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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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»Wenn sie es Ihnen sagen will, wird sie es Ihnen schon noch erzählen.«
    Er lächelte. »Schon gut, Stafford. Kein Grund zur Aufregung. Haben Sie das alles von Hesther selbst erfahren?«
    Als ich nickte, sagte er: »Hesther muß Sie ins Herz geschlossen haben. Sie spricht sonst nicht viel von sich.«
    Ich sagte: »Welche Chancen hat Billson, das Flugzeug zu finden?«
    »Im Ahaggar? Überhaupt keine. Weil es hier kein Flugzeug gibt. Weiter im Norden liegen ein paar Flugzeugwracks.« Er lachte plötzlich. »Menschenskind, ich habe selbst eins dahin gepflanzt.«
    Ich sah ihn neugierig an. »Wie ist das passiert?«
    »Im Krieg. Ich war bei der Air Force, habe Liberators geflogen, Standort Oran. Da sind wir dann einmal von einer Meute Focke-Wulffs gehetzt worden, und die haben uns den Arsch weggeschossen. Die Kanzel sah aus wie ein Sieb, kein Kompaß funktionierte mehr, wir hatten nicht die geringste verdammte Ahnung, wo wir waren. Dann sind die Motoren ausgefallen, und ich mußte runtergehen. Ich schätze, die Maschine steht noch da, wo ich sie aufgesetzt habe.«
    »Und wie ging's weiter?«
    »Ich bin ausgestiegen und weggegangen«, sagte Byrne lakonisch. »Es dauerte anderthalb Wochen, bis ich wieder unter Menschen war.« Er stand auf. »Ich komme in ein paar Stunden wieder.«
    Ich sah ihm nach, als er mit seinem sanften, fast trägen Gang, der, wie ich festgestellt hatte, für die Tuareg typisch war, davonschritt, und ich fragte mich, was, zum Teufel, ich eigentlich in dieser Wüste zu suchen hatte.
    Schließlich kam Mokhtar und brachte noch ein Tablett mit Minztee und kleinen runden Kuchen.
    Es dauerte drei Stunden, bis Byrne zurückkam, und da ritt er auf einem Kamel. Die Sonne ging unter, und die Dornenbäume warfen lange Schatten. Das Tier ließ sich schaukelnd auf die Knie nieder, und Byrne glitt aus dem Sattel, kam ins Zelt und trug meine Reisetasche. Das Kamel schnaubte, als Mokhtar es wieder auf die Beine trieb und wegführte.
    Byrne setzte sich. »Ich habe Ihren Mann gefunden.«
    »Wo steckt er?«
    Er zeigte nach Norden. »Da draußen irgendwo – im Gebirge. Ist vor fünf Tagen fortgefahren. Hat im Fort Laperrine eine Genehmigung beantragt, aber keine bekommen. Da ist er eben ohne gefahren. Wirklich ein verdammter Narr.«
    »Das weiß ich schon«, sagte ich. »Warum hat er keine Genehmigung bekommen?«
    »Es gibt keine – nicht für einen Mann allein mit einem einzelnen Wagen.«
    »Er wird zurückkommen«, sagte ich. »Hesther sagt, Tam ist der einzige Ort, wo es Benzin gibt.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Byrne. »Dann müßte er bereits wieder hier sein. Diese Landrover sind durstige Biester. Wenn Sie den Burschen haben wollen, müssen Sie ihn sich schon holen gehen.«
    Ich lehnte mich gegen die Reetgraswand des Zeltes. »Das müssen Sie mir mal in Einzelheiten erklären.«
    »Paul Billson ist ein Idiot. Hat aufgetankt und ist losgefahren. Keine Reservekanister. Da fünf Tage vergangen sind, ist er überfällig. Wenn er auch keine Wasserreserven bei sich führt, ist er jetzt schon tot.«
    »Wie komme ich dorthin?« sagte ich gleichmütig.
    Byrne sah mich lange an, dann seufzte er. »Wenn ich nicht wüßte, daß Hesther viel von Ihnen hält, würde ich Ihnen jetzt sagen: Gehen Sie zur Hölle. Aber so, wie die Dinge liegen, sage ich: Wir starten, sobald es hell wird.« Er zog eine Grimasse. »Muß sogar meinem Grundsatz untreu werden und mich in einen Stinkpott setzen.«
    Was er damit meinte, wußte ich nicht, aber ich sagte nur: »Danke.«
    »Kommen Sie«, sagte er. »Wir müssen Mokhtar helfen, Abendessen zu kochen.«
    Das Abendessen entpuppte sich als zähe Ziege, die nicht nur den Zähnen, sondern auch der Verdauung zu schaffen machte, gefolgt von Käse mit strengem Geschmack, der, wie mir gesagt wurde, aus Kamelmilch war. Byrne gab sich schweigsam, und wir gingen früh schlafen, wir wollten ja früh aufbrechen. Ich lag im Zelteingang auf dem Rücken, starrte zum Himmel hinauf, der so sehr voller Sterne war, daß man meinte, mit ausgestrecktem Arm eine Handvoll pflücken zu können.
    Ich fragte mich immer noch, was ich eigentlich hier machte, und worauf ich mich da einließe, und ich fragte mich auch, was dieser Byrne für ein Mann war, der einen fast ebenso amerikanischen Slang wie Hesther Raulier hatte.

13. Kapitel
    Byrnes Stinkpott entpuppte sich als zerbeulter Toyota Landcruiser; die Kiste sah aus, als hätte sie vor längerer Zeit eine Massenkarambolage auf der Autobahn überstanden. Aber das

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