Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
begleiten.“ Er schaute zum Himmel auf, der gerade anfing, heller zu werden, und schmeckte die Luft, die bereits die Kühle eines neuen Tages mit sich trug. „Warte vor dem Hahnenschrei an der Kathedrale auf mich und erstatte mir Bericht. Und denk dran – ich gebe dir das Kommando über diese Bande von Halunken!“ Er lächelte seinen Männern warmherzig zu, nahm seinen Trupp und verschwand in einer Straße, die bergauf führte.
„Die Zitadelle liegt im Nordwesten der Stadt – Herr“, sagte Orazio. Er grinste, genau wie die anderen. Ezio spürte sowohl ihren Gehorsam Mario gegenüber als auch ihr Missfallen darüber, dass dieser einem so unerprobten Mann wie ihm die Befehlsgewalt übertragen hatte.
„Dann gehen wir“, erwiderte Ezio mit fester Stimme. „Folgt mir. Auf mein Zeichen.“
Die Zitadelle bildete eine Seite des Hauptplatzes der Stadt, nicht weit von der Kathedrale entfernt und nahe der Kuppe des kleinen Hügels, auf dem San Gimignano erbaut worden war. Sie erreichten die Zitadelle ohne Schwierigkeiten, aber bevor sie eintreten konnten, bemerkte Ezio eine Anzahl von Pazzi-Wachen, die am Eingang postiert waren. Mit einer Geste bedeutete er seinen Männern zurückzubleiben, dann pirschte er sich im Schutz der Schatten und lautlos wie ein Fuchs an die Wachen heran, bis er nahe genug war, um das Gespräch belauschen zu können, das zwei von ihnen führten. Es machte deutlich, dass sie über Vieris Führung nicht glücklich waren, und der aufbrausendere der beiden hatte sich regelrecht in Rage geredet.
„Ich sag dir eines, Tebaldo“, fuhr er gerade fort, „mir stinkt er, dieser Vieri, dieses Hündchen. Ich glaube, der könnte beim Pissen noch nicht einmal einen Eimer treffen, geschweige denn eine Stadt gegen eine zu allem entschlossene Streitmacht verteidigen. Und was Capitano Roberto angeht, der säuft so viel, dass er praktisch eine Weinflasche in Uniform ist!“
„Du quatschst zu viel“, warnte Tebaldo. „Vergiss nicht, was mit Bernardo passiert ist, als der den Mund zu weit aufgerissen hat.“
Der andere beruhigte sich und nickte ernüchtert. „Du hast recht … Ich hörte, Vieri hat ihn blenden lassen.“
„Ich würde mein Augenlicht jedenfalls gern behalten, wenn’s genehm ist, darum sollten wir dieses Gerede jetzt beenden. Wir wissen nicht, wie viele unserer Kameraden so denken wie wir, und Vieri hat seine Spione überall.“
Zufrieden schlich Ezio sich zu seiner Truppe zurück. Eine unglückliche Garnison war selten eine wirksame. Aber es gab keine Garantie, dass Vieri nicht über einen starken loyalen Kern von Pazzi-Anhängern gebot. Egal, nun ging es darum, sich erst einmal Zugang in die Zitadelle zu verschaffen. Ezio ließ den Blick über den Platz wandern. Abgesehen von dem kleinen Wachtrupp war er dunkel und leer.
„Orazio?“
„Ja, Herr?“
„Könnt ihr diese Männer angreifen und ausschalten? Schnell und leise? Dann werde ich derweil versuchen, aufs Dach zu kommen, um nachzusehen, ob im Hof noch mehr von ihnen postiert sind.“
„Deshalb sind wir ja hier, Herr.“
Er ließ Orazio und dessen Soldaten zurück, auf dass sie sich der Wachen annahmen, während er sich vergewisserte, dass er noch genug Wurfmesser hatte, und ein Stück weit in eine schmale Seitenstraße hineinlief, die von der Zitadelle wegführte. Dort kletterte er auf ein nahes Dach und sprang von dort aus auf das der Zitadelle hinüber, das rings um den Innenhof herum verlief. Er dankte Gott, dass Vieri offenbar darauf verzichtet hatte, die hohen Türme jener Häuser, die den namhaften örtlichen Familien gehörten, mit Männern zu besetzen, denn von dort oben aus hätten sie einen Blick auf alles gehabt, was in der Stadt vorging. Er wusste außerdem, dass die Eroberung dieser Türme das erste Ziel von Marios Hauptstreitmacht sein würde. Vom Dach der Zitadelle aus konnte er sehen, dass der Innenhof verlassen war. So sprang er hinunter auf die Überdachung des Säulengangs und von dort zu Boden. Das Tor zu öffnen und seine Männer, die die Leichen der überwältigten Pazzi-Wache außer Sicht geschleift hatten, im Schatten des Säulengangs zu postieren, war ein Leichtes. Um keinen Verdacht zu erregen, hatten sie das Tor der Zitadelle hinter sich wieder geschlossen.
Die Zitadelle machte einen verwaisten Eindruck. Doch schon bald erklangen auf dem Platz draußen Stimmen, und eine weitere Gruppe von Vieris Männer tauchte auf, öffnete das Tor und betrat den Hof, einen untersetzten, fast schon fetten
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