Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Mann, der offensichtlich betrunken war, mit sich schleppend.
„Wohin hat sich denn die Torwache verdrückt?“, wollte der Mann wissen. „Sagt bloß nicht, dass Vieri meinen Befehl aufgehoben und sie auf Streife geschickt hat, verflucht noch mal!“
„ Ser Roberto“, meinte einer der Männer, die ihn stützten. „Wäre es nicht an der Zeit, dass Ihr Euch etwas ausruht?“
„Was solln das heißen? Hab’s doch problemlos geschafft bis hierher, oder? Und die Nacht ist noch jung!“
Den Neuankömmlingen gelang es, ihren Vorgesetzten auf dem Rand des Brunnens in der Mitte des Hofes abzusetzen; dann blieben sie um ihn herum stehen und wussten nicht recht, was sie als Nächstes tun sollten.
„Alle glauben, ich sei kein guter Hauptmann!“, jammerte Roberto voller Selbstmitleid.
„Unsinn, Herr!“, sagte der Mann, der direkt neben ihm stand.
„Vieri glaubt das“, widersprach Roberto. „Ihr solltet mal hören, wie der mit mir redet!“ Er verstummte, sah sich um und versuchte sich zu konzentrieren, bevor er in weinerlichem Tonfall fortfuhr: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich ersetzt – oder etwas noch Schlimmeres mit mir anstellt!“ Er schwieg wieder und schniefte. „Wo ist diese verdammte Flasche? Her damit!“ Er nahm einen großen Schluck, musterte die Flasche, um sich zu vergewissern, dass sie leer war, dann schleuderte er sie davon. „Ist alles Marios Schuld! Ich konnt’s gar nicht glauben, als unsere Spione meldeten, dass er seinen Neffen aufgenommen hat. Hat den kleinen Scheißer vor Vieri gerettet! Jetzt kann Vieri vor Rachsucht kaum einen klaren Gedanken fassen, und ich muss mich mit meinem alten compagno anlegen!“ Er blickte sich aus trüben Augen um. „Guter alter Mario! Wir waren mal Waffenbrüder, wusstet ihr das? Aber er weigerte sich, mit mir zu den Pazzis überzulaufen, obwohl da die Bezahlung besser war, ebenso die Unterkünfte, die Ausrüstung – einfach alles! Ich wünschte, er wäre jetzt hier. Dem würd’ ich …“
„Verzeihung“, unterbrach ihn Ezio und trat vor.
„Was …?“, entfuhr es Roberto. „Wer seid Ihr?“
„Darf ich mich vorstellen? Ich bin Marios Neffe.“
„Was?“, brüllte Roberto, mühte sich auf die Beine und griff nach seinem Schwert, ohne es zu erwischen. „Verhaftet den kleinen Lümmel!“ Er lehnte sich vor, sodass Ezio den sauren Wein in seinem Atem roch. Und Zwiebeln. „Wisst Ihr was, Ezio?“ Er lächelte. „Ich sollte Euch eigentlich dankbar sein. Jetzt, wo ich Euch habe, gibt es nichts mehr, was Vieri mir abschlagen würde. Vielleicht setze ich mich zur Ruhe. In einer hübschen kleinen Villa am Meer …“
„Ihr solltet den Tag nicht vor dem Abend loben, Capitano “, meinte Ezio. Roberto fuhr herum und sah, was seine Männer bereits festgestellt hatten – dass sie von Assassinen-Söldnern, alle bis an die Zähne bewaffnet, umzingelt waren.
„Hmpf“, machte Roberto und ließ sich wieder nieder. Alle Kampfeslust schien ihn verlassen zu haben.
Nachdem die Pazzi-Wachen gefesselt und in den Kerker der Zitadelle geschafft worden waren, saß Roberto, mit einer neuen Flasche Wein versorgt, zusammen mit Ezio in einem Raum, der vom Hof abging, an einem Tisch. Sie unterhielten sich. Und schließlich ließ Roberto sich überzeugen.
„Ihr wollt Vieri? Ich sag Euch, wo er ist. Für mich ist sowieso alles aus. Geht zum Palazzo des Delfins in der Nähe des Nordtors. Dort findet ein Treffen statt …“
„Mit wem trifft er sich? Wisst Ihr das?“
Roberto zuckte die Schultern. „Mit weiteren seiner Leute aus Florenz, glaube ich. Sie sollen Verstärkung mitbringen.“
Sie wurden von Orazio unterbrochen. Er wirkte besorgt. „Ezio! Schnell! Drüben bei der Kathedrale ist ein Kampf ausgebrochen. Wir müssen uns beeilen!“
„In Ordnung! Gehen wir!“
„Was ist mit ihm?“
Ezio blickte auf Roberto. „Lasst ihn nur. Ich denke, er hat sich endlich für die richtige Seite entschieden.“
Sobald er draußen auf der Piazza war, konnte Ezio den Kampflärm hören, der von dem freien Platz vor der Kathedrale aus zu ihm herüberdrang. Als er näher kam, sah er, dass die Männer seines Onkels, die mit dem Rücken zu ihm standen, von einer großen Brigade Pazzi-Truppen zum Rückzug gezwungen wurden. Mit seinen Wurfmessern schuf Ezio sich eine Gasse, kämpfte sich zu seinem Onkel durch und berichtete ihm, was er in Erfahrung gebracht hatte.
„Das freut mich für Roberto!“, rief Mario, ohne den Kampf zu unterbrechen; mit dem Schwert
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