Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
die Wachen am Tor in einen Kampf verwickeln; derweil musst du eine Möglichkeit finden, über die Mauer zu gelangen und das Tor von innen zu öffnen. Wir müssen leise und schnell sein.“
Er nahm einen Gurt mit Wurfmessern ab, den er um die Brust getragen hatte, und reichte ihn Ezio. „Hier, damit kannst du die Bogenschützen außer Gefecht setzen.“
Sobald sie nahe genug waren, saßen sie ab. Mario führte einen Trupp seiner besten Soldaten in Richtung der Schar von Wachen, die am südlichen Zugang in die Stadt postiert waren. Ezio machte sich auf seinen Weg, legte die letzten hundert Meter zu Fuß zurück, wobei er Büsche und Sträucher als Deckung nutzte, bis er den Fuß der Mauer erreichte. Er hatte seine Kapuze übergestreift, und im Licht der Fackeln am Tor sah er, dass der Schatten, den seine Kutte auf die Mauer warf, eine merkwürdige Ähnlichkeit mit einem Adler aufwies. Er blickte nach oben. Die Mauer stieg steil vor ihm empor, mindestens fünfzig Fuß. Ob sich oben auf dem Wehrgang jemand aufhielt, konnte er nicht sehen. Er schlang sich den Messergurt um die Brust und begann mit dem Aufstieg. Es war schwer, denn die Mauer bestand aus behauenen Steinen, an denen er kaum Halt fand; erst weiter oben konnte er die Füße in Schießscharten klemmen und über den Rand der Zinnen hinwegschauen. Links von ihm standen auf dem Wehrgang zwei Bogenschützen, die ihm den Rücken zuwandten und sich mit Pfeilen auf der Sehne über die Mauer lehnten. Sie hatten gesehen, dass Marios Angriff begonnen hatte, und machten sich bereit, auf die Söldner zu schießen. Ezio zögerte nicht. Deren Leben oder das seiner Freunde … Jetzt lernte er die neuen Fähigkeiten, die sein Onkel ihm unbedingt hatte beibringen wollen, wirklich zu schätzen. Er konzentrierte Geist und Auge im flackernden Halbdunkel, zog zwei Messer und warf sie, eines nach dem anderen und mit tödlicher Präzision. Das erste traf einen der Bogenschützen in den Nacken und tötete ihn auf der Stelle. Der Mann sackte, ohne auch nur zu flüstern, zwischen zwei Zinnen. Das zweite Messer flog etwas tiefer und erwischte den anderen Mann im Rücken, und das mit solcher Wucht, dass er mit einem dumpfen Aufschrei nach vorn und in die dunkle Tiefe stürzte.
Unter Ezio, am Fuß einer schmalen Steintreppe, lag das Tor, und nun kam ihm die Tatsache, dass Vieris Streitkräfte nicht ausreichten, um die Stadt vollkommen wirksam zu schützen, wirklich zupass, denn auf der Innenseite des Tors waren keine Soldaten postiert. Drei Stufen auf einmal nehmend, hetzte er die Treppe hinunter, schien beinah zu fliegen, und dann entdeckte er auch schon den Hebel, der die schweren Eisenbolzen steuerte, die ihrerseits das massive, zehn Fuß hohe Eichentor verriegelten. Er zog daran, wozu er seine ganze Kraft aufwenden musste, denn der Mechanismus war nicht darauf ausgelegt von nur einem Mann bedient zu werden; aber schließlich schaffte er es, und dann zog er an einem der schweren Ringe, die auf Schulterhöhe in die Torflügel eingelassen waren. Träge schwang das Tor auf, und als Ezios Blick nach draußen fiel, sah er, dass Mario und seine Männer gerade dabei waren, ihre blutige Aufgabe zu vollenden. Zwei Assassinen lagen tot am Boden, aber dafür waren zwanzig von Vieris Leuten ihrem Schöpfer gegenübergetreten.
„Gut gemacht, Ezio!“, rief Mario leise. Bis jetzt schien niemand Alarm geschlagen zu haben, aber das konnte nur noch eine Frage der Zeit sein.
„Kommt!“, sagte Mario. „Und seid leise!“ Er wandte sich an einen seiner Unterführer und wies ihn an: „Geh zurück und hol unsere Hauptstreitmacht.“
Dann ging er seinen Leuten vorsichtig durch die stillen Straßen voran. Vieri musste eine Ausgangssperre verhängt haben, denn es war kein Mensch zu sehen. Nur einmal stießen sie beinah mit einer Patrouille zusammen. Sie wichen ins Dunkel zurück und ließen die Streife passieren, dann eilten sie von hinten auf die Männer zu und machten ihnen ruckzuck den Garaus.
„Was jetzt?“, wollte Ezio von seinem Onkel wissen.
„Wir müssen den Hauptmann der hiesigen Wache ausfindig machen. Sein Name ist Roberto. Er wird wissen, wo Vieri steckt.“ Mario wirkte angespannter als sonst. „Das dauert zu lange. Es ist besser, wenn wir uns trennen. Ich kenne Roberto. Um diese Zeit ist er entweder betrunken und in seiner Stammtaverne, oder er schläft seinen Rausch bereits in der Zitadelle aus. Du übernimmst die Zitadelle. Orazio und ein Dutzend guter Männer werden dich
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