Atemlos
explodieren müssen. Ist er aber nicht.«
Byrne schien mir mit seiner Logik im Kreis zu laufen. »Dann hat er eben damit den Wagentank aufgefüllt«, sagte ich unwirsch.
»Nein«, sagte Byrne bestimmt. »Ich hab' schon oft ausgebrannte Autos in der Wüste gefunden. Aber so wie hier sah das nie aus. Da waren nie alle vier Reifen komplett weggebrannt. Da gab es auch nie so viel Brandschaden am vorderen Teil.« Er bückte sich, um den Tank zu untersuchen. Schließlich kroch er ganz unter den Wagen.
Als er wieder hervorkam, hielt er ein Stück Metall in der Hand. »Das lag auf dem Boden.« Er richtete sich auf. Was er gefunden hatte, war eine kleine Drehverschlußkappe, von der ein abgebrochener Draht herabhing. »Mit diesem Ding kann man den Tank entleeren; der Draht, der es verschlossen hält, ist gekappt worden«, erklärte er. »Damit ist die Sache klar. Jemand hat den Wagen mit Benzin aus dem Kanister Übergossen; aber das reichte diesem Jemand nicht, er brauchte mehr Sprit. Also entnahm er noch einmal zwanzig Liter aus dem Tank, vielleicht sogar vierzig, um auch wirklich saubere Brandstifter-Arbeit zu leisten. Autoreifen verbrennen nämlich so leicht nicht ganz. Dann hat er ein Streichholz reingeworfen und ist abmarschiert. Und jemand, der das tut, rettet keinen Billson.«
»Aber wo ist dann Billson?«
»Keine Ahnung. Vielleicht finden wir seine Leiche in der Nähe.«
Mir fiel etwas ein. »Ich hatte in England einen Mitarbeiter auf Billson angesetzt. Der Mann war der Ansicht, daß auch noch andere Leute hinter Billson her waren. Und dann – Hesther Raulier …« Ich zog meine Brieftasche heraus und suchte den Zettel, den sie dem Flugticket beigefügt hatte. Ich überflog ihn noch einmal und reichte ihn dann Byrne.
Er las die paar Zeilen und sagte dann: »Kennen Sie diesen Kissack?«
»Nie gehört.«
»Ich auch nicht.« Er reichte mir den Zettel zurück.
»Noch etwas«, sagte ich. »Billson dürfte eine Menge Geld mit sich geführt haben. Wahrscheinlich aus England herausgeschmuggelt. Wir haben strenge Devisenausfuhr-Gesetze, wissen Sie.«
»Was ist für Sie eine Menge Geld?«
»So um die sechzigtausend Pfund.«
Byrne pfiff durch die Zähne. »Das nenne auch ich eine Menge Geld.« Er fuhr herum und hantierte im Ladeteil des Landrover herum, wo alles, was von zwei Koffern übrig war, nur noch aus Schlössern, Scharnieren, Metallrahmen und einem Haufen Asche bestand. Er sagte: »Ob Billson sein Geld in den Koffern hatte, als das Feuer gelegt wurde, können wir ohne gerichtschemisches Labor nicht feststellen – und solche sind in dieser Gegend verdammt selten. War das allgemein bekannt, daß Billson mit dem Zaster unterwegs war?«
»Ich glaube kaum«, sagte ich. »Es ist auch nur eine persönliche Vermutung.«
»Ich glaube nicht, daß Sie ein Monopol auf Vermutungen haben«, sagte Byrne. »Und eine Menge Leute sind auch schon für weniger Geld umgelegt worden.«
Als wir von dem Landrover fortgingen, sagte ich: »Komisch, daß der Kerl, der das angerichtet hat, bei einem leeren Kanister den Verschluß wieder zumacht, zumal er ihn doch offensichtlich stehenlassen wollte.«
»Wahrscheinlich eine automatische Geste«, sagte Byrne. »Ich mach das auch immer. Gar keine schlechte Angewohnheit.«
»Ich wüßte trotzdem gern, was Billson hier gesucht hat.«
»Das abgestürzte Flugzeug, wie Sie gesagt haben. Und er hätte es auch fast gefunden. Es liegt sieben Kilometer weiter nördlich. Ich wollte dahin fahren, ehe wir hier aufgehalten wurden. Billson muß in Tam davon gehört haben, der Idiot.«
»Aber das kann doch nicht …«, begann ich.
»Natürlich ist es nicht das Flugzeug seines Vaters. Eine französische Militärmaschine, die notlanden mußte, als damals in Arak eine Atombombe gezündet werden sollte. Die Besatzung ist mit einem Hubschrauber herausgeholt worden. Später kamen die Franzosen noch einmal zurück, um Motoren und Instrumente auszubauen. Den Rest ließen sie zum Verrotten liegen.«
Byrne fing wieder ein Gespräch mit Mokhtar an, und ich setzte mich auf einen Stein und fühlte mich deprimiert. Billson war sicher der größte Narr in der Geschichte der Sahara. Wahrscheinlich hatte er die Betriebsanleitung für Landrover gelesen und die Herstellerangaben über den Treibstoffverbrauch als Evangelium genommen. Aber es ist eine Sache, über die Autobahn zu schnurren, und eine andere, sich durch die Koudia hindurchzukämpfen. Ich halte es für zweifelhaft, ob wir bei unserem
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