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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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und von lautem Rauschen erfüllt. Am hinteren Ende, wo der Bach unter dem Gebäude floss, dürfte sich früher ein riesiges Wasserrad gedreht haben, aber das war demontiert worden, und über den offenen Schacht hatte man einen Holzboden gelegt. Ein betonierter Gang führte mitten hindurch, und rechts und links standen je vier Maschendrahtkäfige mit Bodenschalen aus Aluminium, über denen Infrarotlicht-Wärmelampen hingen. Ein Raunen kam von ein paar Dutzend Fasanenküken, die dort quiekten und scharrten und ihre Federn zausten.
    »Hey.« Zoë beugte sich über den ersten Käfig und streckte die Hand aus. »Hey, ihr kleinen Kerlchen.« Sie stoben auseinander, prallten auf der Flucht zusammen und versammelten sich am hinteren Ende des Käfigs in einer Gruppe, um sie nervös zu beäugen. Sie sah sich noch ein wenig um und fand einen großen Maschendrahtkäfig am Ende des Schuppens. Er enthielt ältere Vögel, die allesamt kleine Hauben trugen, damit sie einander nicht hackten. Sie reckten die Hälse und bewegten ruckhaft die Köpfe hin und her.
    Hinter diesem Käfig stand eine Werkbank mit einer Schraubzwinge und mehreren Marmeladengläsern mit Nägeln und Schrauben. An einem Magnetstreifen über der Werkbank hing ein Satz Jagdmesser, die man benutzen konnte, um Tiere auszuweiden und zu häuten. Zoë betrachtete sie eine Weile und fragte sich, ob damit David Goldrab gehäutet worden war. Sie beäugte die Fasane mit den Hauben. Waren sie wählerisch im Hinblick auf das, was sie fraßen? Auf diese Weise konnte eine Leiche verschwinden und niemals gefunden werden.
    Sie ging wieder hinaus ins Freie. In der Nähe der Tür, schräg im Gras, war ein Loch mit einem Gitter davor – vielleicht der Eingang zu einem Kellergewölbe oder zum Eishaus einer längst vergessenen Villa. Eine dicke Kette mit einem Vorhängeschloss war durch die Gitterstäbe geschlungen. Zoë nahm sich vor, darauf zurückzukommen. Sie schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans und spazierte zurück zum Cottage, wo sie die Nase an die Fenster drückte und hineinschaute. Spaßeshalber versuchte sie die Hintertür zu öffnen. Es gelang. Sie zögerte und starrte einigermaßen überrascht den Türknauf an. Dann trat sie ein.
    »Hallo?«
    Niemand antwortete. Sie ging durch die Küche in die Diele, öffnete dort die Türen und warf einen Blick in die Zimmer. Niemand da. Sie ging die Treppe hinauf. Die Gardine am Treppenabsatz flatterte und drehte sich wie ein Geist vor ihr. Sie fand zwei Schlafzimmer. In dem einen stand das Bett vor einer Glastür, die – unglaublich – auf einen schmiedeeisernen Balkon führte, der über den Bach hinausblickte. Das zweite war leer bis auf einen Stapel Pappkartons und ein altes Fußballplakat, das an die Wand geklebt war. Auf dem Boden lag eine Dose Tennisbälle. Mein Gott, in letzter Zeit stolperte sie auf Schritt und Tritt über diese verdammten Tennisbälle. Lorne. Glaub nicht, ich hätte dich vergessen. Ich werde herausfinden, ob du irgendwo in all das verwickelt bist.
    In einem Badezimmer lagen vergraute Handtücher zum Trocknen auf einem Heizkörper, und auf dem Fenstersims stand eine gerahmte Stickerei mit den Worten: »Bin nicht der Fasanenrupfer, bin des Fasanenrupfers Sohn, rupfe nur Fasane hier, bis der Rupfer kommt zu mir.« In der Hausapotheke lag eine offene Medikamentenschachtel, aus der die Luftpolsterfolien herausquollen. »Catapresan« stand auf der Schachtel. Davon hatte sie schon gehört. Es hatte etwas mit post-traumatischem Stress zu tun. Sie legte die Schachtel zurück, beugte sich über die Badewanne, öffnete das Fenster und spähte über die Baumwipfel hinaus. Von hier aus sah man Teile von Goldrabs Haus mit seinen nachgemachten Steinfliesen, den Stuckplaketten und den lächerlichen Bemühungen, sich an die Gegend anzupassen. Die Glasscheiben des riesigen Wintergartens warfen rautenförmige Sonnenlichtreflexe durch die Bäume. Yep. Wenn sie Mooney wäre, hätte sie sich als Erstes an den Jagdhüter gewandt.
    Sie ging wieder die Treppe hinunter. Im vorderen Zimmer war nicht viel – nur ein Breitbildfernseher und ein Haufen DVD s. Aber hinten war ein Büro mit lauter wackligen Papierstapeln. Sie setzte sich und fing an, die Zettel durchzublättern, um eine Vorstellung von diesem Kerl zu bekommen. Da war ein Stoß Rechnungen über landwirtschaftlichen Bedarf von Mole Valley Farm Supplies. Sie trugen schwarze Fingerabdrücke. Eine Reihe Briefe vom Royal United Hospital wegen einer medizinischen

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