Assungas Liebesnest
gegeben. Ich habe den gesucht, der sie aufstellte, das wollte jedoch keiner zugeben. Glauben Sie denn, daß derjenige mit diesen Vampiren zusammengearbeitet hat?«
»Nein, bestimmt nicht. Das ist reiner Zufall oder das Schicksal gewesen.«
Der Förster senkte den Kopf. »Ich verstehe das nicht«, gab er mit leiser Stimme zu, »aber ich weiß auch, daß ich Angst habe. Ja, eine tiefe Angst. Und nicht nur um mich, sondern auch um meine Familie. Ich habe eine Frau und eine Tochter. Wir leben nicht weit Von hier in einem recht einsam stehenden Haus, was auch seine Vorteile hat, denn so bin ich schnell im Revier.« Er schloß für einen Moment die Augen und flüsterte dann: »Ich glaube nicht, daß ich nun ruhig schlafen kann. Ich werde immer mit dem Gedanken im Bett liegen, daß plötzlich Vampire an und in meinem Haus erscheinen und uns überfallen.«
Ich winkte ab. »Große Sorgen brauchen Sie sich nicht zu machen. Ich denke schon, daß wir besser sind.«
Meine Antwort erstaunte ihn. »Darf ich fragen, Mr. Sinclair, woher Sie die Sicherheit nehmen?«
»Es ist unser Beruf.«
»Sie... Sie jagen Vampire?«
»Nicht nur sie. Aber lassen wir das. Jedes Übel hat einen Grund, und den müssen wir herausfinden. Auch hier verhält es sich nicht anders. Deshalb meine Frage an Sie, Mr. Blake. Ist Ihnen etwas in der letzten Zeit aufgefallen, was Ihnen ungewöhnlich vorkam?«
Er gab mir keine sofortige Antwort. Nach einer Gedankenpause sagte er: »Wenn Sie mich danach fragen, ob ich irgendwelche Vampire gesehen habe, muß ich passen. Das hier ist der erste Blutsauger gewesen, der mir in meinem Leben unterkam. Ehrlich, Sir. Ich habe nie damit gerechnet, daß die Realität so etwas überhaupt bereithält.«
»Ich spreche nicht unbedingt von Vampiren. Es können auch andere Vorfälle wichtig sein, bei denen wir anfangs meinen, daß sie nichts mit dem hier zu tun haben.«
»Vielleicht die Vögel«, murmelte er.
Ich horchte auf. »Bitte, was sagen Sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Es sind keine Vögel gewesen, auch wenn ich das zuerst gedacht habe. Meine Tochter war da schon weiter. Sie hat es genau erfaßt, obwohl ich dafür ebenfalls keine Erklärung finde, weil sie sich widernatürlich verhalten.«
»Wovon sprechen Sie, Mr. Blake?«
»Von den großen Fledermäusen.«
Wenn das nicht paßte, würde ich ab morgen in Pension gehen. Fledermäuse also. Es war kein langer Weg von ihnen bis hin zu den mit menschlichen Körpern versehenen Vampiren.
Der Förster hatte gesehen, wie überrascht ich darauf reagierte. »Ist das eine Lösung?«
»Ich denke schon. Zumindest ein Weg. Wann haben Sie die Tiere denn gesehen? In der Nacht?«
Er lachte und wartete mit seiner Antwort, bis auch Suko zu uns getreten war. »Von wegen in der Nacht. Ich habe sie noch heute morgen gesehen, als ich meine Tochter zur Schule brachte. Das heißt, sie hat sie zuerst gesehen und mir davon erzählt. Ich habe Jenny für eine Schwindlerin gehalten und gemeint, daß ihre pubertäre Phantasie mit ihr durchging, aber das stimmte nicht. Meine Augen haben mich eines Besseren belehrt. Dabei sind Fledermäuse doch Nachttiere, verdammt. Was treiben sie sich denn am Tag herum?«
»Mit den Nachttieren, das stimmt«, gab ich zu. »Aber manchmal ist die Welt auf den Kopf gestellt.«
»Das ist sie schon jetzt.«
Suko stellte ebenfalls eine Frage. »Können Sie sich vorstellen, woher die Tiere so plötzlich aufgetaucht sind? Oder sind sie Ihnen schon früher einmal aufgefallen?«
»Nein, auf keinen Fall. Erst meine Tochter brachte mich darauf. Ich war ja selbst wie vor den Kopf geschlagen und wollte es nicht glauben. Aber ich habe sie heute morgen über den Himmel flattern sehen. Und glauben Sie mir, geirrt habe ich mich nicht. Dazu brauchte ich nicht mal mein Fernglas.«
»Aber der Wald hier war leer – oder?«
»Ja. Hier habe ich sie nie entdeckt. Sie müssen ein anderes Versteck haben.«
»Können Sie sich vorstellen, wo es sein könnte?« fragte ich.
Er blies die Luft aus. »Was soll ich da sagen? Im Prinzip nicht. Hier im Wald...«, er drehte sich um, als wollte er uns etwas zeigen. »Sie brauchen ja Verstecke, und wenn ich genauer darüber nachdenke, da käme mir schon eines in den Sinn.«
»Welches?«
Er lächelte verlegen. »Nicht weit von hier steht ein altes Haus. Man sagt Ruine dazu, obwohl das nicht stimmt. Es ist zwar unbewohnt, aber nicht verfallen. Ich war schon einige Male da. Es geschah rein routinemäßig. Hin und wieder gibt es auch
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