@ E.R.O.S.
in einem Restaurant, und päng ! war sie ein Model. Sie durchmaß die übliche Berühmtheitskurve – Wer ist Erin Anderson? Besorgt mir Erin Anderson. Besorgt mir jemand wie Erin Anderson. Wer ist Erin Anderson? –, aber zehnmal so schnell wie üblich. Ein Jahr nachdem sie ihr Elternhaus verlassen hatte, unterzog sie sich in einer Klinik in New Hampshire einer Entziehungskur, und ein sehr wohlhabender ›Freund‹ bezahlte die Rechnung.
Die nächsten paar Jahre trieb sie sich im Gefolge verschiedener Schauspieler, Künstler und Musiker in New York und Los Angeles herum. Ich bin ihr sogar ein paar Mal begegnet, als ich durch die Lande zog. Aber wir haben nur die Rollen gespielt, die wir seit der Kindheit gespielt haben.«
»Inwiefern?«
»Freundlich, aber sarkastisch. Sie hat sich über Drewe lustig gemacht, die heilige Schwester, die mit der Hingabe einer Nonne an ihrem Doktortitel arbeitet. Sie hat Witze darüber gerissen, ich würde auf Drewe warten.«
»Haben Sie auf sie gewartet?«
»Keine Ahnung. Ich hatte während dieser Jahre Affären, lange Beziehungen, die meistens ein böses Ende nahmen.«
»Hatten Sie damals Sex mit Erin?«
»Verdammt, nein. Ich habe es Ihnen doch gesagt.«
»Ja, aber es ist offensichtlich, daß es schon immer eine starke Anziehung zwischen Ihnen und der Schwester Ihrer Frau gab.«
» Jeder Mann, der die Schwester meiner Frau sieht, fühlt sich stark von ihr angezogen, klar?«
»Aber Erin fühlte sich von diesen Massen anderer Männer nicht gleichermaßen angezogen, oder? Nicht so wie von Ihnen.«
»Das wußte ich damals nicht.«
»Natürlich wußten Sie es. Fahren Sie fort.«
»Ganz gleich, welche Beziehungen ich in diesen Jahren eingegangen war, ich blieb immer mit Drewe in Kontakt. Manchmal verging ein Jahr, ohne daß wir uns sahen. Nur ein paar Anrufe spät am Abend. Dann wieder rief sie mich an, wegen irgendeiner Sache in Tränen aufgelöst, und ich ließ alles stehen und liegen und fuhr zehn oder zwölf Stunden nach New Orleans, um bei ihr zu sein.«
»Noch immer kein Sex zwischen ihnen?«
»Es ging nicht bis zum Äußersten. Sie ist nicht so wie die anderen Mädchen. Sehr altmodisch.«
»Hat sie sich während dieser Jahre mit anderen Männern eingelassen?«
»Sie hat ein paar Verabredungen gehabt. Aber es ist nie etwas dabei herausgekommen. Wenn Drewe nicht nach ein paar Verabredungen mit den Typen in die Falle stieg, suchten sie sich normalerweise eine andere.«
»Aber Sie haben sich keineswegs einem ähnlichen Kode der Abstinenz unterzogen.«
»Ich habe es nicht einmal versucht. Es war das klassische Dilemma. Sie wollte völlige Hingabe von mir, bevor sie aufgab, was ihr so teuer war. Ich wollte das, was sie so teuer hielt, als Beweis Ihrer Liebe.«
»Kluge Frau.«
»Schon gut, schon gut. Überspringen wir ein paar Jahre zudem Zeitpunkt, als meine letzte Band sich auflöste. Was glauben Sie, wohin ich danach lief, um meine Wunden zu lecken.«
»Nach New Orleans.«
»Natürlich. Drewe begann gerade ihr letztes Jahr als Assistenzärztin am Krankenhaus von Tulane. Meine Karriere stand in Flammen. Es hieß, von vorn anzufangen oder endgültig auszusteigen. Was glauben Sie, was passierte?«
»Sie fing an, mit Ihnen zu schlafen.«
»Sie haben so was wahrscheinlich alles schon gehört.«
»Nicht auf die gleiche Weise. Aber ich bekomme allmählich den Eindruck, ich würde Ihre Frau kennen.« Lenz gestattet sich ein Lächeln. »Ich mag sie.«
»Ich bat Drewe, mich zu heiraten, aber sie sagte, wir hätten noch ein Jahr, bevor das richtige Leben anfange. Sie meinte, wir sollten diese Zeit nutzen, um uns zu vergewissern, daß wir uns ganz sicher sind. In Wirklichkeit meinte sie, ich hätte ein Jahr, um mich zu vergewissern, daß ich mir sicher sei.«
Ich griff zu dem Gestell für die Dosen hinab und trank einen großen Schluck Tab. »Ich habe genau das wiederholt, was ich nach der High School getan hatte. Ich packte meine Sachen und fuhr mit zwanzig Riesen, die ich während meiner Zeit als Musiker gespart hatte, nach Chicago. Ich wollte alles neu erlernen, was ich über die Börse vergessen hatte, und das Geld für unsere Zukunft verdienen. Ich nahm mir eine winzige Wohnung in der Nähe der Börse. Nur ein Bett und ein Fernseher. Keine Gitarre. Die Bücher stapelten sich überall hüfthoch, sogar im Bad. Drewe und ich hatten vor, uns so oft wie möglich zu sehen, aber es gelang uns nur zweimal. Wir hatten beide viel zu tun. Aber wir telefonierten ständig
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