Atemlos - Toedliches Erbe
unglücklicher Unfall, Pater, den ich zutiefst bedaure.«
Den du zutiefst bedauerst, du kleiner Haufen Scheiße? Zutiefst BEDAUERST?
All die Jahre akribischer Planung, Jahre, in denen er ein mustergültiges Leben geführt hatte, waren soeben in Rauch aufgegangen. Und das nur, weil die Menschen, die ihm Rechenschaft schuldig waren und denen er – wenn auch in begrenztem Maße – vertraute, ihn im Stich gelassen hatten. Er hätte es wissen müssen. Wenn man wollte, dass ein Job ordentlich erledigt wurde, machte man ihn selbst. Dummerweise war es ihm nicht möglich, sich an
zwei
beschissenen Orten gleichzeitig aufzuhalten. Monk veränderte seine Position im Sessel.
»Ein unglücklicher
Unfall?
Eine Autoverfolgungsjagd ist ein unglücklicher
Unfall?
Wie sonst hätte die Geschichte enden können, wenn ein Mann von zwei Möchtegern-Killern mitten in der Nacht auf offener Straße gejagt wird? Hättest du den Plan gründlich durchdacht, hättest du dafür gesorgt, dass Dr. North an irgendeinem anderen Ort in Sicherheit gebracht wird.
Bevor
sie getötet wurde.«
»Ich habe Sie enttäuscht, Pater.«
Enttäuscht?
Ohne Dr. Norths Zutun, ohne ihr Fachwissen, war es völlig unmöglich, diesen gründlich ausgearbeiteten, sorgfältig durchdachten Plan weiter voranzutreiben. Nein, unmöglich nicht. Nichts war unmöglich. Ihr Tod machte das, was er zu tun beabsichtigte, lediglich zu einer … größeren Herausforderung.
Nur war Monk nicht in der Stimmung für Herausforderungen. Er war nicht in der Stimmung, mit anzusehen, wie man seine Pläne durchkreuzte. Sie hinauszögerte. Und doch war es so. Er war gezwungen, dies alles zu ertragen.
»War das etwa Ironie, mein Sohn? Das Wort
enttäuscht
ist nämlich eine grobe Untertreibung.« In den Schlüsselmärkten würden
Rapture
-Labore eingerichtet werden müssen. Und das bedeutete mehr Zeit, mehr Personal und noch mehr Gelegenheiten, ihn zu hintergehen. Szik war ein notwendiges Übel. Er würde beseitigt werden müssen, sobald die Zeit dafür gekommen war. Eine Aufgabe, die in seinem Kalender fest eingeplant war – und die er selbst übernehmen musste. Es war offenkundig, dass er keinem anderen trauen konnte.
Diese neue Entwicklung war in jeder Hinsicht völlig inakzeptabel. Schon die Vorstellung, welche Folgen es haben würde, in dieser abschließenden, entscheidenden Phase nicht auf die Kompetenz und das Wissen von Dr. North zurückgreifen zu können, trieb ihm die Schweißperlen auf die Stirn. Jahre aufreibender Arbeit waren im Begriff, auf ein Zeitfenster von gerade mal zwei Wochen reduziert zu werden. Monk hatte dies präzise wie ein Schweizer Uhrwerk geplant. Jedes bewegliche Teil war sorgsam manipuliert und schließlich ins Spiel gebracht worden.
»Ich hatte ausdrücklich angeordnet, dass
nur
Maguire ausgeschaltet und dass Dr. North auf direktem Wege
zum Labor
gebracht werden sollte. Hat dich diese Anweisung in irgendeiner Weise
überfordert
, Szik?«
»Nein, Pater. Ich wäre ja … Ich hätte es ja selbst gemacht, aber Sie hatten mich angewiesen …«
»Jetzt ist es also meine Schuld, dass du versagt hast? Ist es das, was du mir sagen willst, mein Sohn?«
»Keineswegs, Pater.«
»Du hast dich doch vergewissert, dass sich beide, dieser Mann und Dr. North, in dem ausgebrannten Fahrzeug befunden haben? Dass sie beide tatsächlich tot sind?« Noch immer hegte Monk einen winzigen Funken Hoffnung. Selbst in einem Streckverband wäre die Frau noch nützlich. Brandopfer waren bekanntermaßen leicht zu beeinflussen. Der Tod war endgültig. Eine schwere Verletzung indes – damit ließe sich arbeiten.
Sziks Lider flatterten nervös, und er ließ seinen Kopf noch tiefer sinken. »Selbstverständlich, Pater.«
»Und Branah und Raimi?« Die den Wagen gefahren hatten, der Dr. North hatte bergen und zurückbringen sollen. »Was ist aus ihnen geworden?«
»Ich habe sie eliminieren lassen. Es wurde so arrangiert, dass es wie ein Frontalzusammenstoß aussah.«
Er hielt sich ja für so gottverdammt gerissen. Bloß wurde er nicht fürs Denken bezahlt, sondern dafür, dass er Dinge in die Wege leitete.
Am liebsten hätte Monk ihn erledigt. Jetzt gleich. Er konnte es nicht ertragen, Sziks Visage noch eine einzige Sekunde länger vor sich zu sehen. Mitunter jedoch war das Zweckdienliche nicht so befriedigend wie ein langsames, in die Länge gezogenes Ende. Warum sich dieses Minimums an Freude berauben? Langsam wäre es so unendlich viel zufriedenstellender. Zudem würde es seinen
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