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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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meines Chefs öffnete. Zum Glück kam der mir in diesem Moment zu Hilfe. In seinen Haaren hingen noch Schaumreste, und auf seiner Brust glitzerten Wassertropfen. Alles deutete auf ein ziemlich abruptes Ende seines Bades hin. Conrad musste gleich aus der Wanne gesprungen sein, als er Ilkas Stimme gehört hatte. In der Eile hatte er sich lediglich ein Badehandtuch um die Hüften geschlungen, was auf Ilka vermutlich ziemlich kompromittierend wirkte und auch nicht gerade dazu beitrug, die Situation zu entspannen.
    »Wir sind doch erwachsene Menschen«, sagte Conrad, der den Wortwechsel zwischen seiner Tochter und mir offenbar mitbekommen hatte. »Was soll also dieses Possenspiel?«
    Ilka lachte schrill. »Genau das wollte ich dich auch gerade fragen, Papa.«
    Fast hatte ich ein bisschen Mitleid mit Ilka. Ich an ihrer Stelle wäre auch nicht besonders erbaut darüber, auf diese Weise zu erfahren, dass es eine neue Frau im Leben meines Vaters gab.
    »Die Dinge ändern sich eben«, erklärte Conrad ruhig und gelassen. Wassertropfen liefen seine muskulösen Beine hinunter und sammelten sich auf den Fliesen zu einer kleinen Pfütze. »Das mit Melina und mir hat sich entwickelt, während du in New York gewesen bist.«
    »Dann kann man dich offenbar nicht allein lassen«, zischte Ilka und warf mir über ihre Sonnenbrille hinweg einen eisigen Blick zu.
    O. K., wenn ich’s mir recht überlegte, sooo groß war mein Mitleid nun auch wieder nicht. Selbst wenn sie etwas gekränkt war, gab ihr das noch lange nicht das Recht, so rumzustänkern.
    »Falls du eine Midlife-Crisis haben solltest, kauf dir ’ne Harley und düs die Route 66 entlang«, versprühte Ilka weiter ihr Gift. »Oder geh zu Fuß über die Alpen. Das hat mehr Stil.«
    Conrads Gesichtszüge verhärteten sich. »Wenn wir schon über Stil reden: Spar dir bitte deine Beleidigungen! Wir können uns gerne in Ruhe über alles unterhalten, aber nicht auf diesem Niveau.«
    »Was glaubst du denn, warum eine Frau in Melinas Alter sich mit dir einlässt? Weil du so schöne Augen hast?«, holte Ilka, die es darauf anlegte, ihren Vater zu kränken, nun zum Tiefschlag aus. »Meinst du, es ist reiner Zufall, dass der Laden, in dem sie arbeitet, dir gehört?«
    »Schönen Dank, Tochter. Wirklich rührend zu hören, was für eine hohe Meinung du von mir hast. Offenbar bist du der Ansicht, dass ich einer Frau außer dem Hotel nichts zu bieten habe. Vielleicht sieht Melina das ja etwas anders.«
    »Lass mich raten. Wahrscheinlich erzählt Melina dir ständig, was du für ein toller Hecht bist. Das ist es doch, was Männer in deinem Alter hören wollen, oder? Vermutlich beteuert sie dir auch, dass graue Haare sexy sind und dass es ihr überhaupt nichts ausmacht, dass du ihr Vater sein könntest.«
    Voller Unbehagen trat ich von einem Fuß auf den anderen. Was war falsch daran, graue Schläfen sexy zu finden? Mich fröstelte es, und das lag nur zum Teil an meiner unvollständigen Bekleidung.
    Conrad wand sich das Handtuch, das herabzurutschen drohte, enger um die Hüften. »Zumindest in einem Punkt liegst du richtig, Tochter. Der Altersunterschied stört Melina tatsächlich nicht.«
    »Melina steht neben euch und hört alles«, murmelte ich, aber niemand nahm davon Notiz.
    Die Rolle, die mir bei diesem Streit zufiel, passte mir ganz und gar nicht. Ich wusste, wie viel Wert Conrad auf ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter legte. Dass ausgerechnet ich der Auslöser für ein Zerwürfnis zwischen den beiden sein sollte, bereitete mir Unbehagen.
    »Nicht dass ich ein Engagement unserer Mitarbeiter über den Feierabend hinaus nicht zu schätzen wüsste«, Ilka stieß erneut ein schrilles Lachen aus, das durch Mark und Bein ging, »aber verlangst du allen Ernstes von mir, dass ich deine Geliebte als Belohnung für ihren Einsatz – oder sollte ich vielleicht besser Körpereinsatz sagen? – auch noch befördere?«
    »Ich bin sicher, dass es dir gelingen wird, Berufliches und Privates zu trennen«, wies Conrad sie unwirsch zurecht. »Genau das erwarte ich nämlich von dir. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass du die Angelegenheit für dich behältst, anderenfalls werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen.«
    Nachdem sie sich an ihrem Vater die Zähne ausgebissen hatte, änderte Ilka plötzlich ihre Taktik und richtete ihre Angriffslust gegen mich. »Hübscher Bademantel.« Sie schob sich die Sonnenbrille in die kurzen dunklen Haare. Fast wünschte ich, sie würde die Brille wieder aufsetzen,

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