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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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unmißdeutbare Geräusch eines schwerfälligen Starters zu uns, der sich vergeblich bemühte, einen Automotor anzuwerfen. Das Geräusch kam noch ein paarmal, dann mußte der Motor, der leiser lief, angesprungen sein, denn danach hörten wir nichts mehr. Byrne sagte: »Vielleicht hauen sie ab.«
    »Vielleicht nur ein Trick, um uns aus der Deckung zu locken.«
    Byrne nickte. Wir blieben.
    Zehn Minuten vergingen. Dann ertönte ein Ruf. Ich spähte zur Düne hoch, blieb aber in Deckung. Da oben stand Konti und rief und winkte. Byrne holte tief Luft. »Jetzt holt mich der Geier«, sagte er. »Komm, wir schauen, was er will.«
    Wir kletterten die Düne hoch, und Konti fing sofort an, mit wilden Gebärden auf Byrne einzureden. Er war ziemlich aufgeregt, und das war nur zu begreiflich, er hatte ja auch fünfzehn aufregende Minuten hinter sich. Konti zeigte auf die Senke hinter der Düne; Byrne marschierte mit Konti los, und ich versuchte, sie einzuholen. Wir sahen Reifenspuren – und wir sahen auch, daß jemand viel Blut verloren hatte, mindestens einen halben Liter. Byrne hockte sich nieder und zeigte auf eine Stelle, wo ein Reifen über den blutgetränkten Sand gerollt war. »Kissack«, sagte er. »Da ist das Zeichen, das ich ihm in den Hinterreifen geschnitten habe.«
    »Was ist passiert?«
    »Was passiert ist, ist, daß du Gott danken kannst, daß wir gestern Konti aufgelesen haben. Er hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet.«
    »Aber wie?«
    Byrne sprach wieder ein paar Minuten lang mit Konti, dann sagte er zu mir: »Konti erzählt, daß drei Männer hier waren. Nach seiner Beschreibung Kissack, Bailly und anscheinend noch ein Araber. Kissack und der Araber lagen auf der Düne, Kissack war der Schütze; Bailly stand beim Wagen. Da hat Konti sich angeschlichen und mit einem Messer nach Bailly geworfen.«
    »Mit einem Messer?« sagte ich verblüfft. »Und deswegen hat Bailly solch ein Geschrei gemacht?« Ich begriff das nicht. Normalerweise gibt ein Mensch mit einem Messer im Leib nicht derartige Töne von sich, es kommt natürlich darauf an, wo ihn das Messer getroffen hat. Ich sah mich um. »Wie konnte Konti auf Wurfweite herankommen? Hier ist nirgends Deckung.«
    »Du hast das Messer nicht gesehen«, sagte Byrne. »Nachdem Bailly getroffen war, ist es in den Sand gefallen. Konti mußte es sich erst wieder holen, ehe er uns rief.«
    Byrne sagte Konti ein paar Worte und streckte die Hand aus. Konti griff unter sein Gewand und brachte ein Messer zum Vorschein, wie ich noch nie ein Messer gesehen hatte. Die Klinge war etwa vierzig Zentimeter lang und aus daumendickem Stahl geschliffen. Der Griff war etwa dreißig Zentimeter lang, aber was da sonst noch war, ist schwer zu beschreiben. Der Griff war im Halbkreis gebogen, und zwei weitere Klingen, im rechten Winkel aufgesetzt, ragten – mit Widerhaken an den Enden – daraus hervor. Da war eine Vielzahl von Schnittkanten, und jede einzelne war rasiermesserscharf. Außerdem war das ganze Ding ziemlich verrostet.
    »Das ist ein museri«, sagte Byrne. »Das Wurfmesser der Teda. Es wird waagerecht aus der Hüfte geworfen und kann ein Pferd im vollen Galopp fällen. Es wird zur Jagd verwendet, aber es kann einem Menschen auch noch auf fünfzig Meter den Fuß abhacken. Bailly hat überhaupt nicht mitgekriegt, was ihn da erwischt hat; aber Konti sagt, es hätte ihm den linken Fuß fast abgehackt und den rechten schwer verletzt.«
    Ich sah auf die rostigen Klingen. »Und wenn ihn nicht der Blutverlust umbringt, dann stirbt er an Blutvergiftung«, bemerkte ich. Was dieses Ding ihm angetan hatte, hätte auch jeden anderen zu Todesschreien getrieben.
    »Ich will's hoffen«, sagte Byrne barsch. Er nahm mir die seltsame Waffe aus der Hand und gab sie Konti zurück. Konti grinste fröhlich. »Konti sagt«, berichtete Byrne, »daß er mit diesem Messer seinen Blutrache-Feind in der Tibesti getötet hat.« Er warf noch einen Blick auf das Blut im Sand, dann sagte er achselzuckend: »Komm, schauen wir uns mal den Sachschaden an.«
    Der Sachschaden war beträchtlich. Drei Reifen in Fetzen geschossen und nur zwei Reservereifen vorhanden. Aber das war noch nicht das Schlimmste: Auch der Tank hatte ein Loch.
    Kurz vor der Schießerei hatten wir den Tank aus den Kanistern aufgefüllt – selbst mit heilen Reifen hätten wir nicht genug Sprit für die Weiterfahrt nach Bilma gehabt.
    Ich sagte: »Wir haben ausreichend Wasser und Lebensmittel. Wir brauchen uns nur in den Sand zu setzen und

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