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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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ihm, dass es nicht so
einfach werden würde.
    Er bog um eine Ecke, und der
Fahrstuhlschacht, noch leer, geriet in sein Blickfeld. Von oben kündigte die
Kabine kreischend und rumpelnd ihre nahende Ankunft an. Scooter postierte sich
in drei Meter Entfernung. Nahe genug, um sofort erkannt zu werden, aber zu weit
für einen plötzlichen Angriff. Er gab sich keinerlei Illusionen darüber hin,
was ihm blühte, wenn es sich bei dem Neuankömmling um Rygor oder einen seiner
Pudel handelte. Ohne Waffen blieb ihm nur die Flucht. Nun, immerhin war er
nicht zum ersten Mal in diesem Keller und kannte jeden Winkel. Wenn er sich
nicht allzu dumm anstellte, würde es ihm möglicherweise gelingen, sie in einem
der zahllosen Seitengänge oder dem unübersehbaren Labyrinth der daran
angrenzenden Archive, Ausrüstungskammern und Technikräume in die Irre zu
führen, sie eventuell sogar aus dem Keller hinauszulocken und dann abzuhängen.
Aber er würde sein ganzes Geschick brauchen, so viel war klar.
    Ihm wurde bewusst, dass er das
erste Mal in seinem Leben so etwas wie echte Todesangst verspürte. Rygor war
ein Verrückter und seine beiden Jünger stumpfe Gewaltmaschinen ohne jede
Hemmung. Wenn alle drei kamen, würden sie ihn durch die Keller hetzen wie eine
Meute Bluthunde.
    Sein Blick fiel auf ein Notbeil,
das in seinem staubigen Gestell an der Wand links von ihm hing. Schnell griff
er danach. Nicht so gut wie eine Doppelaxt, aber immerhin. Es fühlte sich
besser an, sich an etwas klammern zu können.
    Die Fahrstuhlkabine erreichte den
einsehbaren Teil des Schachts, um schließlich mit einem letzten Knirschen auf
dem Boden aufzusetzen. Einige Augenblicke verharrte die Kabine vor ihm wie ein
lauerndes Raubtier. Er mühte sich, durch das dichte Drahtgeflecht irgendetwas
zu erkennen, doch er hätte genauso gut versuchen können, durch Beton zu sehen.
Warum schob sich die Tür nicht zusammen? Worauf warteten der oder die dort
drinnen? Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch verharrte er eine Weile unschlüssig
vor dem Ding.
    Schließlich siegte seine Neugier
über seine Vorsicht. Er hob das Beil, machte ein paar beherzte Schritte nach
vorn und zog mit der Linken am Griff der Aufzugstür. Stockend und unwillig
schoben sich die Ziehharmonikalamellen zusammen und gaben den Blick auf das Innere
der Kabine frei.
    Leere.
    Der Aufzug war komplett leer.
    Für einen Moment verspürte er den
Impuls, in lautes Gelächter auszubrechen über diesen Streich, den ihm das Schicksal
vermeintlich gespielt hatte. Doch gerade, als die Spannung, die bisher in
seinen Gliedern gesteckt hatte, dem Gefühl der Erleichterung weichen wollte,
kam ihm die Erkenntnis, dass man ihn getäuscht hatte.
    Auch wenn der furchtbare Schlag,
der seinen Hinterkopf traf, ihn schon nicht mehr überraschte, war es für irgendeine
Art von Gegenwehr zu spät. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hinter
ihm gestanden und ihren Sieg genossen hatten. Während seine Beine unter ihm wegknickten,
wehrte er sich verzweifelt gegen die Schwärze, die sich über sein Bewusstsein
legte, und er sah über sich die grinsenden Gesichter seiner Widersacher.

    Saïna lauschte
angestrengt in die Dunkelheit. Irgendwie hatte sie von draußen mehr Geräusch
erwartet, aber seit sich Scooters Schritte entfernt hatten, war nichts Eindeutiges
mehr zu hören. Der Verwesungsgeruch schlug ihr zusehends auf den Magen, und in
ihrer überreizten Fantasie war der Raum um sie herum voll von den Gespenstern
seiner kalten Bewohner, eines von ihnen Lynn, die sie mit halb spöttischem,
halb vorwurfsvollem Blick anstarrte.
    Siehst du,
jetzt bin ich in der besseren Welt. Warum hast du mir nicht geglaubt?
    Inbrünstig sehnte Saïna den
Moment herbei, in dem sie das Licht anschalten würde, um sich davon zu überzeugen,
dass die Phantome ringsherum nichts als Hirngespinste waren, aber es war sicher
noch zu früh.
    Ein Scheppern. Wieder
konzentrierte sie sich auf ihr Gehör, aber entweder war das Geräusch sogleich
wieder erstorben, oder ihre überspannten Nerven hatten ihr einen Streich
gespielt.
    Auf einmal schien es ihr, als
würde der Raum um sie herum pulsieren und sich drehen, schneller und immer
schneller, als befände sie sich im Zentrum eines schwarzen Sterns kurz vor dem
Kollaps. Ihr wurde schwindlig, ihr Magen rebellierte. Es war einfach zu viel.
    Sie tastete sie sich an der Wand
entlang auf den Lichtschalter zu, während ihr die Knie zitterten. Sie konnte
den Lichtschalter nicht sehen, und so fuhr sie mit der

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