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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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anstarrte.
    »Es kommt mir schräg vor, so was zu deinem Hinterkopf zu sagen«, erklärte er schließlich, »aber ich werde es trotzdem sagen, und ich hoffe, es kommt an. Ich werde sagen, es tut mir leid. Alles.«
    Sie zuckte gleichgültig die Achseln. »Es muss dir nicht leidtun. Wir leben in einem freien Land. Du schläfst, Ben, mit wem du schlafen willst. Es war schön, als du es mit mir tun wolltest. Das hat sich geändert. Ende der Geschichte.«
    »Es hat sich nicht geändert. Das ist es ja gerade. Ich wollte nie mit einer anderen als dir schlafen. Aber anders als du wollte ich, dass es ein bisschen mehr ist als ›Schwanz trifft Muschi‹. Ich wollte mehr als das. So was kommt natürlich bei dir gar nicht gut an.«
    Zoë gab keine Antwort. Sie starrte aus dem Fenster auf die Autos, die draußen parkten.
    »Aber ich habe wieder und wieder darüber nachgedacht, und von meinem Standpunkt aus habe ich kein Verbrechen begangen. Es ist nicht unrecht, mehr zu wollen, oder? Ich dachte immer, das ist es, was die Welt in Gang hält.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie trocken. »Jeder nach seinem Geschmack. Aber die Diskussion bringt sowieso nichts mehr, denn jetzt ist es zu spät.«
    »Wegen Debbie, meinst du?«
    »Miss Personality.«
    »Ich bin nicht blöd, Zoë. Ich durchschaue sie.«
    »Ach ja? Interessant. Und was siehst du dabei?«
    Er seufzte. »Wahrscheinlich das Gleiche wie du. Man kann auf das, was sie sagt, nichts geben. Sie hatte keine Ahnung, wovon sie bei Ralph Hernandez redete, und jetzt stolziert sie auf dem Revier herum, als ob es ihr gehörte, und kreuzt in jeder Besprechung auf. Eine astreine Karrieristin.«
    »Ach, das ist dir aufgefallen?«
    »Und in Wirklichkeit stehe ich kein bisschen auf sie.«
    »Dann hast du deine Sache aber gut gemacht, weißt du – mit einer zu schlafen, auf die du nicht stehst.«
    »Weißt du nicht, was ein Wutfick ist?«
    Jetzt hätte sie sich beinahe doch umgedreht. »Ein was ?«
    »Ich war wütend auf dich. Ich habe getan, was ich konnte, um nicht mehr an dich zu denken. Aber du bist in meinem Kopf, Zoë. Ich bringe dich da nicht raus. Ich wünschte, ich könnte es, aber ich kann es nicht.«
    »Tut mir leid, dass mich das nicht stärker beeindruckt.« Sie schüttelte den Kopf. Ihr Nacken war steif und schmerzte, als hätte sie Fieber. »Aber wenn ich auf jemanden fixiert wäre, könnte ich zuallerletzt mit jemand anderem schlafen.«
    »Na ja, ich bin ein Mann, und du bist eine Frau. Vielleicht verstehst du es deshalb nicht. Und woher zum Teufel willst du wissen, was du könntest und was nicht? Du warst in deinem ganzen Leben noch nie auf jemanden fixiert.«
    Sie schwieg und biss die Zähne so fest zusammen, dass sie befürchtete, sie würden gleich zersplittern. »Bist du jetzt fertig?«, murmelte sie schließlich.
    »Sieh mich an, Zoë.« Er setzte sich ihr gegenüber.
    Sie drehte den Kopf noch weiter zur Seite, senkte ihn leicht und tat, als kratze sie sich am Scheitel.
    »Sieh mich nur an. Ist das so schwierig? Komm schon.« Er langte herüber und griff nach ihrem Arm. Sie riss sich los, aber er beugte sich vor und packte sie noch einmal, und dabei streifte er die Sonnenbrille, sodass sie ein wenig verrutschte. Mit der freien Hand griff sie fummelnd herauf, um sie zurechtzurücken, aber er hatte es schon gesehen. Er kippte auf seinem Stuhl zurück. Es hatte ihm den Atem verschlagen. »Herr im Himmel. Was ist denn das?«
    »Scheiße, Ben.« Sie blieb mit gesenktem Kopf sitzen und drückte sich die Sonnenbrille ans Gesicht. »Ich meine, Scheiße, ich habe dich gebeten, nicht hereinzukommen.«
    »Was zum Teufel ist mit dir passiert?«
    »Das ist nicht so wichtig. Wirklich – es ist nicht wichtig.«
    Er schlug mit beiden Händen auf den Tisch und stand auf, sodass er sie überragte. »Doch, es ist wichtig, Zoë. Es ist wichtig. Ich darf mich für dich interessieren. Du kannst mir Handschellen anlegen und mir meine Rechte vorlesen, aber das darf ich.«
    Sie spürte, dass sie zitterte, und plötzlich hatte sie einen kalten, harten Kloß in der Kehle. »Es gibt keinen Grund, sich so aufzuführen«, sagte sie in neutralem Ton.
    »Erzähl’s mir einfach. Wer hat das getan? Wo hast du es angezeigt?«
    »Nirgends«, murmelte sie.
    »Was?«
    » Ich habe gesagt, ich habe es nirgends angezeigt, okay? « Sie lehnte sich zurück und rieb sich verlegen die Oberarme. Sie würde wieder anfangen zu weinen, wenn sie nicht aufpasste. »Und ich werde es auch nicht tun. Ich sage doch

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