Atemlos
zusammengeschlagen worden«, sagte ich geduldig.
»Soviel sehe ich auch«, sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Warum nur?«
»Was weiß ich. Wie es scheint, habe ich meine Nase in Sachen gesteckt, die mich einen Dreck angehen, um den Sprecher des Überfallkomitees zu zitieren. Leider hielt er es nicht für nötig, mit detaillierteren Hinweisen aufzuwarten.«
»Eine Verwechslung?«
Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, unterließ es dann aber, aus Angst, ihn dadurch loszuwerden. »Gewiß nicht. Die Herren versicherten sich nachdrücklich meiner Identität.«
»Was hatten Sie überhaupt in Kensington zu suchen?«
»Ermittlungen.« Ich erzählte ihm von Billson und was ich unternommen hatte. »Miß Aarvik ist jetzt sicher schon in Kanada«, sagte ich.
»Ein schönes Land«, bemerkte Brinton. »Bin dort geboren.« Er sagte das so, als sei Kanada dank der Tatsache seiner Geburt geadelt worden. »Aber ich begreife nicht, was Ihre Ermittlungen mit dieser Prügelei zu tun haben sollen.«
»Ich auch nicht. Und die Polizei und die Abwehr ebenfalls nicht.«
Sein Blick schärfte sich. »Wieso interessiert das die Abwehr?«
»›Franklin-Technik‹ baut Zubehör für Panzer.«
»Und deshalb ist die Abwehr hinter Billson her?«
»Anscheinend. Aber ohne viel Dampf. Nach allem, was man weiß, hat er nichts verbrochen. Noch nicht.«
»Sie halten das für möglich?«
»Wer weiß, was einer wie Billson tun oder nicht tun kann. Mindestens fünfzehn Jahre hat er wie ein Stück Gemüse gelebt, und nun wirbelt er in der Weltgeschichte herum. So einer ist doch zu allem fähig.«
»Nun, damit haben Sie ja nun nichts mehr zu tun«, sagte Brinton. »Wenn Sie hier herauskommen, hat Andrew McGovern bereits höchstselbst die Verantwortung für den Werkschutz bei der ›Franklin-Technik‹ übernommen.«
»Wie groß ist eigentlich das Stück vom Wensley-Kuchen, das Ihnen gehört?« fragte ich.
»Ungefähr dreißig Prozent. Warum?«
»Damit steht Ihnen dann ja wohl die Frage zu, warum Billson dreifach über seinen Wert bezahlt worden ist. Und warum daraus ein solches Geheimnis gemacht wird.«
»Werde mich darum kümmern«, sagte Brinton. »Ungeheuerlich, die Aktionäre so übers Ohr zu hauen. Nun gut, wenn Sie nicht wegen Billson Prügel bezogen haben, womit haben Sie sich sonst noch in letzter Zeit in die Nesseln gesetzt?«
»Mein Leben ist völlig fleckenlos.«
Brinton brummte vor sich hin. »Geben Sie sich keine unnütze Mühe, vor einem alten Sünder Ihren Heiligenschein zu polieren. Niemand hat ein fleckenloses Leben. Sind Sie ganz sicher, daß Sie nicht ab und zu im falschen Bett geschlafen haben?« Ich sah ihn nur an, und er sagte: »Nicht, daß ich Ihnen das unter den gegenwärtigen Umständen übelnehmen würde.« Aber dann ging er auch schon bald wieder.
Auch Charlie Malleson stattete mir einen Besuch ab. Er inspizierte meine Prachtkollektion von blauen Flecken und roten Abschürfungen und meinte: »Am besten läßt du dich eine Zeitlang mal nicht mehr auf den Straßen blicken. Es gibt da Vereine, die auf die Reinheit der weißen Rasse achten. Die sehen es nicht gern, wenn sich jemand eine andere Hautfarbe zulegt.«
Ich seufzte. »Du hast schon bessere Einfälle gehabt, Charlie. Wenn du schon Witze machen mußt, dann bitte lieber einen, über den ich auch lachen kann. Wie läuft das Geschäft?«
»Durchwachsen. Wie lange, glaubst du, fällst du aus?«
»Mir sagt ja niemand was. Du weißt, wie das ist in Krankenhäusern. Wie ich mich im Augenblick fühle, kann es noch sechs Monate dauern. Aber ich bin wahrscheinlich in ein paar Wochen wieder im Sattel.«
»Nimm dir Zeit«, riet Charlie. »Jack Ellis probiert gerade aus, ob ihm deine Schuhe passen.«
»Nicht schlecht. Aber das wird mir eine gute Lehre sein. Mit Prophezeiungen halte ich mich in Zukunft zurück.«
Charlie zog die Stirn in Falten, und ich erklärte es ihm. »Vor ein paar Tagen habe ich noch Joyce erklärt, daß Jack mir einiges von meiner Arbeit abnehmen müßte. Da fragte sie, warum. Und ich sagte, wenn ich mal auf der Straße umfiele, müßte er sich ja auch um alles kümmern. Aber so hatte ich das mit dem Umfallen nicht gemeint.« Ich dachte an Jack Ellis und sagte: »Vielleicht sollten wir ihn wirklich zum Direktor befördern. Er hat sich bewährt, und wir wollen ihn doch nicht verlieren.«
»Einverstanden«, sagte Charlie. »Dem alten Brinton ist es sicher auch recht. Sag mal, Max, wann hast du eigentlich das letzte Mal Urlaub
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