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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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Wasserfall, der von oben auf ihn herabplätscherte; schlimm war es, weil das Wasser die Felsen schlüpfrig machte – gut war es, weil dieser Wasserfall auf einen Bach oder wenigstens ein Rinnsal dort oben hinwies.
    Eine halbe Stunde später kam er oben an, jedoch nicht auf dem Gipfel eines Berges, sondern auf einer Hochebene, denn der Boden, auf den er sich schließlich hinaufzog, war flach und mit rauen Grasbüscheln bewachsen. Eine Art karge Bergwiese, an zwei Seiten von weiteren Wänden aus schwarzem und grauem Fels begrenzt, nach Westen hin jedoch offen, soweit Ezio es erkennen konnte. Ein Bergpass, nur dass er hinter ihm nirgendwohin führte. Vielleicht war das vor langer Zeit einmal anders gewesen. Die Steilwand, die er gerade heraufgeklettert war, und die Schlucht, in deren Tiefe die Trümmer der Brücke hinabgestürzt waren, mochten in grauer Vorzeit durch ein Erdbeben entstanden sein.
    Ezio lief zu einer Seite des kleinen Tals, um die Umgebung auszukundschaften. Wo es Pässe und Wasser gab, da konnten auch Menschen sein. Fast reglos wartete er eine weitere halbe Stunde ab, ehe er sich weiter vorwagte. Dabei schüttelte er seine Muskeln aus, die von der langen Bewegungslosigkeit steif geworden waren, um sie zu lockern und aufzuwärmen. Er war nass und fing an zu frieren. Lange durfte er sich dort draußen nicht mehr aufhalten. Es würde ihm schließlich nichts nützen, den Templern entkommen zu sein, wenn er nun der Natur zum Opfer fiel.
    Er näherte sich dem Bach, zu dem ihm das Glucksen des Wassers den Weg wies. An seinem Ufer ging er in die Knie und trank, aber nicht zu viel auf einmal. Dann folgte er dem Wasserlauf. Ein paar Sträucher tauchten am Ufer auf, und schon bald erreichte er ein kleines Wäldchen am Rande eines Teiches. Hier machte er Rast. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn dort oben etwas gelebt hätte, so weit entfernt von dem Dorf, das sich unter die Burg von Masyaf duckte, irgendein Tier, das er fangen und essen könnte. Aber wenn es einen Teich gab, bestand zumindest eine geringe Chance darauf, dass es darin auch Fische gab.
    Er kniete sich hin und spähte in die Tiefe des dunklen Wassers. Reglos wie ein Fischreiher zwang er sich zur Geduld. Dann endlich kräuselte sich das Wasser, ganz leicht nur, und es verschwand so rasch, wie es entstanden war, genügte jedoch, um ihm zu verraten, dass in dem Wasser etwas lebte. Er blieb auf der Lauer liegen. Kleine Mücken schwebten dicht über der Wasseroberfläche. Ein paar schwirrten herüber, wie um ihn zu necken, angelockt von seiner Körperwärme. Weil er es nicht wagte, nach ihnen zu schlagen, ertrug er ihr Kribbeln und die winzigen, gemeinen Stiche.
    Dann sah er ihn – einen großen, plumpen Leib von der Farbe eines Leichnams, der sich träge eine Handspanne unterhalb der Oberfläche dahinbewegte. Das war ja besser, als er es sich erhofft hatte! Es schien sich um einen Karpfen zu handeln oder einen ähnlichen Fisch. Dann sah er, wie sich ein weiterer, viel dunklerer hinzugesellte, und schließlich noch ein dritter mit Schuppen wie aus Kupfer und Gold.
    Ezio wartete darauf, dass sie taten, was er vermutete – nämlich ihre Mäuler nach oben zu strecken, um ein Insekt von der Oberfläche zu fangen. Das wäre dann sein Moment. Ganz konzentriert und gespannt machte er sich zum Zugriff bereit.
    Der dunkle Fisch kam als Erster.
    Ezio schnellte vor, packte zu. Und fiel nach hinten, vor Freude erregt. Der große Fisch zappelte wie wild in seinen Händen, schaffte es jedoch nicht, sich seinem Griff zu entwinden. Er legte ihn neben sich auf den Boden und tötete ihn mit einem Stein.
    Garen konnte er den Fisch nicht, dazu hatte er keine Möglichkeit. Er musste ihn roh essen. Doch dann fiel sein Blick noch einmal auf den Stein, mit dem er den Fisch getötet hatte, und er erinnerte sich an das Felsstück, das beim Heraufklettern unter seiner Hand weggebrochen war. Feuerstein! Mit etwas Glück konnte er ein Feuer machen und dann seine Kleidung trocknen und auch den Fisch braten. Er störte sich nicht an rohem Fisch; außerdem hatte er gelesen, dass es in einem unvorstellbar weit entfernten Land im Osten sogar ein Volk gab, bei dem roher Fisch als Delikatesse galt. Mit nassen Kleidern verhielt es sich jedoch anders. Und was das Feuer als solches betraf, würde er das Risiko eingehen. Soweit er es beurteilen konnte, war er wahrscheinlich der erste Mensch, der dieses Tal seit tausend Jahren betreten hatte, und die links und rechts hoch aufragenden Wände

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