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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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bezüglich der Kämpfe, in denen er sich auf seinem einsamen Weg nach Norden wiederfinden würde, keinen Illusionen hin. Größtenteils folgte er der Küste, behielt das glitzernde Meer zu seiner Linken im Blick, ritt über die hohen Klippen und durch das Buschland, das sie krönte. Er reiste zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung, suchte für vier Stunden Unterschlupf, wenn die Sonne am höchsten stand, und rastete wieder vier Stunden lang bei Nacht unter den Sternen.
    Allein zu reisen, hatte seine Vorteile. Er konnte leichter mit seiner Umgebung verschmelzen, als es mit einer Eskorte möglich gewesen wäre, und sein scharfer Blick erspähte Gefahren weit genug im Voraus, um sie entweder zu umgehen oder abzuwarten, bis sie vorüber waren. Dies war Räuberland, durch das leidlich geordnete Banden arbeitsloser Söldner streiften, die sowohl Reisende als auch einander töteten, um sich zu nehmen, was sie kriegen konnten, und – so kam es Ezio vor – allein zu diesem Zweck in diesem Landstrich lebten, der immer noch unter dem jahrhundertelangen Krieg litt. Menschen wurden zu Wilden, sie dachten nicht mehr, kannten keine Hoffnung und keine Angst mehr. Menschen, die jegliches Gewissen verloren hatten. Skrupellos und verwegen, so abgebrüht wie unbarmherzig.
    Es kam zu Kämpfen, wenn sie sich nicht vermeiden ließen, doch jeder einzelne war sinnlos, und am Ende lagen nur wieder ein paar Tote für die Geier und die Krähen am Boden, die einzigen Geschöpfe, die in dieser gottvergessenen Wüstenei wirklich gediehen. Einmal rettete Ezio ein Dorf, das in Angst vor Plünderern war, und einmal eine Frau vor Folter, Vergewaltigung und Tod. Aber für wie lange? Was würde aus diesen Menschen werden, wenn er weitergeritten war? Er war nicht Gott, er konnte nicht überall sein, und dort, wo einst Christus gewandelt war, zeigte Gott mit keiner Geste, dass er auf die Seinen achtgab.
    Je weiter Ezio nach Norden ritt, desto schwerer wurde ihm das Herz. Nur das Feuer, das die Suche als solche in ihm entfachte, ließ ihn den Weg nicht verlieren. Er band Strauchwerk an den Schweif seines Pferdes, um seine Spuren zu verwischen, und nachts bereitete er sich ein Lager aus Dornengeäst, damit er nicht zu fest schlief. Stete Wachsamkeit war nicht nur der Preis der Freiheit, sondern auch des Überlebens. Mochten ihm die vergangenen Jahre auch einen Teil seiner Kräfte geraubt haben, glich die gewonnene Erfahrung diesen Verlust doch aus, und die Früchte des Trainings, dem Paola und Mario ihn vor so langer Zeit in Florenz und Monteriggioni unterzogen hatten, waren nie faul geworden. Und obgleich Ezio ab und an das Gefühl hatte, er könne nicht weiter, konnte er letztlich doch immer weiter.
    Zweihundert Meilen Luftlinie. Aber es herrschte ein rauer Winter, und immer wieder musste er Umwege machen.
    Das Jahr des Herrn 1511 war bereits angebrochen, und es war wieder der Tag des Heiligen Hilarius, als Ezio die Berge vor sich aufragen sah.
    Tief atmete er die kalte Luft ein.
    Masyaf war nah.
    Drei Wochen später – und nun zu Fuß, denn beide Pferde waren auf den Pässen hinter ihm erfroren, und ihr Tod lastete schwer auf seinem Gewissen, denn sie waren entschlossenere und treuere Gefährten gewesen als so mancher Mensch – stand Ezio in Sichtweite seines Ziels.
    Ein Adler segelte hoch oben am klaren Himmel.
    Abgerissen und erschöpft von der Reise löste Ezio seine Augen von dem Tier, kletterte über eine niedrige Mauer aus grobem Stein und blieb einen Moment lang reglos stehen, um den scharfen Blick schweifen zu lassen.
    Masyaf. Nach einer zwölf Monate langen, anstrengenden Reise auf beschwerlichen Wegen bei rauem Wetter.
    Geduckt, nur für alle Fälle, verhielt er sich ganz still, während er wie von selbst seine Waffen überprüfte und die Umgebung beobachtete.
    Keine Seele zeigte sich auf den Wehrgängen. Schneidender Wind wirbelte Schneewolken auf. Aber keine Spur eines Menschen. Der Ort schien verlassen zu sein. Wie er es erwartet hatte aufgrund dessen, was er darüber gelesen hatte. Aber das Leben hatte ihn gelehrt, dass es stets am besten war, sich selbst zu vergewissern. Er verhielt sich weiter still.
    Kein Laut außer dem Wind. Dann … doch etwas. Ein Kratzen? Links von ihm, und ein Stück voraus kollerte eine Handvoll loses Geröll über einen kahlen Hang. Er spannte sich, richtete sich ein wenig auf, reckte den eben noch zwischen die Schultern gezogenen Kopf. Dann bohrte sich der Pfeil, der wie aus dem Nichts kam, durch die

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