Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
glaube ich, nur, weil er bemerkt werden möchte. Er möchte geliebt werden.
Handelt aufgrund dieser meiner Informationen nach Eurem Gutdünken, aber ich muss Euch nun bitten, diese Korrespondenz zwischen uns zu beenden. Wüsste Vieri, worum es in unseren Briefen geht, möchte ich mir nicht ausmalen, was er mir antun würde.
Voller Hochachtung und Vertrauen,
Pater Giocondo
Ezio saß, nachdem er den Brief gelesen hatte, lange da und dachte nach. Er blickte auf Vieris Leichnam. An seinem Gürtel war eine Börse befestigt, die ihm zuvor nicht aufgefallen war. Er ging zu ihm und nahm sie, dann kehrte er unter den Baum zurück, um ihren Inhalt in Augenschein zu nehmen. Die Börse enthielt ein kleines Bildnis einer Frau, ein paar Münzen, ein kleines Notizbuch, in das nichts eingetragen war, und ein Blatt Pergamentpapier, das sorgsam zusammengerollt war. Ezio rollte es mit zitternden Händen auseinander und erkannte sofort, worum es sich handelte. Eine Seite aus dem Kodex …
Die Sonne stieg höher, und eine Gruppe von Mönchen kam mit einer hölzernen Trage, auf die sie den toten Vieri legten. Dann trugen sie ihn weg.
* * *
Als der Frühling wieder zum Sommer wurde und die Mimosen und Azaleen den Lilien und Rosen wichen, kehrte in die Toskana ein unsicherer Frieden ein. Ezio sah zufrieden, dass seine Mutter sich weiter erholte; allerdings waren ihre Nerven von der Tragödie, die sie ereilt hatte, so angegriffen, dass Ezio glaubte, sie werde die friedliche Ruhe des Nonnenklosters nie wieder verlassen können. Claudia spielte mit dem Gedanken, die ersten Eide abzulegen, mit denen ihr Noviziat beginnen würde, eine Aussicht, die Ezio weniger freute, aber er wusste, dass seine Schwester ebenso sturköpfig war wie er, und wenn er versuchte, ihr auszureden, was sie vorhatte, würde er sie in ihrem Entschluss nur bestärken.
Mario hatte dafür Sorge getragen, dass San Gimignano, das nun unter der sachlichen und reformierten Herrschaft seines alten Kameraden Roberto stand, und das zugehörige Gebiet keine Bedrohung mehr darstellten und dass die letzten Widerstandsnester der Pazzis ausgehoben wurden. Monteriggioni war wieder sicher, und nach den Siegesfeiern wurden Marios Söldner mit einem ausgedehnten Urlaub belohnt, den sie je nach Geschmack verbrachten – mit ihren Familien, mit Trinken oder Herumhuren, ohne dabei jedoch ihr Training zu vernachlässigen. Ihre Knappen sorgten derweil dafür, dass die Waffen geschärft waren und die Rüstungen keinen Rost ansetzten, während die Maurer und Zimmerleute sich darum kümmerten, dass sowohl die Stadt als auch die Burg ordentlich befestigt waren und blieben. Die Gefahr, die im Norden von Frankreich gedroht haben mochte, war zumindest einstweilen beigelegt, da König Ludwig alle Hände voll zu tun hatte, um die letzten englischen Eindringlinge loszuwerden und sich den Problemen zu stellen, die ihm der Herzog von Burgund bereitete. Im Süden war Papst Sixtus IV., ein potenzieller Verbündeter der Pazzis, zu beschäftigt damit, Ämter mit seinen Verwandten zu besetzen und im Vatikan eine herrliche neue Kapelle zu bauen, als dass er sich groß mit den Unruhen in der Toskana befassen konnte.
Doch Mario und Ezio führten lange Gespräche über die Bedrohung, die, wie sie wussten, noch längst nicht ausgeräumt war.
„Ich muss dir mehr über Rodrigo Borgia erzählen“, sagte Mario zu seinem Neffen. „Er stammt zwar aus Valencia, studierte aber Jura in Bologna und kehrte nie nach Spanien zurück, weil er seinen Zielen hier besser nachgehen kann. Im Moment ist er ein angesehenes Mitglied der römischen Kurie, aber er strebt stets nach Höherem. Er ist einer der mächtigsten Männer in ganz Europa, aber er ist auch mehr als nur ein listiger Kirchenpolitiker.“ Mario senkte seine Stimme. „Rodrigo ist der Führer des Templerordens.“
Ezio spürte, wie sich ihm das Herz im Leib verkrampfte. „Das erklärt seine Anwesenheit bei der Ermordung meines armen Vaters und meiner Brüder. Er steckte dahinter.“
„Ja, und er wird dich nicht vergessen haben, zumal er es größtenteils dir zu verdanken hat, dass er seine Machtposition in der Toskana verlor. Außerdem weiß er, was in dir steckt und dass du weiterhin eine Gefahr für ihn darstellst. Sei dir im Klaren darüber, dass er dich umbringen lassen wird, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bietet.“
„Dann muss ich ihm gegenübertreten, wenn ich jemals frei sein möchte.“
„Wir müssen ihn im Auge behalten, aber zunächst
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