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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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sonnengebräunt als vielmehr von der Sonne verbrannt, wie es ja hellhäutigen Menschen oft ergeht; von seiner Stirn schälte sich die Haut in schmalen Streifen ab, Bailly war dunkler, ihm machte die Sonne weniger aus.
    Byrne sagte: »Ich bin Byrne. Wie ich höre, suchen Sie mich.«
    Kissack blickte hoch, und seine Augen weiteten sich. »Sie sind Byrne?«
    »Ja.« Byrne zog den Schleier herab. Wirklich schade, daß Kissack nicht wissen konnte, daß das ein Zeichen von Geringschätzung war.
    Kissack lächelte. »Aber setzen Sie sich, Mr. Byrne. Trinken Sie was?« Kein Zweifel, Kissack war ein Engländer, aus London, dem Akzent nach.
    »Danke.« Byrne setzte sich. »Ich trinke ein Bier.« Kissacks Blick heftete sich nachdenklich auf meine exotische Gestalt. Byrne wies mit dem Daumen auf mich. »Er trinkt nichts, das ist gegen seine Religion. Höchstens Limonade.«
    Kissack hob den Arm, der Kellner kam und nahm die Bestellung entgegen. »Mein Name ist Kissack. Das ist Monsieur Bailly.«
    Bailly brummte nur, und Byrne nickte knapp. Kissack sagte: »Wie ich höre, interessieren Sie sich für Flugzeuge, Mr. Byrne.«
    »Ja.«
    »Abgestürzte Flugzeuge.«
    »Ja.«
    Kissacks Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er bekam die Antworten zu hören, die er erwartet hatte, aber wohl etwas zu einsilbig für seinen Geschmack. »Und darf ich fragen, warum?« Seine Stimme war aalglatt.
    »Vielleicht, weil ich selber mal Flieger war.«
    »Ach so. Also ein mehr allgemeines Interesse.«
    »Ja.«
    Kissacks Blick flatterte zu Bailly, der aber nur wieder einen Brummton von sich gab. »Irgendein Flugzeug, an dem Sie besonders interessiert sind?«
    »Eigentlich nicht. Interessant sind sie alle.«
    »Ich verstehe. Was ist denn das interessanteste Flugzeug, auf das Sie bis jetzt gestoßen sind?«
    Der Kellner kam. Er stellte ein Bier auf den Tisch und reichte mir die Limonade.
    Byrne antwortete nicht gleich. Er nahm das Glas und studierte die aufsteigenden Blasen.
    »Würde sagen – das Wrack einer Avro-Avian oben in der Tanezrouft. Interessante Geschichte. Hieß ›Kreuz des Südens‹ und gehörte Kingsford-Smith. Flog die Kiste 1931 von Australien nach England. Wurde dann von einem Burschen namens Lancaster übernommen, der Amy Mollisons Rekordflug nach Kapstadt brechen wollte.« Byrne trank, dann fügte er trocken hinzu: »Klappte aber nicht.«
    Kissack gab sich neugierig: »Wann war das?«
    »1933. Das Wrack wurde erst 1962 gefunden. Die Wüste hält vieles verborgen, Mr. Kissack.«
    »Gibt's noch mehr alte Flugzeuge?«
    »Das ist das älteste. Soviel ich weiß.«
    Byrne spielte Katze und Maus mit Kissack; er versuchte ihm zu entlocken, was er tatsächlich wollte. Ich schob das Limonadenglas unter meinen Schleier und schlürfte. Es war ganz erfrischend.
    »Gibt's welche, die ungefähr so alt sind?«
    »Da müßte ich nachdenken. Aus dem Krieg liegen noch ein paar Dutzend an Orten, die nicht schwer zu erreichen sind. Eine Kiste habe ich selbst zu Bruch geflogen.«
    »Nein – ich meine: aus der Zeit vor dem Krieg.«
    »Da gibt's nicht mehr viele. Warum sind Sie interessiert, Mr. Kissack?«
    »Ich bin Reporter«, sagte Kissack. »Ich mache Recherchen.«
    »In der Sahara?« fragte Byrne ironisch.
    Kissack breitete die Hände aus. »Hobbyferien. Wollte eigentlich nur ein bißchen in der Gegend rumreisen, aber dann hat meine journalistische Neugier die Oberhand gewonnen.«
    Byrne nickte zu Bailly hin. »Auch Reporter?«
    »Nein, nein. Monsieur Bailly ist mein Führer.«
    Wenn Bailly ein Touristenführer war, dann allenfalls in den finsteren Vierteln der Kasbah von Algier.
    Byrne sagte: »Ist das alles, was Sie von mir wollen?«
    Kissack streckte seine Hand aus. »Wie lange leben Sie schon hier, Mr. Byrne?«
    »Fünfunddreißig Jahre.«
    »Dann, bitte, bleiben Sie doch. Ich möchte gern mit Ihnen reden. Macht Spaß, mal wieder mit einem Menschen in der eigenen Sprache reden zu können. Ich spreche nur wenig Französisch und Monsieur Bailly überhaupt kein Englisch.« Kissack war ein verdammter Lügner, denn Bailly hing wie ein Blutegel an Byrnes Lippen. Kissack sagte: »Trinken Sie doch noch ein Bier mit uns, Mr. Byrne – das heißt, wenn Sie nicht in Eile sind.«
    Byrne spielte den Zögernden, dann sagte er: »Ich hab' nichts vor. Von mir aus – also noch ein Bier. Wenn Sie mich ausfragen wollen, nehm ich's als Honorar.«
    »Ausgezeichnet«, meinte Kissack begeistert und winkte dem Kellner. »Ich brauche noch ein bißchen

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