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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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darüber?«
    »Über den Fall?«
    »Nein. Über das, was Sie innerlich zerfrißt.«
    »Mein Gott, geben Sie denn nie auf?«
    »Ob Sie es nun glauben oder nicht, Cole, ich versuche, Ihnen zu helfen. Sie befürchten, daß ich irgend etwas über Sie in Erfahrung bringen und als Druckmittel gegen Sie verwenden könnte. Aber wenn Sie mir richtig zugehört hätten, wüßten Sie, wieviel mir dieser Fall bedeutet. Er ist meine persönliche Auferstehung. Sehen Sie nicht ein, daß Sie damit ein Druckmittel in die Hand bekommen? Eine anonyme E-mail an Strobekker, und er weiß, daß ich ›Anne Bridges‹ bin. Ich würde nie beweisen können, daß Sie es waren.«
    »Aber so etwas würde ich nie tun.«
    »Und ich würde nie das in mich gesetzte Vertrauen mißbrauchen.« Er öffnet das Fenster auf der Fahrerseite ein wenig und bläst einen Rauchfaden zu der Öffnung hin. »Ich respektiere Sie, Cole. Sie haben eine zivilrechtliche Klage – und vielleicht den finanziellen Ruin – riskiert, um uns die Namen dieser Frauen zu nennen. Turner hat das nicht getan. Die Krislov auch nicht. Ich weiß nicht, ob sie es je getan hätten, solange sie den Leichen nicht ins Gesicht gesehen hätten.«
    Ich will widersprechen, aber Lenz könnte schon recht haben.
    »Mit der Schuld ist es schon eine komische Sache«, fährt er fort. »Mit dem Schuldgefühl, meine ich. Das unterscheidet Sie von Strobekker. Die reinste Ironie, nicht wahr? Dieses Kreuz, das Sie tragen, macht Sie zu einem besseren Menschen. Ich bitte Sie nur, darüber zu sprechen, weil ich den Schmerz so genau kenne, den Geheimnisse auslösen. Ich habe gesehen, was er Menschen antut. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich rate Ihnen nicht, Ihrer Frau Ihr Herz auszuschütten. Dann würden Sie sich besser fühlen, Ihre Frau sich aber viel schlechter. Es ist anständig von Ihnen, daß Sie die Last allein tragen. Aber das bedeutet nicht, daß Sie nicht ein wenig davon abgeben können. Sogar Jesus Christus hat das getan.«
    Ich suche auf Lenz’ Gesicht nach einer Spur von Zynismus, doch er scheint es aufrichtig zu meinen. »Ich glaube nicht,daß ich es Ihnen einfach so sagen könnte. Ihnen oder sonstwem. Die nackte Realität ist ... nun ja ... zu gewöhnlich.«
    »Sprechen Sie einfach drauflos. Solche Dinge haben ihren eigenen Rhythmus. Alles andere sind nur Fakten.«
    »Sie wollen keine Fakten hören?«
    »Fakten sind für Männer wie Daniel. Ich bin ein Mann der Wahrheit. Und das ist etwas ganz anderes.«
    Nachdem ich langsam ausgeatmet habe, schiebe ich die Hände durch mein Haar zurück. »Sie wissen, daß meine Frau Ärztin ist und in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe arbeitet.«
    »Ja.«
    »Sie wissen wahrscheinlich nicht, daß wir schon auf der High School miteinander gingen.«
    »Sind Sie schon so lange verheiratet?«
    »Nein. Wir gingen auf der High School miteinander, haben aber erst zwölf Jahre später geheiratet. Wir sind erst seit drei Jahren verheiratet.«
    »Keine anderen Ehen davor?«
    »Nein.«
    Ich gebe Lenz eine kurze Beschreibung von Erins und Drewes Familienhintergrund, konzentriere mich auf die gegensätzlichen Persönlichkeiten der Schwestern und die Täuschungen, mit denen sie sie früher verbargen. Lenz’ glühende Zigarettenspitze schnellt auf und nieder, als ich versuche, Erins einzigartige Kombination von Schönheit und Sinnlichkeit zu beschreiben, aber ich bin mir nicht sicher, daß er es mitbekommt. Er scheint mehr an Drewe interessiert zu sein.
    »Sie hat an der Tulane Medical School als Jahrgangsbeste ihren Abschluß gemacht?«
    »Gemeinsam mit einer anderen Studentin.«
    »Keine schlechte Leistung. Sie hatten auf der High School nie Sex mit ihr?«
    »Doch ... Wir haben uns leidenschaftlich abgeknutscht und herumgemacht. Aber wir hatten nur einmal richtigen Geschlechtsverkehr, und das war eine Katastrophe. Ich glaube,sie wollte dabei nur ihre Jungfräulichkeit verlieren. Es war ein Fehler.«
    »Sie hatten während dieser Zeit keinen Sex mit anderen Mädchen?«
    »Mit zu vielen.«
    »Hat Ihre Frau das gewußt?«
    »Irgendwann hat sie’s erfahren.«
    »Und sie kannte einige der Mädchen.«
    »Wie ich schon sagte, es war eine kleine Schule.«
    »War ihre Schwester eins dieser Mädchen?«
    »Nein. Erin und ich waren damals Gegner. Fast wie Bruder und Schwester.«
    »Was für einen Lebensweg hat Erin eingeschlagen?«
    »Vier Tage nachdem sie ihren Abschluß hatte, ging sie von Mississippi nach Manhattan und schaute nicht zurück. Ein Typ sah sie

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