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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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wirtschaftlichste Methode, Wasser zu kochen.« Eigentlich ganz einfach. Der Wasserraum, der einen Liter aufnehmen konnte, umgab gewissermaßen einen Kamin, in dessen Brennkammer unten Byrne nun ein Papierknäuel und ein paar Akazienzweige stopfte, anschließend – nachdem er das Ganze mit einem Streichholz angezündet hatte – auch noch ein paar Kamelmist-Oliven. Es brannte heftig, aber ohne Geruch. Fünf Minuten später hatten wir kochendheißes Wasser. Unsere Mahlzeit bestand aus Brot, Käse und Minztee, und unser Mörder langte auch kräftig zu. »Frag ihn doch nach seinem Namen«, bat ich Byrne. »Ich kann ihn doch nicht ständig ›der Mann, der früher Konti hieß‹ nennen.«
    Während Byrne mit dem Mann sprach, sagte Paul plötzlich: »Wenn ein Mörder im Wagen ist, fahre ich nicht weiter mit. Ich bin nicht gefragt worden, ob er sich uns anschließen darf.«
    Byrne brach abrupt sein Gespräch ab und ging auf Paul los. »Dann werden Sie den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen müssen, die Richtung können Sie sich aussuchen. Dieser Mann ist vermutlich ein besserer Mensch als Sie. Und der Grund, weshalb Sie niemand nach Ihrer Meinung gefragt hat, ist ganz übersichtlich. Es kümmert mich einen Dreck, was Ihnen paßt oder nicht paßt. Kapiert?« Er wartete keine Antwort ab und unterhielt sich weiter in gutturalen Lauten mit dem Mörder.
    Pauls Gesicht nahm die Farbe von gekochten roten Beten an. Ich sagte milde: »Ich hab' Ihnen doch gesagt, daß Sie Byrne aus dem Weg gehen sollen. Sie lernen auch niemals dazu, nicht wahr?«
    »So darf er nicht mit mir reden!« murmelte Paul.
    »Er hat aber soeben so mit Ihnen geredet«, klärte ich ihn auf. »Und was, zum Teufel, gedenken Sie dagegen zu unternehmen? Nichts. Denn zwischen Ihnen und dem Tod steht einzig und allein Byrne.«
    Er verfiel in schmollendes Schweigen.
    Byrne hatte sein Gespräch beendet und berichtete mir. »Er hat nichts dagegen, wenn man ihn nun wieder Konti nennt. Ich kenne mich in seiner Sprache nicht gut aus, aber er kann etwas Arabisch – ich habe mich kaum geirrt. Vor drei Jahren hat er in der Tibesti einen Mann getötet, und er ist seitdem auf der Flucht. Vor kurzem hat er erfahren, daß das Blutgeld entrichtet ist, also darf er nun wieder heim.« Er hielt inne. »Blutgeld ist vielleicht nicht das richtige Wort – Blutkamele. Geld ist nicht so geläufig in der Tibesti.«
    »Wie viele Kamele ist denn ein Menschenleben wert?«
    »Fünf.«
    »Oder die Hälfte eines Flugzeugs Baujahr 1930.«
    »So kann man's auch sehen«, sagte Byrne. »Der Namenswechsel ist natürlich nur ein Ritual. Weißt du, was Konti gemacht hat, als er flüchtete? Er tötete eine Antilope, schnitt sich zwei Stücke aus den mächtigen Eingeweiden heraus und zog sie sich wie Strümpfe über die Füße. Dann sprang er so lange auf und ab, bis der Überzug zerriß. Ein Symbol für die Vernichtung der Spur – verstehst du?«
    »Unheimlich«, fand ich.
    »Ja, komische Leute, diese Teda. Sind mit den Tuareg verwandt, aber das geht weit in die Vergangenheit zurück.« Er blickte zur Sonne hoch. »Wir müssen weiter. Ich will vor Einbruch der Dunkelheit hinter Fachi sein.«
    Wir fuhren schnell und gelangten bald in eine Region, in der die Dünen immer höher wuchsen, oft über hundert Meter hoch. Da Byrne die ganze Zeit am Steuer gesessen hatte, bot ich ihm an, ihn abzulösen. Aber davon wollte er nichts wissen. »Später vielleicht, nicht hier. Du bleibst nur im Sand stecken. Durch weichen Sand zu fahren, ist eine Kunst. Man muß die Windkanten genau im richtigen Winkel angehen.«
    Einmal erspähte ich ein Tier mit großen Ohren, das über eine Düne huschte. »Ein Wüstenfuchs«, sagte Byrne. »Verschafft sich Flüssigkeit, indem er Insekten und Jerboas frißt. Jerboas können in ihrem eigenen Körper Wasser erzeugen. Jedenfalls hat mir das mal einer erzählt, der extra hierher kam, um diese Tiere zu studieren. Im Sommer zeigt sich der Wüstenfuchs nie bei Tag. Da ist es verdammt heiß hier.«
    Fachi war eine kleine, elendigliche Oase. Wir waren jetzt über hundertsechzig Meilen vom Baum von Ténéré entfernt. Die Menschen, die hier lebten, waren Negroide, die Frauen trugen Ringe in den Nasen. »Das sind Fulani«, sagte Byrne mit einem Anflug von Geringschätzigkeit. »Die Tuareg mögen sie nicht, und sie mögen die Tuareg nicht. Wir bleiben nicht hier – die stehlen dir die Hose vom Arsch weg.«
    Wir hielten nur an, um die Wasserkanister aufzufüllen und eine Zicke zu

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