Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
arbeiten können. Eine Art besinnungsloser Kreislauf, wenn man es sich überlegt: Die Männer kriegen, was sie wollen, und die Frauen kriegen auch, was sie wollen.«
    Offen gesagt, Mr. Holden, dachte Zoë, verballern nicht alle ihr Geld für Klamotten und lassen sich die Titten machen. Manche benutzen es auch, um vor irgendetwas zu fliehen. Um sich ihre Freiheit zu erkaufen. »Haben Sie die Nachrichten gesehen? Die Lokalnachrichten? Vorgestern hat es in Bath einen Mord gegeben.«
    »Ich weiß. Ein junges Mädchen. Hübsch. Lorraine, oder? Lorraine So-und-so.«
    »Lorne. Lorne Wood. Sagt Ihnen der Namen was?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht.«
    »Sie können sich nicht erinnern, dass sie bei Ihnen war?«
    »Sie war noch Schülerin, dachte ich.«
    »Ja, aber sie wollte Model werden. Und vielleicht hat sie nicht ihren richtigen Namen benutzt.«
    Sie holte einen Satz laminierter Fotos von der Repro-Einheit aus ihrer Tasche. Fotos von Lorne. Die Milliarden, die man in die Entwicklung der Gesichtserkennungstechnologie gesteckt hatte, hatten ein wichtiges Problem nicht lösen können: Das menschliche Gesicht ist so facettenreich, dass es bei dem kleinsten Perspektiven- und Lichtwechsel plötzlich ganz anders ausschaut. Der Polizeipräsident hatte das begriffen, und jetzt benutzte die Polizei meist eine Auswahl von Fotos zu Identifizierungszwecken. Dieser Bogen enthielt eine Collage aus mehreren Fotos von Lornes Wand. Zoë beugte sich weit vor und legte Holden den Bogen unter die Nase.
    Er schaute die Bilder an. Zog die Stirn kraus. Schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich kriege Dutzende Fotos von Mädels, die glauben, sie kommen auf Seite drei oder auf den Titel des For Him Magazine . Ich sag’s Ihnen ehrlich, die Gesichter verschmelzen irgendwann zu einem einzigen. Ich glaube nicht, dass ich mich an sie erinnere.«
    Sie nahm den Bogen zurück, blieb eine Weile sitzen und betrachtete Lornes Hollywood-Lächeln. Keins der Bilder sah auch nur annähernd so aus wie die Fotos auf der Speicherkarte. Die Stimmung war eine ganz andere. Sie zog ihr iPhone aus der Tasche, auf das sie die Fotos von Lornes Chip übertragen hatte, und rief eins auf, das Lorne in Unterwäsche auf dem Bett zeigte. Nicht das Oben-ohne-Foto. Zumindest davor würde sie Lorne beschützen. »Wie ist es damit?«
    Jetzt veränderte sich Holdens Gesichtsausdruck. »Okay«, sagte er leise. »Das ist was anderes. Ja, ich erkenne sie.« Er ging zu einem Aktenschrank, zog einen Ordner heraus und blätterte durch die Fotos und Druckseiten, die er enthielt. »Nach den anderen Fotos hätte ich sie nicht erkannt, aber bei dieser Aufnahme erinnere ich mich.« Er nahm ein Bild aus dem Ordner und hielt es hoch. Es war ein Ausdruck des Topless-Fotos von dem Speicherchip. »Das hat sie mir gemailt, aber natürlich nicht unter diesem Namen. Nannte sich …«, er warf einen Blick auf die Rückseite, » … Cherie. Cherie Garnett.«
    Zoë fühlte sich müde am ganzen Körper. Sie war nicht froh, dass sie recht gehabt hatte, sondern einfach nur ungeheuer deprimiert. »Und? Was haben Sie geantwortet?«
    »Nein. Ich fand es ein bisschen verdächtig, um ehrlich zu sein. Ich dachte sofort, sie ist jünger, als sie angibt.«
    »Und das hat Sie gehindert, ja?«
    Er zog die Brauen hoch. »Es wäre eine schwerwiegende Straftat. Da kann man wirklich nicht vorsichtig genug sein. Ich hab ihr gesagt, ich behalte sie in den Akten.«
    »Sie haben sie also abgelehnt. Da sind Sie sicher?«
    »Da bin ich sicher.«
    Sie schaute ihn an und versuchte, sich ein Bild von ihm zu machen. Er sagte die Wahrheit, dachte sie. »Glauben Sie, sie ist irgendwo anders hingegangen, als Sie sie abgelehnt hatten?«
    Er schwieg kurz. Dann stand er auf, ging zu einem Schrank und nahm eine Liste aus einer Schublade. »Hören Sie zu«, sagte er. »Ich kenne Sie nicht, und Sie sind mir nichts schuldig. Aber wenn Sie einem von denen erzählen, wer Sie auf sie angesetzt hat, und wenn rauskommt, dass ich es war – na, ich sag’s nur.«
    Zoë überflog die Liste. Sie enthielt ungefähr fünfzig gedruckte Namen mit Kontaktdaten. Viele waren anscheinend Agenten im West Country, doch es waren auch ein paar Lapdance-Clubs dabei. »Haben Sie ihr diese Liste gegeben?«
    »Nein. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Aber ich bin nicht die einzige Show in der Stadt. Jemand anders hat es vielleicht getan.«
    Sie faltete das Blatt mit den Adressen zusammen, steckte es in die Tasche und stand auf. »Eins

Weitere Kostenlose Bücher