Atemlos
Steigung hinauf, die zum Fort in Bilma führt. Die Landrover wurden mit deutscher Präzision vor dem Tor in Reih und Glied geparkt, und ich öffnete die Tür. »Vielen Dank fürs Mitnehmen.«
Der Fahrer nickte. »Mein Name ist Helmut Schäffer. Vielleicht sehen wir uns noch auf ein Bier im Restaurant?«
»Eine gute Idee. Ich bin Max Stafford. Wo ist das Restaurant?«
»Das wissen Sie nicht?« Überraschung lag in seiner Stimme.
»Von Bilma selbst habe ich noch nicht viel gesehen. Wir sind erst gestern abend angekommen.«
»Ach so.« Er zeigte die Straße hinab und dann rechts. »Dort drüben. Sie können es nicht verfehlen.«
Wie Byrne vorausgesagt hatte, sammelte er nun die Pässe ein. Ich stand noch ein wenig herum und sprach mit einem Herrn in mittleren Jahren, der sich über die Wunder verbreitete, die er im Norden besichtigt hatte. Schäffer trug den Stapel Pässe ins Fort, und die Reisegesellschaft zerstreute sich. Ich schlenderte nun auch lässig davon und hielt mich an ein Trio, das offenbar das Restaurant ansteuern wollte.
Auch das war genau so, wie Byrne es beschrieben hatte – ein vergammelter Schuppen. Die Touristen warfen zweifelerfüllte Blicke auf das sonnengebleichte Schild und die abbröckelnden Wände und murmelten wenig Vertrauensvolles, entschlossen sich aber dann doch, den Vorstoß zu wagen. Ich folgte ihnen dicht auf den Fersen.
Die Wände waren nackt, an der einen Seite gab es eine Theke, außerdem ein paar altgediente Tische, unordentlich verteilte Stühle und an zwei Wänden eine Bank. Auf der Bank an einem Ecktisch saß Kissack.
Der Mann neben Kissack trug Landestracht, aber ein Targui war er nicht, denn er hatte keinen Schleier. Wahrscheinlich der Araber, den Konti gesehen hatte. Kissack stocherte in einem Omelett.
Kissack blickte hoch und beäugte uns neugierig. Ich drehte mich weg und fing mit einem Deutschen neben mir ein Gespräch an und warf die Frage auf, ob das Essen hygienisch einwandfrei sei; der Tourist riet mir, mich an Eier zu halten. Kissack verlor das Interesse an uns und schaute sich wieder an, was er auf dem Teller hatte.
Das brachte mich auf eine Idee. Ich ging durch den Gastraum zu ihm hin, baute mich vor seinem Tisch auf und fragte ihn auf deutsch, ob er das Omelett empfehlen könne.
Er sah mich an und sagte: »Wie? Sprechen Sie kein Englisch?«
Ich produzierte ein Lächeln, wiewohl mir nicht danach zumute war, diesen Mörder anzulächeln, und plapperte in fröhlichem Englisch drauflos: »Wollte fragen, ob das Omelett okay ist. Sorry, aber ich war die ganze Zeit mit diesen Leuten unterwegs, da spricht man schon automatisch deutsch.«
Er brummte nur. »Das Omelett ist nicht schlecht.«
»Vielen Dank. Mit einem Bier kriegt man's sicher runter.« Ich setzte mich an den Nebentisch, dicht neben ihn.
Er wandte sich ab und sprach leise mit dem Araber. Die Sonne hatte Kissack nichts erspart. Er hatte Sonnenbrand im Gesicht, die Haut schälte sich. Das tat mir gut – seinen Mörderlohn verdiente er sich nicht auf die leichte Tour. Der Kellner kam, ein Flugzeug dröhnte niedrig über die Stadt. Kissack machte eine hastige Bewegung, der Araber stand auf und ging hinaus. Ich bestellte mir ein Bier und ein Omelett. Ich drehte mich um und schaute durch das Fenster hinter mir. Der Araber ging zum Fort hinauf.
Bald kam auch das Bier, ein nicht allzu sauberes Glas wurde mir hingestellt. Ich schenkte mir aus der Bierflasche ein und fragte mich, wie ich Kissack angehen sollte. Byrne hatte gut reden: »Dann setzt du dich zu ihm und quetschst ihn aus.« So weit war ich nun, aber wie weiter? Ich konnte ihn ja nicht gut fragen: »Na, wie läuft denn so das Killergeschäft?«
Aber irgendwie mußte ich anfangen, und die alten Maschen sind vielleicht immer noch die besten. Also fragte ich dummdreist: »Haben wir uns nicht schon einmal gesehen?«
Er brummte und sah mich von der Seite an. »Woher kommen Sie denn?«
»Aus dem Norden. Über den Col des Chandeliers.«
»Da bin ich nie gewesen.« Er wandte sich wieder seinem Teller zu.
Ich blieb am Mann. »Dann muß es in England gewesen sein.«
»Nein«, sagte er patzig und sah nicht einmal mehr hoch. Ich trank von meinem Bier. Verdammter Byrne! Wie gut hatte sich der Plan angehört; Landsleute, die sich auf Reisen treffen, plaudern doch sonst immer gern ein bißchen. Aber Kissack war schlecht gelaunt, mürrisch und höchst ungesellig. »Ich hätte schwören können …«, sagte ich.
Kissack blaffte mich an. »Hören Sie
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