Assungas Liebesnest
grinsend.
»Mach dir keine Hoffnungen. Außerdem – was soll man dir denn schon schenken, John?«
»Ich wüßte was.«
»Dann raus damit.«
»Mal richtig schön Urlaub machen.«
»Super. Da sind wir nur nicht die richtige Adresse. Da mußt du schon Sir James anhauen.«
»Der wird mir den Urlaub bestimmt gönnen. Aber da müssen Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen.«
»Dann bleib zu Hause.«
Das ist eben Schicksal, aber ich beschwerte mich nicht, denn ich hatte mir den Job selbst ausgesucht.
Und die Umgebung von London konnte auch ihren Reiz haben. So wie an diesem Tag, denn da hatte der nächtliche Frost die Landschaft in ein Wintermärchen verwandelt.
Wegen der manchmal glatten Stellen auf den Straßen mußten wir langsamer fahren, so daß es schon fast Mittag war, als wir in die Nähe des Ziels gelangten.
Die nächstgelegene Ortschaft hieß Cromer. Sie war nicht zu weit vom Fundort entfernt, in dessen Nähe wir kamen, wenn wir über einen Feldweg fuhren, der am Rand des Waldes entlangführte.
Davon gab es einige. Aber glücklicherweise nur einen, der so aussah wie beschrieben.
»Gleich nach rechts«, sagte Suko.
»Ich weiß.«
Vor uns, aber noch etwas entfernt malten sich in der fast klaren Luft die Häuser von Cromer ab. Der Turm der Kirche war nicht zu übersehen. Um ihn herum kreisten kleine schwarze Punkte. Vögel, die sich auf den umliegenden Feldern ihre Nahrung suchten, denn die Wintersaat schmeckte ihnen gut.
Die normal glatte Fahrbahn verschwand unter den Reifen, kaum daß Suko in den Feldweg eingebogen war. Den hatte der Frost gezeichnet. Es war an der Oberfläche hart gefroren. Es gab Buckel, die sich mit Querrinnen ablösten, und so mancher Stoß erschütterte uns bis hoch zum Kinn.
»Sehr schön«, sagte ich.
»Was meinst du damit?«
Ich nahm die Hand vom Steuer und deutete nach vom. »Der Wald ist recht lang, der Weg ist es ebenfalls, und jetzt frage ich mich, wo ich genau anhalten muß, damit wir nicht zu lange durch die Gegend irren. Dazu habe ich keine Lust.«
»Du bist faul.«
»Manchmal schon.«
»Wenn das so ist, dann halte doch dort an, wo der Geländewagen abgestellt wurde.«
»Du wirst es kaum glauben, aber das hatte ich auch vor.«
»Vielleicht war jemand schneller als wir«, meinte Suko.
»Denkst du da an jemand bestimmten?«
»Kaum.«
»Oder Goff?«
Suko lachte. »An den sicherlich nicht. Der ist doch froh, wenn er nicht mehr in diese Gegend muß.«
»Ist auch wieder wahr.«
Wir hielten neben dem Geländewagen an und sahen bereits Sekunden später, daß das Fahrzeug leer war. Wir fragten uns, warum hier jemand seinen Wagen abgestellt hatte. Da gab es nur eine Antwort. Er war in den Wald gegangen.
Suko entdeckte auch Spuren. Da war das Unterholz eingedrückt worden. Er winkte mir zu, doch ich ging noch nicht zu ihm, weil mir etwas anderes aufgefallen war.
Das lag an den Vögeln in der Luft. Zuletzt hatte ich sie um den Turm der Kirche fliegen sehen, jetzt befanden sie sich in unserer Nähe, und ich wunderte mich über ihre Größe. Es waren zwei, die über uns hinwegflogen.
Suko schüttelte den Kopf. »Mit den Vögeln stimmt etwas nicht, John.«
»Und was?«
»Mir geht es nicht um die Größe, die ist schon okay, sondern um die Bewegungen und letztlich auch um ihr Aussehen. So sehen keine normalen Vögel aus, auch keine Raubvögel.«
Ich suchte sie, aber sie waren verschwunden. Hinter oder auch im Wald – egal.
»Hast du gehört, John?«
»Klar, habe ich.«
»Dann will ich dir auch sagen, was ich meine.« Suko holte Luft, um die Antwort zu geben, aber ich kam ihm zuvor.
»Das waren Fledermäuse, und zwar verdammt große.«
»He, bingo. Und was sagt uns das?«
»Daß wir hier richtig sind. Ich kann mir auch vorstellen, daß sie im Wald abgetaucht sind.«
»Das alles am helllichten Tag. Man lernt eben nie aus. Und was sagt uns das?«
»Wie weit ist der Weg von Fledermäusen zu Vampiren?«
»Nicht weit.«
Ich nickte. »Eben.«
Suko bewegte sich schon durch das Unterholz und ging zwei Schritte vor mir, als er plötzlich stehenblieb, und auch ich auf der Stelle stoppte.
Beide hatten wir den dünn klingenden Knall gehört. Es war kein Geräusch eines brechenden Astes gewesen, hier gab es einen anderen Grund.
Im Wald war ein Schuß gefallen!
***
Peter Blake war noch nie in seinem Leben so hart getreten worden. Und das völlig unerwartet. Er mußte den Schmerz hinnehmen, der dafür sorgte, daß er sich aus eigener Kraft nicht aus seiner
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