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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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den Flur hinaus, und alle drei Schritte federte er in den Knien nach unten und klatschte die Gerte wütend auf den Boden. Der Torsummer hallte durch den Flur. David ging nicht nach oben, um die Armbrust zu holen. Er ging schnurstracks zur Tür und drückte auf den Knopf, der das Tor öffnete. Sally ergriff die Gelegenheit, raffte Jacke und Tasche an sich und schlich sich durch den Korridor. Sie kam in die Küche, als sie den Jeep in der Zufahrt hörte. Sie nahm ihre Putzsachen von der Arbeitsplatte, ging hastig zu der Tür, die auf die Terrasse führte, und wollte sie öffnen.
    Es ging nicht. Sie war abgeschlossen.
    Sie drehte den Türknauf hin und her und rüttelte daran, aber es war nicht zu ändern: Die Tür war abgeschlossen. Sie sah sich nach einem Schlüssel um, hob Töpfe und Vasen hoch, um darunterzuschauen. Der Hauswirtschaftsraum. Sie war sicher, dass diese Tür offen war – das war sie immer. Aber bevor sie die Küche durchqueren konnte, schlug die Haustür zu, und die beiden Männer kamen in die Eingangshalle. Starr und mit pochendem Herzen blieb sie stehen. Jetzt gab es kein Entkommen. Sie konnte nicht zurück ins Büro, ohne durch den Flur zu gehen. In den Hauswirtschaftsraum konnte sie auch nicht. Sie saß in der Falle.
    Schnell huschte sie in den großen verglasten Wintergarten, der an die Rückseite des Hauses angeklebt war. Die fünf Schritte entfernten Türen, die dort hinausführten, waren zu, und sie konnte nicht riskieren, hinüberzulaufen und nachzusehen, ob sie verschlossen waren, denn die beiden Männer waren jetzt fast in der Küche, und sie würden sie sehen. Eine Chaiselongue stand an der Wand, gerade so, dass sie von der Küche aus nicht zu sehen war. Da könnte sie sich vorläufig verstecken. Leise setzte sie sich hin. Die Männer kamen in die Küche, und ein langer Lichtstreifen wanderte über die Fensterscheiben des Atriums. Eine Spiegelung. Sally erkannte, dass sie alle vertrauten Dinge in der Küche und im Flur davor sehen konnte: Sie spiegelten sich im Glas. Wenn die Männer an der richtigen Stelle stehen blieben und herüberschauten, würden sie sie auch sehen können. Aber jetzt war es zu spät, sich noch einmal zu rühren. Sie zog die Füße hoch, presste Jacke und Tasche an den Bauch und verhielt sich so still und leise, wie sie nur konnte.
    »Jake.« David stand ein paar Schritte weit abseits der Tür als Silhouette im Sonnenlicht, breitbeinig und mit verschränkten Armen. Jakes Gesicht konnte Sally in der Glasscheibe nicht deutlich erkennen, aber sie spürte den Ernst der Lage. Er trug eine Lederjacke und Handschuhe und hatte eine große Reisetasche bei sich. Den Kopf hielt er leicht gesenkt. Sie dachte daran, wie er breitbeinig über dem Mädchen in dem Video gestanden hatte, und ihr ging nicht aus dem Kopf, wie mager sie gewesen war.
    »David.«
    »Was willst du?«
    »Ich will mit Ihnen reden.«
    Es war lange still. Sally wandte den Blick nicht von der Reisetasche. Auch David war auf sie aufmerksam geworden. Er deutete mit dem Kopf darauf. »Was ist da drin, Jake? Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«
    »Könnte man so sagen. Darf ich mich setzen?«
    »Wenn du mir sagst, worüber du reden willst.«
    »Hierüber.« Er hob die Tasche. »Ich möchte es Ihnen zeigen.«
    Ein paar Sekunden lang rührte David sich nicht. Dann trat er einen Schritt zurück und deutete zum Tisch. »Ich habe eben eine Flasche Champagner aufgemacht. Du hattest ja immer was übrig für Champagner, Jakey Boyo.«
    Die beiden Männer gingen zum Tisch, und ihre Spiegelbilder waren um Schulterbreite voneinander entfernt. David zog einen Stuhl zurück, und Jake setzte sich und nahm die Tasche auf den Schoß. David hob die Champagnerflasche aus dem Kühlschrank, nahm den Verschluss ab und goss ein wenig in einen hohen, spitzen Kelch. »Wohlgemerkt, nur einen Kleinen. Möchte ja nicht, dass mein Jakey Boy unter Alkoholeinfluss am Steuer sitzt. Kommt überhaupt nicht in Frage. Wäre ja eine schreckliche Talentverschwendung, wenn dein Gehirn über die ganze M4 verschmiert würde.«
    David machte es sich bequem und hob sein Glas. Jake tat es ebenfalls und trank. Noch im Wintergarten hörte Sally das harte, metallische Klirren des Glases an seinen Zähnen. Er war nervös. Dass sie hier war, wusste er nicht; ihr Wagen parkte am unteren Ende des Grundstücks. Er musste davon ausgehen, dass er mit David allein war.
    »Nettes Kamerasystem, das Sie da vorn haben. Zeichnet alles auf, was?«
    »O ja. Zeichnet alles

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