@ E.R.O.S.
Psychiater atmete scharf ein.
»Hat Ihnen das niemand gesagt? Baxter hat in seinem Haus ein ganzes Team von Seelenklempnern zusammengezogen.«
»Sie wissen, wer er ist?«
»Ja. Kein UNSUB mehr. Er heißt Edward Berkmann.«
»Edward Berkmann?«
»Sie kennen ihn?«
»Nicht persönlich, aber seine Arbeit. Mein Gott. Das neurobiologische Gehirnmodell mit Hilfe von Computereinsatz. Sein Vater war ein fortschrittlicher Wissenschaftler. Richard Berkmann. Mittlerweile natürlich in Verruf geraten. Mein Gott. «
»Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen verriete, daß Edward Berkmann das Kind einer inzestuösen Beziehung ist?«
»Was für ein Typus? Vater und Tochter?«
»Bruder und Schwester.«
»Ich sehe mir Ihre Unterlagen an. Was genau wollen Sie von mir?«
»Die Polizei glaubt, daß Berkmann tot ist. Ich bin nicht dieser Ansicht.«
»Ich kann Ihnen nicht sagen, ob er noch lebt oder nicht, Cole.«
»Das ist mir klar. Ich möchte nur, daß Sie sich alles ansehen und unter der Voraussetzung, daß er noch lebt, vorherzusagen versuchen, was er tun wird.«
»Das könnte sehr schwierig sein.«
»Mir kommt es nur auf eins an. Wird er fliehen, oder wird er versuchen, mich und meine Familie zu töten?«
»Ach so. Das könnte mir vielleicht gelingen. Edward Berkmann. Darauf wäre ich nie gekommen.«
»Warten Sie, bis Sie das Video sehen.«
Lenz’ Stimme wurde leiser und verschwommener. »Sagen Sie mir, Cole, hegen Sie einen starken Drang zur Rache?«
»Sie kennen die Antwort darauf. Was ist mit Ihnen?«
»Ich würde ihm gern die Haut zentimeterweise abschälen.«
»Sie klingen aber gar nicht so wütend.«
»Ich bin kein Mensch, der seine Gefühle so offen zeigt. Aber im Gegensatz zu dem, was Sie gesehen haben, als Siesie kennenlernten, war meine Frau einmal sehr schön und anmutig.«
»Ich glaube Ihnen.«
»Der Mann, der sie so brutal getötet hat, sollte für seine Tat bezahlen.«
»Falls er noch lebt.«
»Faxen Sie mir Ihre Seiten. Und per Expreß eine Kopie des Videos. Es könnte etwas dauern. An dem Abend, an dem meine Frau starb, wurde ein Teil meiner Fallstudie gestohlen. Ich rufe Sie an, sobald ich etwas weiß.«
»Einen Moment noch, Doktor. Was sind die Mühlen Gottes?«
»Es muß irgendein Zitat oder so sein. Er hat mir gesagt, ich solle an die Mühlen Gottes denken.«
»Ach so. Ja, es ist ein Zitat. ›Gottes Mühlen mahlen langsam.‹«
»Und das heißt?«
»Es könnte eine Weile dauern, aber wir alle bekommen, was uns zusteht.«
»Dem habe ich nichts hinzuzufügen.«
Lenz legte ohne ein weiteres Wort auf.
Ich spielte Berkmanns Video zurück, legte eine leere VHS-Kassette in meinen Recorder und stellte eine geschnittene Kopie her. Dann rief ich noch einmal Sheriff Buckner an und verlangte, daß er das Haus der Andersons und auch meines rund um die Uhr bewachte. Er erwiderte, er habe bereits einige Leute zu Bob geschickt (aus politischen Gründen, wie mir klar ist) und würde nach Anbruch der Dunkelheit auch mein Haus von einem Deputy bewachen lassen.
Die letzte Bombe des Nachmittags explodierte eine halbe Stunde später. Ich lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und versuchte, mich wach zu halten, als in meinem Büro das Telefon klingelte. Ich rappelte mich auf, um den Anruf entgegenzunehmen, überzeugt, es handele sich um einen weiteren Reporter, der sich in die Story einklinken wollte.
Als Drewes Stimme aus dem Anrufbeantworter erklang, überzog eine Gänsehaut meine Arme. »Ich bin’s.« Mehr sagte sie zuerst nicht, aber diese beiden Worte machten mich betroffener als Berkmanns gesamte verdrehte Tirade. Ich griff nach dem Hörer und erstarrte dann, als die nächsten Worte aus dem Gerät drangen.
»Bitte geh nicht ran, falls du da bist. Bitte, ich meine es ernst. Ich rufe an, um dich zu bitten – dir zu sagen –, daß du morgen nicht zu der Trauerfeier kommen sollst. Daddy ist am Boden zerstört. Er ist jetzt beim Bestattungsunternehmer und hält bei Erins Leiche Wache, wie man es früher getan hat. Er wollte es keinem anderen überlassen. Ich habe fast den Eindruck, er will sie beschützen, obwohl es nun zu spät dafür ist. Mir sollte egal sein, was aus dir wird, aber um deinetwegen, und um seinetwegen, komme bitte nicht zur Trauerfeier. Bitte. Daddy muß irgend jemandem die Schuld für das geben, was geschehen ist, und du bist das bequemste Ziel.«
Sie hielt inne, und ich stand wie ein Verurteilter da, während das leere Band zischte. »Und was du mir gesagt hast ... ich kann
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