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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Welt gekommen war.
    Mit Hilfe des Navis, das uns um die Staus herumlotste, erreichten wir anderthalb Stunden später unser Ziel.
    »Frau Wallemrath, wie schön, Sie mal wieder in unserem Haus begrüßen zu dürfen.«
    Frau Wallemrath? Nicht Ilka? In einer Stadt, die sich damit rühmen durfte, dass ein begnadeter Komponist wie Mozart dort geboren war, musste man anscheinend nicht jeden Blödsinn, der aus Amerika herüberschwappte, mitmachen.
    »In einer halben Stunde im Konferenzraum«, ordnete Ilka an. Die Fürstin der Finsternis war in Hochform, sie ließ die ganze Belegschaft springen.
    Nachdem ich das Nötigste ausgepackt hatte – viel brauchte man für eine Nacht ja nicht – und ich gerade mein Make-up noch mal kontrollieren wollte, klingelte mein Handy. Conrads Nummer leuchtete im Display auf.
    »Schön, dass du anrufst«, meldete ich mich.
    »Ich wollte nur mal nachhören, wie es so läuft.« Der warme Klang seiner Stimme wirkte wie ein Wellnessprogramm für die Seele. »Vertragt ihr euch?«
    Petzen war schäbig. »Alles bestens«, log ich deshalb.
    »Und wie machen sich Ilka und Kai?«
    »Sind einander bereits auf der Autofahrt nähergekommen«, gab ich, da ich wusste, worauf Conrad hinauswollte, wahrheitsgemäß Auskunft.
    »Das klingt doch gut.« Conrad lachte zufrieden. »Sag mal, hast du Sonntagabend schon etwas vor?«, wechselte er nun das Thema.
    »Nööö. Wieso?« Ich spielte die Ahnungslose.
    »Weil ich dich gerne zum Essen einladen würde. Der Chef kocht persönlich.«
    Hmm, schon beim Gedanken an Conrads Lasagne lief mir das Wasser im Mund zusammen. Zwar beherrschte Conrad nur dieses eine Gericht – aber das dafür perfekt. »Gibt es denn einen besonderen Grund für die Einladung?« Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts …
    »Nein … ääh … das heißt, ja«, stotterte Conrad, hörbar aus dem Konzept gebracht. »Ich finde, wir sollten uns mal wieder ganz in Ruhe unterhalten.«
    Glaubte er wirklich, ich hätte unseren Jahrestag vergessen? Wie süß! Sicher wollte er mich überraschen. Ein Hoch auf die Emanzipation. Der Mann stand am Herd, und die Frau verschwitzte den Jahrestag … So ein Rollentausch war ganz nach meinem Geschmack. Conrad zuliebe tat ich so, als hätte ich keinen blassen Schimmer, womit ich seine Einladung verdient hatte.
    Durch das Telefonat mit Conrad hatte sich meine Laune schlagartig gebessert. Ein bisschen positive Energie konnte ich auch dringend brauchen, denn Ilka hatte ein strammes Programm für uns organisiert. Ohne Pause jagte ein Meeting das nächste, zwischendurch blieb kaum genügend Zeit, um in Ruhe auf die Toilette zu gehen – sogar für den Abend hatte Ilka ein Arbeitsessen im Hotelrestaurant anberaumt. Danach verabschiedeten sich unsere Salzburger Kollegen in ihren wohlverdienten Feierabend. Da gingen sie hin!
    Neidisch schaute ich ihnen nach. Ich fühlte mich total groggy. Vor Müdigkeit fielen mir fast die Augen zu, außerdem lagen mir das Schwammerlgulasch und der Kaiserschmarrn, den ich mir zum Nachtisch gegönnt hatte, schwer im Magen.
    Und nun? Eine Weile standen wir zu dritt unschlüssig in der Hotellobby herum. Ilka gähnte.
    »War ein anstrengender Tag«, sagte ich, in der vagen Hoffnung, dass nun alle hübsch brav ins Bett gehen würden. Jeder in das eigene selbstverständlich! »Ich bin auch ziemlich müde.«
    »Der Körper weiß eben am besten, was er braucht. Wenn Sie so müde sind, sollten Sie vielleicht lieber gleich auf Ihr Zimmer gehen und sich hinlegen«, gab die Fürstin der Finsternis sich gespielt fürsorglich. Sie selbst wirkte plötzlich wieder erstaunlich munter. Die Aussicht, den lästigen Anstandswauwau endlich loszuwerden, hatte ihr offensichtlich neue Energie verliehen. »Ich für meinen Teil kann sowieso noch nicht schlafen«, erklärte sie aufgekratzt. »Was ich jetzt brauche, ist ein wenig Ablenkung, um auf andere Gedanken zu kommen. Sonst träume ich womöglich noch von Anzeigenkampagnen und Bilanzen.« Sie spielte mit dem Anhänger ihrer Kette und lächelte Kai harmlos an. »Und wie geht’s Ihnen? Was halten Sie davon, wenn wir uns noch einen Schlummertrunk an der Bar genehmigen?«
    »Gerne. Ich bin dabei.« Abwartend sah Kai mich an. »Und Sie sind sich sicher, Mel, dass Sie nicht vielleicht doch mitkommen möchten?«
    Meine Augen brannten, und ich konnte mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten. »Also eigentlich …« Also eigentlich spürte ich das dringende Bedürfnis, an meiner Matratze zu horchen!

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