Assungas Liebesnest
Vampirbastard hinter mir!«
Erst jetzt hatte er uns wieder auf die Gestalt gebracht, die hinter ihm pendelte. Es war also ein Vampir, und wir befanden uns demnach am richtigen Ort.
»Nein, dazu gehören wir nicht!«
»Was wolltet ihr dann hier?«
»Den Bastard jagen!«
Für einen Moment verkrampfte er sich und wußte nicht, ob er uns glauben sollte oder nicht. Wieder suchte er in unseren Gesichtern nach der Wahrheit, und ich nickte ihm zweimal zu. »Bitte, wir sind wirklich gekommen, um Ihnen zu helfen.«
»Und wer seid ihr?« blaffte er uns entgegen. »Etwa Vampirjäger? Seid ihr so was?«
»Irgendwie schon«, gab ich zu.
»Sehr schön. Dann...«
»Aber wir sind auch noch etwas anderes«, erklärte ich mit ruhiger Stimme, die Arme noch immer hochgestreckt. »Wir kommen aus London und arbeiten bei Scotland Yard.«
Bei manchen Menschen half der Begriff ja mit, das Eis zu brechen. Bei diesem Mann war es etwas anderes. »Das... das... kann jeder sagen. Ihr wollt mich reinlegen.«
»Wir haben Ausweise.«
Jetzt schwieg er. Dabei überlegte er, und ich schaute an ihm vorbei auf den Gehängten.
Zunächst fiel mir das frische Einschußloch in der Brust auf. Dann wunderte ich mich über die Wunden, die sich so zahlreich auf dem Körper verteilten und auf Grund der zerfetzten Kleidung deutlich zu sehen waren. Die Klamotten waren regelrecht zerrupft und zerrissen worden, als hätten Vögel daran gepickt.
Sein Gesicht war regelrecht zertrümmert worden.
Aber die Gestalt war nicht tot. Das Grinsen des schief sitzenden Mundes, die Zähne, die hervorstanden, das machte mir klar, mit wem ich es hier zu tun hatte.
Ich konnte mir jetzt vorstellen, wie entsetzt der Mann gewesen sein mußte, als er diesen Gehängten entdeckt hatte. Wenn er hier Förster oder Waldarbeiter war, dann hatte er in einer Welt gelebt, in der dieses Grauen nicht vorgekommen war. Nun hatte diese Welt einen Riß bekommen. Möglicherweise war sie sogar ganz zusammengebrochen.
Die Nervosität des Mannes hatte sich ein wenig gelegt. Er mußte gespürt haben, daß wir nicht die gefährlichen Männer waren, die auf der Seite des Gehängten standen. Trotzdem war er sehr wachsam.
»Zeigt die Ausweise!« sagte er.
»Ich bewege mich zuerst«, erwiderte ich. »Dazu muß ich in meine Innentasche greifen. Ich sage Ihnen gleich, Mister, daß wir bewaffnet sind. Sie werden die Pistolen möglicherweise zu sehen bekommen.«
»Machen Sie schon!«
Ich verhielt mich so, daß sich seine Nervosität nicht steigerte. Sehr behutsam streifte ich meine linke Jackenhälfte zur Seite und faßte mit spitzen Fingern in die Innenseite.
Der Mann mit dem Gewehr stand wie auf dem Sprung. Er wartete, und er holte tief Luft, als er sah, was ich in der Hand hielt. Es war das in eine Hülle eingeschweißte Dokument. Der Sonderausweis, der mir zahlreiche Vollmachten gab.
»Glauben Sie mir?«
Er zögerte noch. Hinter ihm hörten wir alle das Ächzen des Blutsaugers, der sich aus der Schlinge befreien wollte und dabei von einer Seite zur anderen pendelte.
Der Gewehrlauf sank nach unten. Der Mann stöhnte auf. Er war ziemlich fertig und schwankte. Suko und ich gingen zu ihm, und wir ließen ihm auch die Waffe. Als ich meinen Ausweis vor sein Gesicht hielt, wollte er ihn gar nicht mehr sehen und nickte nur.
»Wer sind Sie?« fragte Suko, nachdem wir unsere Namen gesagt hatten.
»Peter Blake!« hörten wir ihn flüstern.
»Und weiter?«
»Das ist mein Revier. Ich bin hier der Förster. Mir obliegt die Pflege des Waldes. Es ist kein einfacher Job, auch wenn sich andere das immer so vorstellen, aber was ich heute sehen mußte, das kann ich nicht begreifen.«
»Er ist tatsächlich ein Vampir.«
»Dann gibt es sie?«
Suko nickte.
Blake mußte sich erst fassen. »Und was tut man dagegen? Ich meine, es ist doch nicht wie im Kino. Sie nehmen keinen Eichenpflock und stoßen damit zu – oder?«
»Wir könnten es tun«, erklärte Suko, »aber es gibt auch andere Möglichkeiten.« Er ließ seine Beretta stecken und holte die Dämonenpeitsche hervor. Einmal mußte er den Kreis schlagen, dann glitten die Riemen hervor. Der Förster bekam große Augen. »Was ist das?«
»Eine Waffe, die mein Freund gegen den Blutsauger einsetzt. Er wird es nicht überleben.«
»Sie... Sie töten ihn also?«
»Nein, Mr. Blake. Wir erlösen ihn nur. Er ist schon gestorben, obwohl er noch lebt.«
»Das will nicht in meinen Kopf.«
»Kann ich verstehen. Auch uns fällt es noch immer sehr schwer, das
Weitere Kostenlose Bücher