Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
sich, begleitet nur von seiner persönlichen Leibgarde, auf den Weg zurück in die Sicherheit des Palazzos. Dort hatte er sich gewiss noch um einige Dinge, die mit dem Treffen zu tun hatten, zu kümmern. Vielleicht wollte er aber auch seine Rüstung anlegen, um sich mit ins Getümmel zu stürzen. Wie auch immer, die Sonne würde bald aufgehen, und Ezio wusste, dass er jetzt handeln musste. Er trat aus dem Dunkeln und schob die Kapuze nach hinten.
„Guten Morgen, Messer de’ Pazzi“, sagte er. „Anstrengende Nacht gehabt?“
Vieri drehte sich zu ihm herum. In seinen Zügen stand einen Augenblick lang eine Mischung aus Erschrecken und Entsetzen. Dann gewann er seine Fassung zurück und polterte: „Hätte ich mir ja denken können, dass du wieder auftauchst. Schließ deinen Frieden mit Gott, Ezio – ich muss mich jetzt mit Wichtigerem befassen als mit dir. Du bist nichts weiter als ein Bauer, der vom Brett gefegt werden muss.“
Seine Wachen stürzten sich auf Ezio, aber er war bereit. Den ersten der Männer streckte er mit seinem letzten Wurfmesser nieder; die schmale Klinge schnitt mit einem teuflischen Zischen durch die Luft. Dann zog er Schwert und Kampfdolch und empfing den Rest der Leibgarde. Inmitten spritzenden Blutes schnitt und stieß er wie ein Irrer um sich, doch jede seiner Bewegungen war genau bedacht und tödlich, bis sich der letzte Mann schwer verletzt und humpelnd in Sicherheit brachte. Aber nun war Vieri da, eine gefährlich aussehende Streitaxt schwingend, die er vom Sattel seines Pferdes gelöst hatte; das Tier stand noch dort, wo auch die anderen angeleint gewesen waren. Ezio wich aus, um dem tödlichen Hieb zu entgehen, aber der Schlag brachte ihn, obwohl er an seiner Rüstung abglitt, doch ins Wanken und zu Fall. Dabei verlor er sein Schwert. Binnen eines Lidschlags stand Vieri über ihm, trat das Schwert außer Reichweite und riss die Axt hoch. Ezio sammelte alle Kraft, die er noch aufbringen konnte, und wollte seinem Gegner einen Tritt zwischen die Beine versetzen, aber Vieri durchschaute die Absicht und sprang zurück. Ezio nutzte die Gelegenheit, um wieder auf die Füße zu kommen, während Vieri die Streitaxt nach seinem linken Handgelenk schwang und ihm den Kampfdolch aus den Fingern schlug. Die Axtschneide hinterließ eine tiefe Wunde in Ezios Handrücken. Dann zog Vieri selbst Schwert und Dolch.
„Wenn man will, dass etwas richtig gemacht wird, dann macht man es am besten selbst“, sagte Vieri. „Manchmal frage ich mich, wofür ich diese sogenannten Leibwächter eigentlich bezahle. Stirb, Ezio!“ Und damit sprang er auf seinen Gegner zu.
Sengender Schmerz hatte Ezios ganzen Körper durchzuckt, als die Axt seine Hand traf, ihm war schwindlig und schwarz vor Augen geworden. Nun aber erinnerte er sich an alles, was er gelernt hatte; sein Instinkt übernahm die Kontrolle. Er schüttelte sich, und in dem Moment, da Vieri seinem vermeintlich unbewaffneten Widersacher den Todesstoß versetzen wollte, spannte Ezio die rechte Hand, die Handfläche nach oben weisend, die Finger gespreizt. Mit einem Klicken gab die Apparatur seines Vaters den verborgenen Dolch frei, die Waffe schnellte hervor, das glanzlose Metall täuschte über die Schärfe der Klinge hinweg.
Vieri hatte den Arm erhoben. Seine Flanke war ungeschützt. Ezio stieß ihm den Dolch in die Seite. Die Klinge drang ein, als böte der Leib des anderen keinerlei Widerstand.
Einen Moment lang stand Vieri da wie erstarrt, dann ließ er seine Waffen fallen und brach in die Knie. Blut strömte wie ein Wasserfall zwischen seinen Rippen hervor. Ezio fing ihn auf, als er im Begriff war, zu Boden zu kippen.
„Du hast nicht viel Zeit, Vieri“, sagte er in eindringlichem Ton. „Jetzt hast du Gelegenheit, deinen Frieden mit Gott zu schließen. Sag mir, worüber ihr gesprochen habt! Welche Pläne verfolgt ihr?“
Vieri antwortete ihm mit einem angestrengten Lächeln. „Ihr werdet uns nie besiegen“, sagte er. „Ihr werdet die Pazzis nie unterwerfen, und ganz gewiss werdet ihr Rodrigo Borgia nie bezwingen.“
Ezio wusste, dass ihm nur noch Augenblicke blieben; dann würde er zu einem Toten sprechen. Noch drängender redete er auf den anderen ein: „Hat mein Vater eure Pläne aufgedeckt? Sag’s mir, Vieri! Habt ihr ihn deshalb umgebracht?“
Aber Vieris Gesicht war schon aschgrau. Fest umschloss er Ezios Arm. Aus seinem Mundwinkel floss ein blutiges Rinnsal, ein matter Glanz legte sich über seine Augen. Dennoch brachte er
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