Assungas Liebesnest
ich gar nicht gut. Du hast meinen Plan gestört, und dafür wirst du büßen. Alle anderen hier, schaut nur zu, was mit jemandem geschieht, der nicht auf meiner Seite steht.«
Die Schwarzhaarige riß den Arm hoch. Es war der rechte, und der wurde wieder mit einem brutalen Schlag nach unten gefegt.
Jenny schaute zu, und sie war entsetzt, als sie erkannte, was hier ablief. Das war viel schlimmer als der schrecklichste Film im Kino, denn die Frau mit dem schwarzen Mantel stieß ihren Kopf vor und preßte ihre Lippen auf die der anderen.
Sie saugte sich daran fest, und ihre Augen leuchteten dabei.
Jenny wollte wegschauen. Sie brachte es nicht fertig. Ebenso wenig wie die anderen, die aus ihren Ruhestellungen erwacht waren und nur noch ein Ziel kannten.
Sie wollten sehen, was mit ihrer Artgenossin geschah. Am besten sah es Jenny, sie war so nahe daran. Noch immer klebten die Münder der beiden aufeinander, und dann sah sie das Zucken der Haut am Hals der Person mit dem langen Mantel. Es war so, als würde sie etwas schlucken, das aus der Kehle der anderen in den Mund gestiegen war.
Es quoll auch zwischen den beiden Lippen hin-durch, und es war eine dunkle Flüssigkeit, die wie Öl an den beiden Seiten des Kinns entlangrann.
Jenny wußte, daß es sich um Blut handelte. Ihre Kidnapperin holte aus dem Körper der anderen das Blut hervor und nahm ihr dabei immer mehr von der Kraft.
Die Person im Body stand zwar mit den Füßen auf dem Boden, doch nicht mehr aus eigener Kraft. Jetzt wurde sie von der Blutsaugerin gehalten, sonst wäre sie längst zusammengebrochen.
Dann hatte Assunga genug. Fast widerwillig stieß sie die andere von sich, die nach dem Stoß überhaupt keinen Halt fand und rücklings auf die Tür zutorkelte. Da sie wieder zugefallen war, prallte sie mit einem dumpfen Laut dagegen und brach auf der Stelle zusammen.
Assunga lachte. Sie schüttelte ihr welliges Haar aus und drehte sich im Kreis, um auch die anderen anschauen zu können. Von ihnen saß keiner mehr. Alle waren aufgestanden und hatten zugeschaut, was passiert war.
Assunga blickte zurück, und ihre mit dem fremden Blut verschmierten Lippen verzogen sich, als hätte sie etwas Widerliches gesehen. Als sie sprach, klang ihre Stimme fremd und kehlig. »Tot!« flüsterte sie. »Sie ist endgültig tot. Sie kann keinem mehr gefährlich werden. Ich allein habe ihr das Blut genommen. Das fremde Blut, das einmal ihr Elixier gewesen ist. Versteht ihr endlich? Begreift ihr das? Versteht ihr, daß es euch nicht anders ergehen wird als ihr, wenn ihr mir nicht gehorcht?« Sie drehte sich wieder halb herum und streckte ihren Arm aus. »Da, schaut sie euch an. So ergeht es jeder, die versucht, mir nicht zu gehorchen.«
Obwohl die Aufforderung nicht Jenny gegolten hatte, blickte sie hin, weil sie einfach nicht anders konnte. Das rote Licht reichte aus, um auch gewisse Einzelheiten zu erkennen.
Die Blutsaugerin schaffte es aus eigener Kraft nicht mehr, sich vom Boden zu erheben. Sie versuchte alles und kroch wie ein großer Wurm auf die Tür zu. Auf dem Bauch lag sie und hob ihren rechten Arm an, um die Türklinke zu erreichen.
Es war nicht möglich. Sie hatte nicht die Kraft. Auf halbem Weg kippte der ausgestreckte Arm nach vom, und die Handfläche klatschte gegen die Tür. Sie rutschte daran herab wie der Pinsel eines Malers, der für einen neuen Anstrich sorgte.
Unter großen Schmerzen und Schwierigkeiten drehte sich die Schwarzhaarige auf den Rücken.
Jetzt sahen alle, was mit ihr passiert war. Sie hatte das Blut gebraucht, um existieren zu können. Jetzt befand es sich in Assunga’s Körper, und Cindy war leer.
Sie konnte nicht mehr existieren. Man hatte ihr den Motor genommen. Sie verlor ihre Frische und auch ihre Gestalt, die sich unter dem Body so kurvenreich abgezeichnet hatte.
Das Fleisch wurde weich. An einigen Stellen sackte es zusammen und nahm eine andere Färbung an. Wesentlich dunkler, wie von graublauen Pestbeulen überzogen. Die Haut schrumpelte zusammen, was sich besonders deutlich an ihrem Gesicht zeigte.
Aus der blühenden Frau wurde ein altes, fast schon verfaultes Wesen. Genau das hatte Assunga gewollt. Sie ging auf Jenny zu und zog sie zu sich heran. Noch einmal ließ sie den Blick schweifen, und ihre Lippen verzerrten sich zu einem kalten Lächeln. »Ich weiß, wie es in euch aussieht. Ich habe euch beobachtet, wie ihr die Kleine hier angeschaut habt. Das aber läuft nicht. Ich weiß selbst, welch frisches Blut sich in ihren
Weitere Kostenlose Bücher