Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
einer von ihnen aus, doch seine Stimme zitterte. „Du musst mit dem Teufel im Bunde stehen!“
„Wenn der Teufel hier irgendwo steckt, dann ist er bei Euch“, knurrte Ezio und warf sich nach vorn. Er konnte ihre Angst, er habe auf irgendeine Weise übernatürliche Kräfte in sich, zu seinem Vorteil nutzen. Se solo!
Sie traten ihm entgegen und riefen ihre Schwüre so laut, dass Ezio sich beeilen musste, um sie niederzumähen und zum Schweigen zu bringen. Ihre Hiebe kamen wild und panisch, und die Sache war rasch erledigt. Er zerrte die Toten ins Wachhaus, es blieb jedoch keine Zeit, die Brücke wieder hochzuziehen; außerdem war das für einen einzelnen Mann unmöglich zu schaffen. Er überlegte kurz, die Kleidung mit einem der Wächter zu tauschen, aber auch damit hätte er nur wertvolle Zeit verschwendet, und schließlich stand die zunehmende Dunkelheit auf seiner Seite.
Ezio ging den Weg, der zur Burg führte, hinauf. Ungehindert erreichte er den Fuß der Burgmauern und tauchte in den dortigen toten Winkel ein. Die Sonne war fast ganz untergegangen, nur ein rotes Glühen zeigte sich noch hinter den fernen Felsen und Bergen im Westen. Es war kalt und der Wind unerbittlich. Die Mauersteine der alten Burg waren verwittert und boten einem Kletterer, der wusste, was er tat, genug Halt für Hände und Füße. Ezio rief sich einen Plan der Festung, den er in Rom studiert hatte, vor sein geistiges Auge, sammelte seine letzten Kraftreserven und begann mit dem Aufstieg. Kaum mehr als dreißig Meter, schätzte er, dann würde er den Vorhof erreicht haben, und er wusste, wo sich dort die Verbindungstore befanden, die zu den inneren Befestigungen, den Türmen und dem Bergfried führten.
Das Klettern fiel ihm schwerer als erwartet. Seine Arme und Beine schmerzten, und er wünschte, er hätte ein Gerät, das seine Reichweite verlängerte und unlösbar festen Halt fand, indem es die Kraft seiner Hände verstärkte. So aber blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit seiner Willenskraft zum Weiterklettern zu zwingen, und als die letzte Glut des Sonnenuntergangs hinter den schwarzen Zinnen der Berge verglomm und den ersten fahlen Sternen wich, ließ Ezio sich auf einen Laufgang fallen, der sich dicht unterhalb der Außenmauer hinzog. Jeweils fünfzig Meter entfernt ragten links und rechts von ihm Wachtürme in die Höhe, doch die Männer darin schauten zwar nach draußen, aber nach unten – aus Richtung des Wachpostens an der Brücke war schwach der Lärm eines Tumults zu vernehmen.
Ezio hob den Blick zum Bergfried. Seine Ausrüstung – seine kostbaren Satteltaschen mit seinen Waffen darin – würden sie gewiss in einem sicheren Kellerraum unter dem Bergfried verstaut haben.
Er ließ sich vom Laufgang zu Boden fallen und hielt sich stets im Schatten der Burg. Dann wandte er sich nach links, dorthin, wo er das Tor wusste, durch das man in den Bergfried gelangte.
12
Leise wie ein Berglöwe und stets auf dem dunkelsten Weg erreichte Ezio sein Ziel ohne weitere Zwischenfälle. Gut, denn das Letzte, das er brauchen konnte, war ein weiterer Kampf, der mit Lärm verbunden war. Wenn sie ihn wiederfänden, würden sie nicht mehr zögern, sie würden ihm nicht den Hauch einer Chance lassen, sondern auf der Stelle töten, ihn aufspießen wie eine Ratte.
Es waren nur wenige Wachen zugegen. Er hatte nur die auf den Wehrgängen gesehen. Sie mussten alle draußen unterwegs sein und im fahlen Licht, das die unzähligen Sterne spendeten, nach ihm suchen. Und was sie am Wachposten nahe der Brücke vorfanden, hatte sie ihre Bemühungen sicher verdoppeln lassen, denn es musste ihnen bewiesen haben, dass er nicht tot war.
An einem grob gezimmerten Holztisch in der Nähe des Zugangs zum Kellerlagerraum saßen zwei ältere Templer. Auf dem Tisch standen ein großer Zinnkrug, der offenbar mit Rotwein gefüllt war, und zwei hölzerne Becher. Beide Wachen hatten Kopf und Arme auf dem Tisch liegen. Sie schnarchten. Ezio näherte sich mit äußerster Vorsicht. Einer der Männer trug einen Schlüsselbund an der Hüfte.
Er hatte die Taschendiebstahlkünste, die Madame Paola ihm, als er ein junger Mann gewesen war, in Florenz beigebracht hatte, über die Jahre nicht verlernt. Ganz behutsam, damit die Schlüssel nicht klirrten – denn schon das leiseste Geräusch, das die Männer wecken mochte, konnte sein Verderben bedeuten – , hob er den Ring an, mit der anderen Hand löste er den Knoten des Lederbands, mit dem er am Gürtel des Mannes
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