Atemlos - Toedliches Erbe
Geburtstag.«
Gütiger Himmel. Selbst angesichts unwiderlegbarer Beweise versuchte sie noch, sich aus der Sache rauszumogeln. »Du irrst dich. Das hier wurde am 8. Februar aufgenommen. Schau doch auf die Datumskennung.«
Ihre peridotfarbenen Augen blieben standhaft und entschlossen, als sie ruhig erwiderte: »Lesen kann ich ebenso gut wie du, Rand. Die Datumskennung ist manipuliert worden.«
Ihr Herz pochte so laut, dass sie es hören konnte, als sie sich selbst dabei beobachtete, wie sie durch die leeren Flure ging. Ihre Hände, zwischen denen sie immer noch das Glas balancierte, waren kalt und feucht. Das Video war auf keinen Fall in der fraglichen Nacht aufgenommen worden. Allerdings hatte jemand sehr viel Mühe darauf verwendet, eben diesen Eindruck zu erwecken.
Auf dem Bildschirm trug sie ihren schwarzen Regenmantel und Stiefel. Es war also nicht so, als hätte sie zwischendurch ihre Kleidung gewechselt, was die Manipulation mühelos erkennbar gemacht hätte. Nur hätte sie unter dem Mantel ebenso gut Jeans oder ein Cocktailkleid tragen können. Den Regenmantel trug sie ständig, schließlich war dies Seattle. Um diese Jahreszeit regnete es dort ununterbrochen.
Allerdings veränderte sich auf dem Gang durch die Flure ihre Frisur ein wenig. Gewöhnlich trug sie ihr Haar bei der Arbeit zu irgendeiner Art von Zopf geflochten, damit es ihr nicht ins Gesicht hing. Etwa eine gute Minute lang hatte sie einen französischen Zopf. Als sie jedoch die Tür zum Hauptlabor aufschloss, wechselte er für einen winzigen Augenblick zu einem lockerer geflochtenen Zopf, gleich darauf wieder zu der französischen Variante. Als die Kamera sie dann an ihrem Schreibtisch beim Hochfahren des Computers erfasste, war es wieder der locker geflochtene Zopf.
»Sieh doch, mein Haar, Rand. Mein Zopf verändert sich.«
»Sieht immer gleich aus, finde ich«, gab Rand zurück. Er war voll konzentriert: die Ellbogen auf den Knien, die Augen auf den Bildschirm geheftet.
»Dies wurde nicht alles am selben Tag aufgenommen, nicht mal zur selben
Tageszeit
«, hakte sie ungeduldig nach. »Nicht nur mein Haar sieht anders aus. Sieh doch, der Kragen meines Regenmantels.« Sie deutete darauf. »Genau da. Man kann erkennen, dass ich einen cremefarbenen Pulli anhatte!« Ab und zu, wenn sie sich bewegte, war ein etwas hellerer Streifen Stoff zu sehen. »Als ich kurz davor den Eingangsbereich betrat, trug ich noch eine graue Bluse. Du bist doch hier der Securityexperte. Dann wirst du doch wohl erkennen können, dass da jemand dran herumgepfuscht hat?«
Er hob die Hand, um sie abzuwürgen. »Halt den Gedanken fest. Sehen wir uns jetzt das andere an«, wandte er sich in grimmigem Ton an den Anwalt.
Mancini erhob sich, ließ die DVD herausfahren und ersetzte sie durch die zweite. Dann setzte er sich wieder auf seinen Sessel und schwenkte ihn herum, um die Szene – wortlos, das Gesicht eine Maske – zu betrachten. Auch Rand sagte kein Wort, als er ihren Wagen vor dem weihnachtlich geschmückten Haus seiner Eltern in Seattle vorfahren sah. Sie erinnerte sich: Damals hatte sie gedacht, wie eigenartig es doch war, sich all die Mühe zu machen, wo sie beide doch nicht einmal über die Feiertage bleiben würden.
Als sie die Bilder jetzt sah, wurde ihr angst und bange. Ihre Ankunft war gefilmt worden!
Natürlich hatten Paul und Catherine Überwachungskameras auf ihrem weitläufigen und kostspieligen Anwesen. Sie war nie auf den Gedanken gekommen, zu versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Zweimal war sie dort zu Besuch gewesen, das erste Mal anlässlich ihrer Verlobungsfeier.
Verdammt! Sie hoffte inständig, dass dies nicht die Aufnahme von jenem Abend war. Sie hatte ein bisschen zu tief ins Champagnerglas geschaut, und obwohl sie nicht auf den Tischen getanzt oder splitternackt durch die Nachbarschaft gezogen war, hatte sie doch ein kleines Nickerchen auf Rands Jugendzimmerbett gehalten – während die Party unten in vollem Gang gewesen war. Rand hatte sie vorsichtig geweckt, trotzdem war es ihr peinlich gewesen, ausgerechnet an einem der wunderbarsten Abende ihres Lebens beduselt eingeschlafen zu sein. Noch dazu im Haus ihrer künftigen Schwiegereltern.
Das zweite Mal war sie im Vorfeld ihrer für Februar geplanten Hochzeit dort gewesen. Seine Mutter hatte sie eingeladen, auf einen Cocktail und einen Plausch unter Mädels vorbeizuschauen. Sie hatte sich auf diesen gesellschaftlichen Anlass unter vier Augen wirklich gefreut. Sie wusste, dass Catherine
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