Aszendent zauberhaft
und machte weitere Notizen. Amüsiert stellte sie fest, dass all ihr Gekritzel sich mit dem geheimen Geburtstagszauber beschäftigte. Sie hatte in verschiedenen Schrifttypen immer wieder »Happy Birthday« gemalt und sogar mehrere Male Essies bizarre Roma-Beschwörung niedergeschrieben.
Lächelnd stellte sie fest, wie sehr dieser Geburtstagszauber ihr Unterbewusstsein offenbar beschäftigte, und merkte, dass sie nun wirklich ein oder zwei passende Versuchskaninchen bräuchte. Eine Theorie musste man schließlich in der Praxis erproben! So fasziniert sie auch sein mochte, und von Essies Beispielen beeindruckt, war sie aber doch nicht wirklich überzeugt, bis sie nicht mit eigenen Augen sah, dass dieser Zauber tatsächlich wirkte.
Wenn doch nur nicht all ihre Freundinnen bereits glücklich verbandelt wären! In den letzten Tagen hatte sie anhand der Daten alle Paare, die sie kannte – einschließlich ihrer Eltern -, die Fünf Fragen-Formel ausprobiert, und hatte ausnahmslos jedes Mal die zutreffenden Geburtsdaten herausbekommen. Doch solange sie kein echtes potenzielles Liebespaar hatte, an dem sie die Beschwörung anwenden konnte, hätte sie weiterhin diese nagenden Zweifel, was den Rest anging – die Feuerprobe des paarbildenden Geburtstagszaubers. Also müsste sie eben mit Adleraugen nach geeigneten Kandidaten Ausschau halten.
Sie trank einen Schluck Wein und wandte sich wieder der Seite zum Sommerfest zu. Dann zog sie sorgfältig den Strich für eine weitere Spalte. Gut. Also, sollte sie aufs Ganze gehen und sich irgendwo eine Kristallkugel ausborgen? Sollte sie?
Die träge, schläfrige Abendstille wurde urplötzlich durchbrochen von einem lauten Schwall Musik der Band Rainbow mit ihrem Song »Since You’ve Been Gone«.
»Zum Teufel noch mal!« Phoebe reckte den Hals in Richtung Obergeschoss. Rockys Balkontür stand sperrangelweit offen. »Hey!«, schrie sie. »Rocky! Das ist zu laut!«
»Was?« Rocky lehnte sich über die Brüstung. »Sorry, ich kann dich nicht verstehen. Muss erst die Musik leiser machen.« Er verschwand einen Augenblick. »So, jetzt geht’s besser. Sorry, was hast du gesagt?«
»Ich habe gesagt, es ist zu laut.«
»So? Ich kann kaum etwas hören.«
»Nicht jetzt. Vorher …« Gerade noch rechtzeitig fiel Phoebe auf, wie Rocky lachte. »Ach ja, sehr komisch. Lass den Ton einfach leise, bitte.«
»Okay.« Und er verschwand wieder nach drinnen.
Mit angehaltenem Atem wartete Phoebe auf weiteres ohrenbetäubendes Bombardement, aber es kam nichts. Sie lächelte vor sich hin. Rocky Lancaster wurde allmählich beinahe handzahm.
Sie widmete sich wieder ihren Listen.
»Entschuldige«, rief Rocky im Flüsterton von oben herab. »Kann ich dich etwas fragen?«
Phoebe legte den Stift weg und nickte.
»Ist der Garten immer noch Sperrgebiet, oder wäre es okay, wenn ein paar Flaschen Bier und ich uns dazugesellen?«
Phoebe seufzte. Da konnte sie ja wohl kaum Nein sagen. Es war schließlich ihr gemeinsamer Garten, und immerhin hatte
er hervorragende Arbeit geleistet, indem er ihn durch Schneiden und Harken und Mähen auf Hochglanz gebracht hatte. Die Tatsache, dass sie nicht gern mit ihm allein sein wollte, weil sie wegen ihres Missverständnisses so ein schlechtes Gewissen hatte, änderte daran nichts.
»Es ist genauso dein Garten wie meiner, aber es wäre mir lieber, wenn du die Musik auf Zimmerlautstärke lässt und mich nicht ansprichst.«
»Mensch, du klingst ja wie meine Mutter. Meckern und Nörgeln, das konnte sie. Jetzt ist damit natürlich Schluss. Jetzt spricht sie überhaupt nicht mehr mit mir.« Er kam die Eisentreppe heruntergeklappert. »Aber du hast in beiden Punkten recht. Musik lohnt sich nur, wenn die Wände wackeln, und reden will ich gar nicht mit dir. Ich will einfach nur im Garten sitzen und hoffe, es ist eine ganze Ecke kühler als in der Wohnung.«
Phoebe zog das Notizbuch und den Wein näher zu sich heran, als er sich auf den gegenüberstehenden gusseisernen Stuhl plumpsen ließ. Sosehr sie auch versuchte, sich weiter auf ihre Aufgabenliste zu konzentrieren, es war ein Ding der Unmöglichkeit. Tja, mehr als eins achtzig unbestreitbar schöner Mann in allernächster Nähe, wenngleich völlig desinteressiert, dürften ausreichen, um jede Frau aus dem Konzept zu bringen. Sogar eine, die den Männern auf immer und ewig abgeschworen hatte.
»Hat das mit deiner Arbeit zu tun?«, fragte Rocky nach etwa fünf Minuten mit Blick auf ihr Notizbuch. »Nein, entschuldige, ich
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