater? Glaubst du nicht, er würde wollen, dass du sein Werk vollendest?“
„Was? Als Bankier? Das Familiengeschäft war einmal, Onkel. Das Haus Auditore existiert nicht mehr, es sei denn, Herzog Lorenzo konnte verhindern, dass es den Pazzis in die Hände fällt.“
„Das meinte ich nicht“, begann Mario und unterbrach sich dann. „Willst du damit sagen, Giovanni hat es dir nie erzählt?“
„Es tut mir leid, Onkel, aber ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
Mario schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was sich dein Vater dabei gedacht hat. Vielleicht hielt er den rechten Zeitpunkt noch nicht für gekommen. Aber die Ereignisse haben nun alle derartigen Bedenken hinfällig werden lassen.“ Er sah Ezio fest an. „Wir müssen uns unterhalten, lange und gründlich. Lass die Dokumente aus deiner Tasche bei mir. Ich muss sie lesen, während du in die Stadt gehst und dich ausrüstest. Hier ist eine Liste, auf der steht, was du brauchst, und da hast du Geld, um alles zu bezahlen.“
Verwirrt machte Ezio sich zusammen mit einem von Marios Männern, einem grauhaarigen Veteranen namens Orazio, auf den Weg in die Stadt, wo er unter dessen Anleitung beim örtlichen Waffenschmied einen Kampfdolch und eine leichte Rüstung sowie vom hiesigen Doktor Verbandszeug und andere Dinge zur Behandlung von Verletzungen erwarb. Als er zur Burg zurückkehrte, wartete Mario bereits ungeduldig auf ihn.
„Salute“, grüßte Ezio. „Ich habe alles getan, was du verlangt hast.“
„Und schnell warst du noch dazu. Ben fatto ! Und nun werden wir dir beibringen, wie man richtig kämpft.“
„Onkel, bitte verzeih mir, aber wie ich dir bereits sagte, habe ich nicht die Absicht hierzubleiben.“
Mario nagte an seiner Lippe. „Hör zu, Ezio, du konntest dich gegen Vieri nur mit Müh und Not behaupten. Wäre ich nicht im rechten Moment aufgetaucht …“ Er verstummte. „Nun gut, geh, wenn du willst, aber lass dir wenigstens erst die Fähigkeiten und das Wissen beibringen, das du brauchen wirst, um dich zu verteidigen. Andernfalls überlebst du auf der Straße keine Woche.“
Ezio schwieg.
„Wenn schon nicht mir zuliebe, dann tu es bitte für deine Mutter und deine Schwester“, drängte Mario ihn.
Ezio wog seine Möglichkeiten ab, doch er musste zugeben, dass sein Onkel recht hatte. „Na gut“, sagte er. „Nachdem du schon so nett warst, mich auszurüsten …“
Mario strahlte und schlug ihm auf die Schulter. „Guter Mann! Dafür wirst du mir noch dankbar sein!“
* * *
In den
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