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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Abrissbirne zerstörte.
    »Du kannst mir gratulieren. Meine Mutter hat endlich die Kohle für das Abendkleid rausgerückt. Mit wem gehst du eigentlich zum Abiball?«, hörte ich Ulrike, Carolas beste Freundin, fragen.
    »Mit Kai, was denkst denn du!«
    Ulrike lachte dreckig. »Oh, da wird aber jemand enttäuscht sein.« Ich vernahm das Geräusch eines Feuerzeuges, kurz darauf zog Zigarettenqualm durch den Toilettenraum.
    »Du glaubst doch nicht, dass Miss Piggy sich im Ernst Hoffnungen macht?! Kai hat sie doch nur geschickt ausgenutzt, insgeheim lacht er sich halb tot über diese naive Gans.«
    Ich spürte, wie mein Frühstück sich in meiner Speiseröhre Zentimeter für Zentimeter nach oben arbeitete. Nur mit Mühe widerstand ich dem Drang, meinen Magen über der Toilettenschüssel zu entleeren, presste die Hand vor den Mund und verhielt mich mucksmäuschenstill. Was immer die beiden Hexen sonst noch zu diesem Thema zu sagen hatten – ich wollte es hören. Egal, wie schmerzhaft es auch sein mochte.
    »Aber immerhin hat sie ihm einiges an Arbeit erspart«, fuhr Carola fort. »Wenn ich nur an das Goethe-Referat denke. Während sie daheim in der stickigen Bude gehockt und sich die Finger wund geschrieben hat, war Kai mit mir schwimmen und hat mir den Rücken eingecremt.« Sie seufzte genießerisch. »Und du kannst mir glauben, das hat er echt drauf.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut loszuschreien. Dann hatte ich plötzlich Blut geschmeckt und war fix und fertig aufgewacht.
    Vorsichtig fuhr ich mit der Zunge über meine ramponierte Lippe. Ich hasste mich selbst dafür, dass mich die blöde Geschichte von damals immer noch bis in meine Träume verfolgte.
    Der Aufzug kam, mit einem hellen Pling öffnete sich die Tür. Gemeinsam mit mir stieg noch jemand in die Fahrstuhlkabine. Um ein Haar hätte ich Claus-Dieter gar nicht erkannt. Was war nur in ihn gefahren? Anstelle seiner geliebten Cordhose und des selbst gestrickten Pullunders trug er Anzug und Krawatte. Hatte sich womöglich, ohne dass ich es mitbekommen hatte, prominenter Besuch angesagt? Ein hoher Staatsmann? Ein Star aus dem Showbiz, der auf dem Weg von Paris nach Las Vegas einen kleinen Zwischenstopp bei uns im Hotel einlegte?
    Leider kam ich nicht dazu, Claus-Dieter auszuhorchen, denn in diesem Moment klingelte mein Handy. Meine Mutter. Auch das noch. Die hatte mir gerade noch gefehlt! Zum Glück machte zwischen dem vierten und fünften Stock mein Akku schlapp, sodass ich meine Mutter auf elegante Weise und ganz ohne lügen zu müssen wieder loswurde.
    Als ich den Aufzug verließ und das Handy gerade wieder in meiner Handtasche verstaute, prallte ich auf dem Flur mit Marianne zusammen, die mit ihrem Schminktäschchen bewaffnet auf den Waschraum zustrebte. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Lässiges Outfit.« Schwupp, schon war sie verschwunden.
    Lässiges Outfit? Wie war das nun bitte gemeint? Nach einem Kompliment hatte es jedenfalls nicht gerade geklungen. Irritiert sah ich an mir herunter. Ich kam oft in Jeans zur Arbeit. Bis jetzt hatte sich noch nie jemand daran gestört. Hatte Ilka womöglich einen neuen Dresscode für die Angestellten verhängt? In letzter Zeit bombardierte sie uns geradezu mit Memos, da wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn mir die eine oder andere Neuregelung durchgegangen wäre.
    »Meine Güte, Mel, wie siehst du denn aus?«, empfing mich kurz darauf Yvonne und musterte mich dabei wie einen gammeligen Landstreicher, der sich unerlaubt Zutritt zu ihrem Büro verschafft hatte. Dass sie sich dabei nicht die Nase zuhielt, war aber auch wirklich alles. Yvonne selbst sah aus wie immer: schick, sexy und perfekt gestylt. Sie trug einen engen lilafarbenen Rock mit einem passenden Oberteil, sogar der Lidschatten war farblich perfekt auf ihr Outfit abgestimmt.
    Genervt verdrehte ich die Augen. »Habe ich einen Fleck auf der Hose? Einen Riss in der Bluse? Marianne hat eben auch schon so merkwürdige Andeutungen gemacht.«
    »Oh Gott!« Yvonne schlug sich entsetzt mit der Hand vor die Stirn. »Du weißt es nicht, oder?«
    »Was weiß ich nicht?« Das nervöse Kribbeln in meinem Nacken wurde immer stärker. »Himmel, Yvonne, könntest du mir jetzt bitte endlich mal verraten, was hier los ist?«
    »Der Termin für das Fotoshooting ist vorverlegt worden. Ich habe extra allen persönlich Bescheid gesagt, aber du warst nicht in deinem Büro, da habe ich dir einen Zettel hingelegt.« Mit bestürztem Gesichtsausdruck

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