Aszendent Blödmann
er irgendwo einen Fußball sieht. Bei Kai sind es eben die Autos. Eine Frau, die dafür kein Verständnis hat, kann gleich einpacken.«
Einpacken – genau das sollte ich jetzt tun. Ich griff nach meiner Tasche und reichte Bea einen Zettel, auf den ich alle erforderlichen Versicherungsdaten notiert hatte. »Könntest du den bitte Kai geben? Ich muss jetzt echt nach Hause. War nett, dich kennenzulernen.«
Dich und Kais Klon oder Zwillingsbruder, setzte ich in Gedanken noch hinzu. Schade, mit dem Mann, den Bea zu kennen schien, hätte ich mich sicher gut verstanden …
Kapitel 14
W eißt du, was für ein Sternzeichen Kai ist?«, nuschelte Charlotte mit vollem Mund und klopfte sich dabei ein paar Kekskrümel von ihrem Jogginganzug.
»Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht besonders.«
»Das sollte es aber. Um den Feind zu besiegen, musst du wissen, mit wem du es zu tun hast.«
Charlotte und ich hatten uns zu einer Krisensitzung in meiner Küche getroffen. Nachdem das Gespräch mit Kai nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte, musste ich mir nun wohl oder übel eine neue Strategie überlegen, und Charlotte hatte mir dabei ihre Unterstützung angeboten.
»Keine Ahnung, welches Sternzeichen Kai ist.« Dann flachste ich mit einem schiefen Grinsen: »Jungfrau ist er aber garantiert nicht.«
Meine Freundin sah mich strafend an. »Du nimmst den Einfluss der Sterne nicht ernst genug. Nicht umsonst ist die Astrologie eine anerkannte Wissenschaft.«
»Ich glaube, er hat irgendwann im Juni Geburtstag.«
»Anfang, Mitte oder Ende?«, bohrte Charlotte, die nicht so leicht zufriedenzustellen war, weiter.
»Ende«, riet ich aufs Geratewohl. Bevor Charlotte nicht Kais Sternzeichen kannte, würde sie ohnehin keine Ruhe geben.
»Dann ist er Krebs. Komisch, normalerweise sind Krebse ganz umgängliche Zeitgenossen. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Außerdem müsste man seinen Aszendenten kennen. Du weißt wohl nicht zufällig, welchen Aszendenten Kai hat?«
»Warum ist das so wichtig?« Ich verschränkte die Beine zum Schneidersitz. Immerhin erweckte das den Anschein von Sportlichkeit und rechtfertigte somit meine bequeme Joggingkluft.
»Der Aszendent ist das Tierkreiszeichen, das bei der Geburt im Osten aufgeht«, erklärte Charlotte. »Grob gesagt, gibt er Auskunft darüber, wie jemand auf andere wirkt. Mein Aszendent ist zum Beispiel Wassermann …«
»Und Kais Aszendent ist Blödmann. Das ist doch wohl sonnenklar, oder?«
»So kommen wir nicht weiter.« Charlotte trommelte ungeduldig mit dem Kugelschreiber auf ihrem Block herum. Als sie meinen vorwurfsvollen Blick bemerkte, legte sie den Stift beiseite und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Ich muss mich konzentrieren. Wirf mal noch ’ne Tüte Chips und ’ne Packung Toffifee rüber.«
Vor lauter Süßkram war mir schon ganz schlecht. Zögernd griff ich nach einer neuen Chipstüte. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
»Stimmt, du hast recht. Wirf lieber gleich zwei Tüten Chips und zwei Packungen Toffifee rüber. Dann müssen wir uns nicht darum streiten.«
Seufzend reichte ich ihr den gewünschten Naschkram. Auf dem Weg zu mir hatte Charlotte an der Tankstelle haltgemacht und das Regal mit den Süßigkeiten leer gehamstert. »Nervennahrung«, wie sie ganz lapidar behauptete. Die Frage war nur, ob meine Hüften das auch wussten und sich nicht doch still und leise ihren Teil abzwackten.
Charlotte riss die Chipstüte auf und griff blind hinein. »Gibt es etwas, wo wir ansetzen können? Hat Kai beispielsweise irgendwelche Leichen im Keller?«
»Ich bin sicher, dort gibt es einen ganzen Friedhof.«
»Dann solltest du mal langsam anfangen zu graben. Wenn Kai nämlich so weitermacht, wirst du nicht nur bei der Beförderung das Nachsehen haben.«
Zum Glück war – zumindest offiziell – noch alles offen. Die Präsentation hatte mit einem Unentschieden geendet. Der Zufall war mir dabei zu Hilfe gekommen. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass gepfuscht worden war. Leider hatte man jedoch nicht Kai überführt, sondern die Baufirma, die im vergangenen Jahr die Sanierungsarbeiten durchgeführt hatte. Nun musste das Hotel in diesem Herbst erneut geschlossen werden, um größeren Schaden und das Eindringen von Feuchtigkeit ins Mauerwerk zu verhindern. Im Klartext hieß das: kein Kultur- und auch kein Schlankheitsprogramm. Aber das war natürlich noch lange kein
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