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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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mich in ein moralisches Dilemma.
    Für die Franklin-Technik war der Fall erledigt; Billson hatte nicht die Portokasse geplündert, noch hatte er, soviel ich wußte, gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen. Außerdem konnte ich das Franklin-Konto nicht mit weiteren Ermittlungskosten belasten. Und der Stafford-Sicherheits-Beratungs-GmbH konnte ich die Spesen ebensowenig aufhalsen – das wäre Charlie Malleson oder Brinton gegenüber unfair gewesen, die gingen ihren Geschäften nicht aus Wohltätigkeit nach.
    Ich übrigens auch nicht. Was mich anging, war Paul Billson ein Mann mit einer Macke, und Alix Aarvik war, soweit ich das beurteilen konnte, ohne ihn viel besser dran. Ich beschloß, meine Ermittlungsergebnisse der Polizei zu übergeben und Feierabend zu machen. Ich sagte diplomatisch: »Dank Ihrer Hinweise besteht nun eine gewisse Wahrscheinlichkeit.«
    »Werden Sie mir schreiben, wenn ich Ihnen meine Adresse in Kanada gebe? Bis jetzt war ich mir nicht ganz sicher, ob ich den Job annehmen sollte, solange Paul vermißt ist.«
    Wahrscheinlich war Kanada das beste für sie: weit genug von den Umtrieben ihres Bruders entfernt. »Wenn Sie hierbleiben, hilft das auch nicht weiter«, sagte ich. »Selbstverständlich schreibe ich Ihnen.«
    Sie kritzelte mir eine Anschrift auf einen Stenoblock. »Eine Privatadresse habe ich noch nicht, aber Sie erreichen mich über die Firma, bei der ich arbeiten werde.«
    Ich warf einen Blick auf den Zettel. Die Firma hieß: Kisko-Nickel-Gesellschaft in Vancouver. Ich hatte noch nie davon gehört. Ich faltete den Zettel zusammen und steckte ihn mir pflichtbewußt in die Brieftasche. Sie brachte mich zur Tür. Draußen wurde es schon dämmerig, und die Laternen brannten. Ich machte mir ein paar Gedanken über die stille Tapferkeit, mit der eine Alix Aarvik durch ihr nicht allzu glückliches Leben ging. Sie hatte ihre Sorgen und Kümmernisse nicht einmal vor mir, dem willigen Zuhörer, ausgebreitet. Im Gegenteil, es hatte durchaus meiner nicht unbeträchtlichen Geschicklichkeit bedurft, ihr die vielen Einzelheiten zu entlocken. Ich wünschte ihr im stillen viel Glück in Kanada, sie war ein wertvoller Mensch.
    Dann machte ich mir Gedanken darüber, wie ich nun am besten ein Taxi fände, und marschierte auf die Kensington Highstreet zu. Und wie ich da so vor mich hin ging, stieg ein Mann aus einem geparkten Auto. Er wartete, bis ich an ihm vorbeikam, und sagte dann: »Sie heißen Stafford?« Er hatte eine rauhe Cockney-Stimme.
    Auf der anderen Wagenseite fiel eine Tür ins Schloß, da stieg noch jemand aus. »Ja, ich heiße Stafford.«
    »Ich hab' dir was auszurichten. Steck deine verdammte Nase nicht in Dinge, die dich einen Dreck angehen. Hier hast du was, damit du's nicht vergißt.«
    Er trieb mir die Faust urplötzlich in die Leibesmitte, haarscharf unter den Solarplexus, ich rang nach Luft und kippte vornüber. Danach standen meine Chancen auf Null. Sie waren zu dritt, und als ich zu Boden ging, fingen sie an, mich mit den Stiefeln zu bearbeiten. Es dauerte nicht lange, bis ich abschaltete. Aber es hatte lange genug gedauert, um zu spüren, wie weh das tat, was sie mit mir trieben.

7. Kapitel
    Mit manchen Leuten, die mich im Krankenhaus besuchten, hatte ich nicht gerechnet. Natürlich kamen auch Polizisten, aber ihnen folgte ein Mann von der Spionageabwehr, der wegen Billson ermittelte, weil die Franklin-Technik ja Rüstungsaufträge ausführte. Meine Frau kam nicht, aber sie unterzog sich immerhin der Mühe, ein Telefon zur Hand zu nehmen, um mir Blumen ans Krankenbett schicken zu lassen. Und das war wirklich eine Überraschung.
    Und dann kam Lord Brinton, der stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen in meinem Zimmer herum. »Dieses Londoner Wasser ist ja leider nicht trinkbar«, sagte er und stellte eine Flasche Malvernwasser auf den Nachttisch. »Verdirbt völlig den Scotch-Geschmack.« Eine Flasche Talisker gesellte sich zum Malvernwasser.
    Ich lächelte, und das war im Augenblick eine reichlich schmerzhafte Übung. »Das ist wohl nicht gerade das, was mir der Arzt verschreibt.«
    »Immerhin besser, als alberne Trauben anzuschleppen.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich; er versuchte, seine kostbaren, weil antiken Knochen am Heizungskörper zu wärmen. »Natürlich nicht so gut wie ein richtiges Feuer«, brummte er.
    »In Krankenhäusern sind offene Feuer nicht gern gesehen.«
    »Also, was ist denn nun eigentlich passiert, Max?«
    »Ich bin

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